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Sonntag, 18. August 2019

Antwort auf einen Kommentar: Warum definiere ich mich als Kopftuchträgerin?

"Warum definieren sie sich immer wieder als Kopftuchträgerin?" - "Weil ich eine bin!" 


  





Warum definiere ich mich als Kopftuchträgerin?

Antwort auf einen anonymen Kommentar, welche mir einen eigenen Blog-Eintrag wert ist, da ich das Thema durchaus interessant finde und Lust habe mich einmal schriftlich damit auseinander zu setzen.
 
Anonym hat einen neuen Kommentar zu deinem Post "Darum ist (m)eine lesbische Beziehung mit einer Frau so schön..." hinterlassen: 

"Warum definieren Sie sich immer wieder als "Kopftuchträgerin"? Warum sehen Sie sich nicht einfach als Mensch/Frau die eben diesen (vielleicht etwas exotischen) Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag?Sie würden Sich ja auch nicht als "Rock-Trägerin" oder "Handtaschen-Trägerin" definieren!?Es ist ja kein Geheimnis, dass ein Kopftuch durchaus auch seine Vorteile im Bezug auf Bequemlichkeit hat (gerade im Sommer), und dass es richtig gut und elegant aussehen kann (wenn man mal die gängigen Vorurteile stecken lässt) ist auch nichts Neues.Haben Sie doch einfach mehr Mut "Sie selbst zu sein".[...]"

Hierauf möchte ich natürlich gerne Antworten:
Ich definiere mich als Kopftuchträgerin, weil ich eine Kopftuchträgerin bin, ganz einfach. Es ist das offensichtlichste an mir, da ich es die meiste Zeit des Tages trage - ich trage es immer, wenn ich aus dem Haus gehe und ich trage es auch oft Zuhause, weil ich mich einfach wohl damit fühle und weil ich es sehr gerne trage.
Ich habe auch kein Problem damit, mich als ein Kopftuchträgerin zu sehen - denn das bin ich ja nun mal. Ich bin stolz darauf, ein Kopftuch zu tragen, weil es etwas besonderes für mich ist und eine besondere Bedeutung für mich hat und ich trage es gerne, weil ich es ja tragen möchte und weil ich es tragen will.
Für mich hat die Bezeichnung "Kopftuchträgerin" auch nichts abwertendes - es ist eher eine neutrale Zustandsbeschreibung meines äußeren Erscheinungsbildes, die mit einem Wort eigentlich alles sagt, was wichtig ist und keine Fragen mehr offen läßt. 
Ich finde es ja toll, dass ich ein Kopftuch trage und ich bin froh und glücklich darüber, dass ich meinen Weg  gehe und diesen Weg auch gehen kann. Und ich finde es gut, dass ich einfach ein Kopftuch tragen kann und dass es mir keiner verbietet oder vorschreibt - es ist ein Stück Freiheit für mich, die ich habe. Warum sollte ich mich also nicht als Kopftuchträgerin bezeichnen oder definieren?!

Eine Rockträgerin bin ich ja obendrein auch noch, weil ich ja fast nur Röcke und Kleider trage, denn ich finde, dass ich sie als Frau einfach tragen muss, und dass ich keine Hosen und Jeans tragen sollte. Röcke und Kleider sind nun mal die traditionelle Kleidung der Frau - und Hosen und Jeans sind für die Männer gemacht. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn Frauen Jeans und Hosen tragen, aber für mich ist das nichts - für mich sind sie sozusagen tabu. Ich kann mich höchstens mal zu Leggings mit einem passenden Oberteil dazu durchringen, weil Leggings eben eine besonders weibliche und feminine Form der Hose sind.
Ich mag meine Kleidung halt eher traditionell und konservativ, zumal das auch, im Gegensatz zu der heutigen Mode, sehr anständig, sittsam und züchtig ist. Wobei natürlich jede(r) für sich definieren muss, was "anständige Kleidung" ist - darüber kann und will ich mir kein allgemein gültiges Urteil erlauben. Und natürlich bezeichne ich mich im richtigen Kontext und Zusammenhang auch schon mal als "Rockträgerin", weil ich ja ganz offensichtlich auch eine Rockträgerin bin und das etwas ist, was mich ausmacht und auszeichnet - zumal es ja auch nicht alltäglich ist, dass eine Frau nur Röcke (und Kleider) trägt. 

Da ich, wie jede Frau, Handtaschen benutze und mit mir rumtrage, um das was ich so brauche zu verstauen, bin ich natürlich auch eine "Handtaschenträgerin", aber ich würde mich natürlich nicht als solche bezeichnen oder definieren, denn das macht jede Frau, es ist also nichts Besonderes und auch nichts, was mich auszeichnet. Ich für meinen Teil kenne zumindest keine Frau, die keine Handtasche besitzt, sie benutzt und sie nicht mit sich rum trägt, wenn sie weg geht. Das ist halt was vollkommen normales und gehört zum Frau-sein dazu.

Dadurch, dass ich in einer lesbischen Beziehung lebe, bin ich natürlich (trotz dessen, dass ich bisexuell bin) eine "Lesbe" und ich würde mich mittlerweile auch vollkommen als Lesbe bzw. als lesbisch definieren - aber ich würde mich nicht als solche bezeichnen, auch wenn es etwas ist, was mich ausmacht. Aber es ist ja nichts offensichtliches, das ist der Unterschied - wenn man mich auf der Straße sieht, dann sieht man mir ja nicht an, dass ich "lesbisch" bin und selbst wenn ich mit meiner Partnerin unterwegs bin, dann sieht man uns nicht an, dass wir lesbisch sind oder dass wir ein Paar sind und in einer lesbischen Beziehung zusammen leben. 
Ich schäme mich nicht dafür, aber ich muss es auch nicht jedem auf die Nase binden - also warum sollte ich mich, außer im privaten Kreis, als "Lesbe" oder "lesbisch" bezeichnen - selbst wenn ich mich so definiere?!    

Natürlich bin ich eine Frau, die diesen Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag - das hab ich ja auch schon oft gesagt und dass ich das Kopftuch durchaus ja auch sehr bequem, weiblich, schön und elegant finde und dass ich es auch deswegen gerne tragen möchte, ist ja auch kein Geheimnis.
Wenn ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, dann fasst es das doch sehr gut zusammen - und es hört sich besser an, als zu sagen, dass ich eine "Frau bin, die gerne ein Kopftuch trägt" - zumal Kopftuchträgerin auch kürzer ist.
Kopftuchträgerin finde ich halt besser und kürzer als "Frau, die gerne Kopftuch trägt".
Was ich auch noch sehr schön finde ist die Bezeichnung "Kopftuchmädchen" - auch wenn das mittlerweile leider eher negativ besetzt ist. Aber ich finde "Kopftuchmädchen" trotzdem sehr schön und bezeichne mich gelegentlich auch gern selber so. Ich bin ein eben Kopftuchmädchen - na und?! Ich bin ein "Mädchen" und ich trage ein Kopftuch - das kann jeder sehen und das ist ja auch offensichtlich und ich finde das gut so.
Aber ob nun Kopftuchmädchen oder Kopftuchmädchen - ich finde beides vollkommen in Ordnung und es trifft ja auch beides auf mich zu. Ich finde es auch nicht abwertend, im Gegenteil, ich sehe beide Bezeichnungen eher als Auszeichnung für mich und Hervorhebung einer Besonderheit, die mich auszeichnet - selbst wenn ich mich selbst damit nicht hervorheben oder über andere stellen will. Ich sehe es eher als eine neutrale Bezeichnung, denn egal ob ich mich nun als Kopftuchträgerin oder Kopftuchmädchen bezeichne - das macht mich ja nicht besser als andere. 

  
"Haben Sie doch einfach mehr Mut "Sie selbst zu sein".

Danke, aber diesen Mut habe ich bereits, deswegen trage ich ja ein Kopftuch - weil ich ganz "Ich selbst" bin und es gerne tragen will und möchte. 
Das Kopftuch gehört mittlerweile zu mir, wie meine Handtasche, meine Röcke oder eben meine Haare - mit dem Kopftuch bin ich "Ich selbst", es ist mittlerweile ein Teil von mir und es gehört zu mir. Ich habe es damals ausprobiert ein Kopftuch zu tragen und es hat mir gefallen, so daß ich es immer öfter in der Freizeit getragen habe - Zuhause oder auch wenn ich weg gegangen bin. Das hat mir gefallen und ich fand es schön. Und irgendwann hatte ich dann den Wunsch es "richtig" zu tragen und es immer zu tragen, so wie es eine Muslima tut. Dieser Wunsch ständig ein Kopftuch zu tragen wurde immer größer, so daß ich irgendwann nicht mehr anders konnte und mich für das Kopftuch entscheiden mußte, um mir diesen Wunsch zu erfüllen - und die Sehnsucht danach, ständig ein Kopftuch zu tragen zu beenden. Ich kann es mir nicht erklären, aber ich spürte einfach, dass es gut und richtig für mich ist und dass das Kopftuch einfach zu mir gehört, auch wenn ich eine Christin bin.  
Und das war der Deal für mich: Ich entscheide mich FÜR das Kopftuch und MUSS es wegen dieser Entscheidung IMMER und ständig tragen, wenn ich das Haus verlasse und mich in der Öffentlichkeit bewege, ganz egal, wo ich hingehe. 
Aber gerade am Anfang hat doch viel Mut dazu gehört, es als Deutsche und Christin, gemäß meines Wunsches und meiner Entscheidung ständig zu tragen: immer und unter allen Umständen, ganz egal, wo ich hingehe. Aber ich hatte diesen Mut dazu - was sollte ich auch anderes machen?! Die Sehnsucht danach es immer zu tragen war nicht mehr auszuhalten und ich hatte mich ja auch schon für das Kopftuch entschieden, also blieb mir meiner Vorstellung nach nichts anderes mehr übrig, als es nun auch zu tragen.
Wenn man es ständig tragen will, dann ist das natürlich schon etwas anderes, als wenn man es nur gelegentlich trägt. Denn wenn man es nur gelegentlich trägt, dann macht es Spaß es zu tragen und so zu sein, wie man will - da macht man sich keine Gedanken, was die Leute dazu sagen oder denken - oder es ist einem egal. Denn das Kopftuch ist ja nur "geliehen" - eine Ausnahme - es gehört nicht wirklich dazu.
Aber wenn man sich dafür entschieden hat, es ständig zu tragen, dann ist es plötzlich nicht mehr so egal, was die Leute darüber denken, denn jetzt trage ich es ja immer und es gehört zu mir und es ist plötzlich, als wenn man mir ansehen würde, dass ich es immer trage und mich bewußt dafür entschieden habe.
Da macht man sich natürlich erstmal schon Gedanken: 
  • was sagen die Leute, 
  • kann ich so überhaupt rausgehen
  • hält man mich für eine Muslima oder ist es den Leuten egal,
  • was sagen die Leute, wenn sie merken, dass ich Deutsche bin,
  • was sagen sie, wenn sie herausfinden, dass ich Christin bin,
  • wird mich jemand wegen dem Kopftuch blöd anmachen,
  • was denken die Leute, wenn sie mich so sehen,
  • was denken die Leute, über mich als Kopftuchträgerin
  • wie werden sie mich ansehen, 
  • wie werden sie mich behandeln, 
wenn ich ein Kopftuch trage??? Das sind alles so Sachen, über die man sich am Anfang Gedanken macht - auch wenn ich vorher schon unzählige Male mit Kopftuch unterwegs war.
Es war ja nun mein ausdrücklicher Wunsch und meine freie Entscheidung ein Kopftuch zu tragen - und es aufzuziehen und es umzumachen war leicht für mich. 
Aber es in der ersten Zeit, nach der Entscheidung, es ständig auch im Alltag zu tragen und überall damit hinzugehen und so zu sein, wie ich sein will und wie ich bin, das hat mich zuerst schon viel Mut und Überwindung gekostet - auch weil ich wußte, dass es nun ernst ist und ich jetzt keine andere Wahl mehr habe als es zu tragen. 
Aber es hat sich gelohnt, diesen Mut zu haben, denn die Leute reagierten bei weitem nicht so, wie ich es befürchtet habe: den meiste ist es eigentlich ziemlich egal, ob ich nun ein Kopftuch trage oder nicht, solange ich nur nett, freundlich, höflich und zuvorkommend zu Ihnen bin und sie gut behandel. 
Den meisten ist es wohl auch egal, ob ich nun Muslima oder Christin bin - nur dass ich Deutsche bin, sorgt manchmal für leichte Überraschung und Verwunderung, mehr aber auch nicht.
Mittlerweile ist es absolut normal für mich, ein Kopftuch zu tragen, wenn ich aus dem Haus gehe, es ist etwas ganz alltägliches für mich geworden und es gehört nun einfach zu mir. Auch wenn es in einigen Situationen immer noch Mut braucht ein Kopftuch zu tragen.
Ich mache mir mittlerweile auch keine Gedanken mehr darüber, was andere davon halten oder was sie darüber denken - oder was sie vielleicht von mir denken mögen.  
Ich bin so wie ich bin und ich bin so, wie ich sein will - Ich habe also durchaus den Mut "Ich selbst zu sein"
Und da bin ich natürlich stolz drauf. Nicht unbedingt darauf, dass ich nun Kopftuchträgerin bin und mich für das Kopftuch entschieden habe, aber durchaus darauf, dass ich den Mut hatte, mir den Wunsch zu erfüllen, ständig ein Kopftuch zu tragen und endlich so zu sein, wie ich sein will und das zu machen, was ich machen will, eben einfach, ich selbst zu sein, mit allen Konsequenzen.

Ich definiere mich zwar oft als "Kopftuchträgerin" (oder eben als "Kopftuchmädchen") aber ich finde das in Ordnung, denn ich bin ja auch eine Kopftuchträgerin und trage es die meiste Zeit des Tages - auch oft Zuhause, weil ich es eben gerne trage und mich wohl damit fühle - ohne Kopftuch fühle ich mich eben nicht "komplett angezogen". Es sieht weiblich, chic und elegant aus und das mag ich halt - auch Zuhause. Dass ich ein Kopftuch trage ist eben das offensichtlichste an mir - man sieht halt, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, also bezeichne ich mich auch gerne als solche und finde nichts "falsches" daran. Zumal ich in gewisser Weise ja auch stolz darauf bin, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, weil es ja irgendwie schon etwas besonderes für mich ist und weil das Kopftuch, dass ich trage, auch eine besondere Bedeutung für mich hat.
   
Sicher scheint es so, dass ich mich "nur" über das Kopftuch definiere, wenn ich mich des öfteren als Kopftuchträgerin bezeichne - was zu einem gewissen Teil ja auch stimmt, denn es ist ja mittlerweile ein integraler Bestandteil meiner Identität und meiner Persönlichkeit - es gehört halt zu mir als Person und Frau dazu und dem muss ich ja schon irgendwie Rechnung tragen - also warum sollte ich mich nicht als Kopftuchträgerin definieren oder als solche bezeichnen?!

Natürliche sehe ich mich auch noch, nach wie vor, "als Frau, die eben diesen (vielleicht etwas exotischen) Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag"
Und ich mag diesen doch eher konservativen Kleidungsstil wirklich sehr gerne, der, wenn man mal vom Kopftuch absieht, auch als "bescheidene Mode" oder "Modest-Fashion" bezeichnet wird und sich bestimmten Werten und Tugenden, wie Anständigkeit, Sittsamkeit, Züchtigkeit, Schamhaftigkeit, Bescheidenheit, Anspruchslosigkeit und Unauffälligkeit verpflichtet fühlt und der die Keuschheit und Würde der Frau in der Öffentlichkeit schützt und bewahrt, weil dies Kleidung eben dezent und unauffällig ist und dadurch die Attraktivität der Trägerin nicht zu sehr betont. 
Solch ein Kleidungsstil ist ja auch im Christentum und Judentum durchaus erwünscht - nicht nur im Islam - und für mich gehört das Kopftuch, welches ja auch im Christentum eine gewisse Rolle spielt (oder mal gespielt hat), einfach dazu - als i-Tüpfelchen sozusagen. Es rundet das Outfit und seine Gründe, Hintergründe und Funktion einfach ab. Und es ist ebenfalls in allen drei Religionen in unterschiedlichen Formen bekannt - hat aber durchaus in jeder mittlerweile einen anderen Stellenwert und einen unterschiedlichen Grad der Verbreitung und "Beliebtheit".

Und darüber hinaus bin ich mir natürlich auch darüber bewußt, dass ich eine Frau bin, die noch viele andere Interessen und Qualitäten als das Kopftuch hat - aber das Kopftuch ist nun mal ein zentraler Bestandteil meiner Identität und meiner Persönlichkeit über den vieles zusammen läuft und über den sich vieles von meinem Verhalten, meiner Persönlichkeit und meiner Lebensweise erklären läßt.
Deswegen ist es auch vollkommen in Ordnung für mich, wenn ich mich über das Kopftuch definiere und mich selbst als "Kopftuchträgerin" definiere und bezeichne.
Das wertet mich nicht auf oder ab, stellt aber eine besondere Eigenschaft von mir heraus, über die ich mich definiere und der ich mich verpflichtet fühle.
Und andere sehen mich ja auch in erster Linie erstmal als Kopftuchträgerin und dann als Frau, wenn sie mich sehen, was ja nichts schlechtes ist, sondern in den meisten Fällen ist es ja eher eine neutrale Zustandsbeschreibung meines äußeren Erscheinungsbildes, da das Kopftuch ja ganz offensichtlich ist. Kopftuch + Frau = Kopftuchträgerin. 
Und wenn ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, da weiß jeder gleich Bescheid, was mit mir los ist und jeder kann sich etwas darunter vorstellen - nämlich, dass ich eine Frau bin, die ein Kopftuch trägt. Im richtigen Zusammenhang zieht das natürlich noch weitere Regeln, Vorschriften, Verhaltensweisen und Verhaltensregeln oder Einschränkungen nach sich und das mache ich damit, dass ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, auch gleich deutlich.
Nichts weiter.

Also alles gut, messen Sie dem nicht zu viel Bedeutung zu, dass ich mich als Kopftuchträgerin definiere, denn ich bin nun mal eine Kopftuchträgerin. Oder eben ein Kopftuchmädchen, wenn Ihnen das lieber ist. Ich finde beides schön und es ist gut so, wie es ist.

Donnerstag, 8. August 2019

[YouTube-Video] Fashion und Kopftuch? – Unterwegs mit Hijabistas || PULS Reportage




Fashion und Kopftuch? Für viele immer noch zwei Begriffe, die nicht zusammenpassen. Begriffe, die häufiger genannt werden, sind: unterdrückt, rückständig und altmodisch. Die Hijabistas in dieser PULS Reportage mit Ariane Alter sind genau das Gegenteil: selbstbestimmt, modern und stylisch.

Der individuelle Style der Hijabistas spielt eine große Rolle für die Designer der islamischen Mode. Es geht darum, bedeckt, aber gleichzeitig elegant zu sein. Hijabistas sind in Ländern wie Amerika, England oder Frankreich bereits bekannt. In Deutschland steht Fashion mit Kopftuch dagegen noch in den Startlöchern.


Ariane Alter besucht für diese PULS Reportage eine der wenigen Designerinnen für Hijab -Mode in Deutschland und bekommt einen kleinen Einblick in die Welt der Hijabistas. Für Ariane Alter ist die Kopftuch Fashion etwas Neues. Bei einem Shooting darf sie selbst die neusten Designs tragen und lernt die Mode für muslimische Frauen besser kennen. Auch den ersten Mode- und Lifestyle Blog für Musliminnen in Deutschland lernt Ariane kennen und zieht ein Resümee.

Samstag, 5. Dezember 2015

Zu einem lieben Kommentar

Antwort zu einem lieben Kommentar von Derya






Ich möchte hier mal wieder in einem Blog-Eintrag auf einen Kommentar antworten. Diesmal ist es ein netter Kommentar und er kommt von der lieben Derya, da sie keine Emailadresse hinterlassen hat, antworte ich hier darauf. Außerdem denke ich, daß das, was ich dazu zu sagen habe, vielleicht auch für andere interessant sein könnte.
Ich hoffe mal, es ist okay für Derya, wenn ich ihren Kommentar hier in diesem Blog-Eintrag zitiere und hier Öffentlich darauf antworte.


Derya hat einen neuen Kommentar zu deinem Post "Lebenszeichen,...." hinterlassen: 

Dein Blog ist wirklich sehr interessant!
Ich finde es toll, wie du das durchziehst und, dass du so viel Unterstützung erhältst :)
Ich verstehe nur nicht warum du dich so wehement gegen die Einordnung in den Islam wehrst. Islam bedeutet Hingabe zum Schöpfer und ein Muslim ist ein, seinem Schöpfer ergebener Mensch. 
So wie du das alles hier schilderst, vorallem, weshalb du dich für das Hijab entschieden hast und den Zusammenhang von Kopftuch und Gebet sind vollkommen identisch mit der muslimischen Überzeugung. 
Ich würd das alles gar nicht so eng sehen^^ Wollt ich einfach nur loswerden.
Ich wünsche dir alles Gute und bleib stark! 








Das ich soviel Unterstützung erhalte, liegt mit Sicherheit hauptsächlich daran, daß ich mein Kopftuch ja nun schon eine ganze Zeit lang trage. Meine Verwandtschaft, die Freunde und Bekannten haben sich mittlerweile daran gewöhnt und wissen, daß es eben nicht nur so eine "Phase" ist und sich daran wohl so schnell nichts mehr ändern wird. Und ich bin ja durch das Kopftuch und meine Kleidung kein anderer oder schlechterer Mensch geworden (einige behaupten sogar, daß ich mich dadurch eher zum besseren gewandelt und mich diese Kopftuch-Sache eher positiv beeinflusst hat). Außerdem ist es ihnen eigentlich egal, was ich an habe oder auf dem Kopf trage, solange ich mich wohl damit fühle.
Und die Leute, die wirklich ein Problem damit haben und hatten, daß ich Kopftuch trage, haben sich schon vor länger Zeit abgewendet - damals nachdem ich angefangen habe es zu tragen. Das war manchmal schmerzhaft, weil sie mich plötzlich nicht mehr so akzeptierten, wie ich bin und meine Ansichten und meine Entscheidung ein Kopftuch zu tragen nicht akzeptieren konnten und wollten. Aber manchmal war es auch erleichternd, wenn diese Leute ihr wahres Gesicht zeigten - ich habe dann angewöhnt solchen Leuten hinterher zu trauern.
Wer mich heute kennenlernt, der lernt mich nur noch mit der Kopftuch kennen und wer von vornherein ein Problem damit hat wird diese Bekanntschaft auch nicht weiter vertiefen.
Dass ich es auf der Arbeit tragen kann und darf, ist ein großer Glücksfall für mich und daß es den Kollegen und der Geschäftsleitung egal ist, daß ich es trage, obwohl ich keine Muslima bin und es hier bei uns für eine Christin eher unüblich ist sich zu bedecken, daß muß ich hoch anrechnen. Sie könnten ja auch sagen, "es ist okay, wenn ein Frau die bei uns arbeitet ein Kopftuch trägt, aber nur, wenn sie auch wirklich Muslimin ist". Aber es ist hält auch so okay. Das mich das irgendwie zur Quoten-Kopftuchfrau macht - nach dem Motto " sehr her wie tolerant wir sind, bei uns dürfen auch Frauen mit Kopftuch arbeiten" stört mich dabei eher weniger, da die Firma tatsächlich auch andere Frauen mit Kopftuch einstellen würde und auch schon eingestellt hat.





Du hast recht: Hingabe zu Gott ist mir in gewisserr Weise wirklich sent wichtig und ich bin in der Tat ein "Gottergebener Mensch", eine Frau, die sich Gott in jeder Weise hingibt und die ihr Leben in Demut, Ehrfurcht, Liebe und Respekt zu Gott leben und ihm gehorchen möchte. Wenn es das ist, was einen Muslim ausmacht, dann bin ich wohl auch in gewisser Weise eine Muslima - eine Gottergebener Frau.





Ich wehre mich nicht vehement gegen eine Einordnung in den Islam und wenn bei Dir der Eindruck entstanden ist, dann tut es mir leid. Ich habe nichts gegen den Islam - mein Kopftuch, meine Mode und meine Einstellung dazu und zum bedecken der weiblichen Reize und mich vor Fremden und vor Männern nicht unbedeckt zu zeigen stammen ja von dort, das kann und will ich nicht leugnen.
Aber selbst wenn ich von meiner Art zu leben, mich zu kleiden und von meiner Einstellung her eine Muslima sein mag, so bin ich doch immer noch eine Christin und das Christentum ist meine Religion und wird als diese und als mein Glaube immer in mir und meinem Herzen bleiben. Und das möchte ich nur deutlich machen. Ich glaube an Gott, Jesus und die heilige Jungfrau Maria (auch wenn ich eigentlich evangelisch bin und Maria eher bei den Katholiken eine besondere Rolle spielt). Und ich denke, es ist schon ein Unterschied, ob man nun wie eine Christin an Gott glaubt und seinen Glauben praktiziert oder wie eine Muslima - auch wenn wir an denselben Gott glauben.
Allerdings wehre ich mich auch nicht dagegen für eine Muslima gehalten zu werden und kläre dieses 'Missverständnis' nur auf, wenn es wirklich nötig und sinnvoll ist. Es ist nun mal so, daß ich durch meine Art zu Leben mich zu kleiden und letzten Endes vor allem durch die Kopftücher die ich trage, bei anderen Leuten den Eindruck erwecke, daß ich eine Muslima bin - und wenn ich ihnen ohne daß es nötig ist sage, daß es nicht so ist, würde sdie das nur unnötig verwirren, denn die wenigsten wissen daß man auch durchaus als Christin ein Kopftuch tragen kann. Wenn man mich für eine Muslima hält, dann ist mir das auch nicht peinlich oder unangenehm.
Wenn ich also sage, daß ich eine Christin und keine Muslima bin, dann ist das nicht, um mich vom Islam zu distanzieren oder abzugrenzen, sondern nur um deutlich zu machen, daß ich trotz Kopftuch, Kleidung, Lebensweise und meiner Einstellung immer noch Christin bin und das auch bleibe.
Mir wurde schon des öfteren nahe gelegt doch zum Islam zu konvertieren da ich doch die perfekte Muslima wäre. Klar würde sich dann meine offizielle Religion mit meiner Kleidung, Einstellung und Lebensweise decken; ich dürfte das Kopftuch dann ganz offiziell tragen und müßte es dann genau genommen sogar tragen, also genau das, was ich will, aber es nur deswegen zu machen wäre unehrlich und falsch, denn in meinem Herzen würde ich weiterhin Christin bleiben auch wenn ich dann nach außen hin und ganz offiziell eine richtige Muslima wäre.






Die Gründe warum ich mich komplett für das Kopftuch und den Hijab entschieden habe und die Gründe aus denen ich es trage und tragen will, sowie meine Vorstellungen davon und meine Einstellung dazu, sind nicht umsonst identisch mit der muslimischen Überzeugung dahinter. Nachdem ich das Kopftuch und die dazugehörende Mode, die sich ja auch aus den geltenden Kleider Vorschriften ergibt, wollte ich mehr darüber wissen. Wollte wissen warum Frauen es tragen und tragen sollen, was die Gründe und die Hintergründe dazu sind. Und das was ich darüber erfuhr war für mich schlüßig und nachvollziehbar und es ergab für mich Sinn, das eine Frau sich so kleiden soll und muss wenn sie nicht belästigt werden will, Männer nicht grundlos zu sündigen Gedanken verführen und Gott dienen und gehorchen will. Ich konnte mich mit vielem davon identifizieren und mir war klar, daß ich das im Grunde genommen eigentlich auch so will und mich danach richten und so leben möchte. Und als ich dann auch noch erfuhr, daß es in der Bibel eine ähnliche Anweisung für uns Christinnen gibt war mir klar daß es richtig ist das Kopftuch zu tragen und mich dafür zu entscheiden.







Ein jeder Mann, der betet oder prophetisch redet und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt. Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren.Will sie sich nicht bedecken, so soll sie sich doch das Haar abschneiden lassen!Weil es aber für die Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken. (1 Korinther 11.4-7)







Gut, auch wenn es sich hier hauptsächlich ums Kopf bedecken beim beten dreht, so wollte ich es doch wie eine Muslima lieber immer tragen, das fand ich irgendwie schöner, zumal es irgendwo auch seinen besonderen Reiz hat, wenn die Leute nicht wissen, wie ich wirklich, also "mit Haaren" aussehe. Das schützt mich und meine Privatsphäre in einer ganz besonderen Weiße, da sie nicht alles auf dem Silbertablet serviert bekommen und so immer noch etwas von mir im verborgenen und für mich bleibt. (was auch für den Rest meines Körpers gilt).
Und Haare kurz schneiden oder der Kopf ganz geschoren? Da trage ich doch lieber ein Kopftuch und behalte meine langen Haare und verstecke sie lieber.
Die Haare habe ich übrigens schon mal für ein paar Monate kurz geschoren getragen. Allerdings hab ich da schon ein Kopftuch getragen, so daß es niemand gesehen hat - nur meine Mutter (die nicht so begeistert war). War alles in allem keine tolle Erfahrung, das einzigst schöne daran war, daß ich so mein Kopftuch noch intensiver spüren konnte und da auch wirklich froh war es zu tragen, denn das sah echt bescheuert aus, die raspelkurz geschorenen Haare. Nun ja, über die Gründe schweig ich mal lieber,... ;-) war ne Schnapsidee - und das ganz ohne Schnaps.





Und bei diesen Nachforschungen ist mir halt auch wieder bewußt geworden, wie wichtig mir meine eigene Religion und mein Glaube an Gott eigentlich ist und das wir auf ihn hören und mit ihm in Kontakt bleiben sollten. Und so hab ich für mich beschlossen, wieder mit dem Beten anzufangen und regelmäßig morgens und abends zu beten. Etwas was vielen Christen mittlerweile oft außerhalb der Kirche total abhanden gekommen ist. Mir ist mittlerweile sehr wichtig geworden dieses Zwiegespräch mit Gott morgens und abends zu halten, ihn um Hilfe und Unterstützung für den Tag zu bitten und ihm am abend zu danken, wenn es gut gelaufen ist, ihm meine Sorgen und Nöte mitzuteilen oder ihm auch mal meine Sünden zu gestehen und ihn deswegen um Vergebung bitten. Das hilft mir und tut mir gut. Natürlich kann ich über all das auch mit meiner Partnerin reden, aber oft stell ich z.B. im Gebet fest, das meine Sorgen eher banal sind und es keine Sinn hat meine Partnerin auch noch damit zu belästigen.






Meine Ausflüge und Spaziergänge ohne Kopftuch und in kurzen Röcken habe ich mir mittlerweile wieder angewöhnt und sie sind wieder extrem selten geworden. Ich habe mich schließlich nicht ohne Grund für das Kopftuch und bedeckende Kleidung entschieden und dafür mich in der Öffentlichkeit vor Fremden bedeckt zu halten. Offene Haare und freizügige Kleidung, wie kurze Röcke trage ich nur noch gelegentlich zu Hause für meine Partnerin, da weiß das sie mich gern so sieht und daß sie es zu schätzen weiß - und auch nur sie sollte mich so sehen dürfen. Für alle anderen ist das Kopftuch da, es reicht wenn sie mein Gesicht sehen.





Ich fühle mich mittlerweile mehr denn je verpflichtet mein Kopftuch zu tragen und die weiblichen Reize meines Körpers in der Öffentlichkeit zu bedecken und vor Fremden Augen zu verstecken. Bescheidenheit, Anspruchslosigkeit, Genügsamkeit, Anstand, Sittsamkeit, Züchtigkeit, Schamhaftigkeit und Schamgefühl - im englischen unter dem Begriff "Modesty" zusammengefasst - sind hohe und wertvolle Tugenden, die in unserer Gesellschaft mittlerweile selten geworden sind - und die man sich auch bewahren sollte, wenn man sie erstmal erlangt und in sein Leben integriert hat. Und das Kopftuch und meine Art mich zu kleiden garantieren mir selbst, dass ich mich daran halte und diese Tugenden für mich selbst einzuhalten. Wie dem auch sei ich habe mich einmal dafür entschieden und stehe auch dazu und deswegen sollte ich mich auch an meine selbst gewählten Regeln und Vorschriften halten und nicht ständig dagegen verstoßen. Ich sollte mich bedecken und mein Kopftuch tragen, wenn ich das Haus verlasse - ich muß es tragen, kein Mann und auch andere Frauen sollten mich nicht ohne Kopftuch sehen. Ich habe es meiner Partnerin versprochen und trage es ja unter anderem auch für Sie. Und nicht zuletzt fühle ich mich auch auf Grund meiner Entscheidung für das Kopftuch und aus vielerlei anderen Gründen dazu verpflichtet es immer zu tragen. Da komm ich nicht mehr raus und ich will es auch gar nicht. Es ist alles gut so wie es ist.




Wie Du schon sagtest, ich werde stark bleiben und zu meiner Entscheidung Kopftuch zu tragen stehen. Und ob ich nun Muslima oder Christin bin, ich werde das alles nicht so eng sehen und den Weg, den ich für mich gewählt und gefunden habe unbeirrt weitergehen und mein Kopftuch weiterhin tragen.

Ich wünsche Dir auch alles Gute
Liebe Grüße
Amirah (Diana)











Samstag, 14. November 2015

Personalausweis und Kopftuch

Kopfbedeckung / Kopftuch auf Passbild

Neuer Personalauweis - mit Kopftuch-Passbild?!

Ich war am Donnerstag mit meiner Frau im Bürgerbüro unserer Stadt, weil ich einen neuen Personalausweis brauche. Da sie sich normalerweise um alle meine geschäftlichen Angelegenheiten kümmert, begleitet sie mich immer bei Behördengängen oder wenn ich zu Banken oder Versicherungen muß.
Da ich das Kopftuch immer und überall trage und ohne mein Kopftuch nie das Haus verlasse und somit außerhalb unseres Hauses auch nicht ohne Kopftuch und unbedeckt anzutreffen bin, wollte ich in meinem neuen Personalausweis gerne ein Passfoto MIT Kopftuch haben. Außerdem war ich es leid, gezwungen zu sein, mich fremden Männern unbedeckt und ohne Kopftuch zeigen zu müssen, wenn ich meinen Personalausweis vorzeigen muß - auch wenn es nur auf einem Foto ist.
Da wir unter der Woche tagsüber nicht zuhause sind und somit oft Pakete von der Post abholen müssen, muß ich hier oft meinen Personalausweis vorzeigen.
Ich habe eine Persönliche Monatskarte für die Bahn auf der allerdings nur mein Name aufgedruckt ist - als Legitimation ist auf Verlangen der Personalausweis vorzuzeigen. Wenn der Kontrolleur / Schaffner mein Kopftuch sieht und dann DIANA und meinen deutschen Nachnamen auf der Karte liest, stutzt er meist und till dann oft meinen Ausweis sehen. Klar, ich trage ein Kopftuch, also kann das nicht mein Name sein und die Monatskarte ist bestimmt geklaut. Vorurteile eben....
Und wenn ich dann meinen Perso vorzeige steht da doch tatsächlich der selbe Name drauf - aber siehe da: auf dem Foto ist eine junge rothaarige Frau OHNE Kopftuch zu sehen. Nach einem genaueren Blick auf mich erkennen mich aber zum Glück die meisten, nicken und gehen weiter.
Manchmal kommen aber auch Bemerkungen, wie: "Eine so hübsche junge Frau wie sie sollte sich aber nicht unter einem Kopftuch verstecken." oder "Schade, daß sich eine hübsche und intelligente Frau wie Sie ein Kopftuch aufzwingen läßt." oder ähnliche Bemerkungen. Und das ist mir dann doch sehr unangenehm.
Vor einigen Wochen hat mir ein Schaffner sogar vorgeworfen ich hätte das Portemonnaie mit Monatskarte und Personalausweis geklaut, weil er mich auf dem Passfoto nicht erkennen könnte - und hat von mir verlangt, daß ich mein Kopftuch abnehme - wäre ja kein Problem, da ich ja auf dem Passbild auch keins trage. Zum Glück kam seine Kollegin dazu und wollte wissen was los sei. Er erklärte es und sie sah sich den Ausweis an, schaute mich an und meinte daß ich doch trotz des Kopftuches einwandfrei zu erkennen sei. Und sie entschuldigte sich dann tausendmal für ihren Kollegen, bevor sie ihn mit sich zog und ihn ein paar Reihen weiter zurechtwies. Mir war die ganze Situation mehr als unangenehm, zumal auch alle Leute zu mir hinstarrten.
Und um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, wollte ich halt in meinem Ausweis ein Foto haben, was mehr meinem Äußere Erscheinungsbild entspricht.
Deswegen hab ich am Montag extra Passfotos mit Kopftuch machen lassen, die genau den Vorgaben für Passbilder mit Kopftuch entsprechen.


Vorgabe für Kopfbedeckung / Kopftuch auf Passbild
Kopfbedeckungen wie Mützen oder Hüte sind grundsätzlich nicht erlaubt. Ausnahmen sind jedoch aus religiösen Gründen zulässig.
Tragen Sie ein Kopftuch, dann sollten Sie auf jeden Fall beachten, dass das Gesicht frei von Schatten und von der unteren Kinnkante bis zur Stirn erkennbar ist.
Eine weitere Ausnahme stellen medizinische Gründe dar, sofern sie nicht nur vorübergehend sind.


Da ich extra zu einer Fotografin gegangen bin, habe ich nach den Passfotos MIT Kopftuch auch noch einen Satz Passfotos OHNE Kopftuch machen lassen, falls sie doch nicht akzeptiert werden. Auf den Fotos trage ich die Haare brav und züchtig zum Pferdeschwanz gebunden, so ist mein Gesicht gut zu erkennen und von meinen Haaren sieht man nur das nötigste.

Und so ging ich dann am Donnerstag mit meiner Frau zum Bürgerbüro um den neuen Perso zu beantragen. Ich war ziemlich aufgeregt und überließ meiner Frau Nicole, wie sonst auch bei solchen Behördengängen, das Reden. Meine schilderte der Beamtin mein Anliegen, legte den alten Perso und die Fotos vor. Und die Beamtin meinte, daß die Fotos so akzeptabel wären und man sie sicher für den neuen Perso verwenden kann. Wir folgten ihr zu ihrem Platz, wo sie meine Daten in den Computer eingab und abglich.
Bis sie plötzlich stutzte und meinte, das im System vermerkt war, daß ich evangelisch bin, ob das noch stimmen würde und wenn nicht, dann bräuchte sie eine Bescheinigung, daß ich jetzt muslimischen Glaubens sei, denn die Ausnahme mit dem Kopftuch im Persobild würde nur gelten, wenn ich eine Muslima sei.
Ich bestätigte ihr, daß ich Christin und evangelisch bin und erklärte ihr, warum ich mein Kopftuch trage. Sie reagierte auch sehr Verständnisvoll, aber sie meinte dann, daß sie unter diesen Umständen, die Bilder mit Kopftuch nicht akzeptieren kann. Das Argument, daß ich das Kopftuch außer Haus immer und überall trage und es aus meinem persönlichem Gehorsam zu Got und aus Demut zu Gott trage, konnte sie leider nicht anerkennen. Sie meinte zwar, daß sie meine Gründe zwar nachvollziehen kann und auch verstehen kann, daß ich so auf meinem Foto im Personalausweis abgebildet sein möchte, aber die Religiösen Gründe als Ausnahme würden leider nicht für Kopftuch-tragende Christinnen gelten, da ich als Christin nicht dazu verpflichtet bin ein Kopftuch zu tragen und es jederzeit einfach so ablegen könnte, was den Perso dann ungültig machen würde.
Es sei denn es würden körpliche Gründe vorliegen, daß mir zum Beispiel erblich oder durch Krankheit bedingt alle Kopfhaare ausgefallen wären und ich keine Perücken tragen könnte und deswegen zum Kopftuch greife um nicht mit Glatze rumlaufen zu müssen - dann könnte sie unter Umständen die Fotos akzeptieren.
Ich meinte dann scherzhaft, daß ich jetzt auch keine Lust hätte mir auf die schnelle die Kopfhaut zu verätzen. Und sie meinte dann, daß das auch blöd wäre, aber kahlrasieren gilt leider nicht. Wir lachten kurz darüber und dann gab ich ihr die Passfotos mit Pferdeschwanz und OHNE Kopftuch, die ich ja in weiser Voraussicht machen lassen und auch mitgenommen habe. Die waren okay und wir konnten weiter machen.
Jetzt muß ich leider weiter damit leben, daß mich wildfremde Männer, denen ich meinen Personalausweis zeigen muß, mich auf diesem ohne mein Kopftuch bewundern dürfen. Das ist mir zwar unangenehm, da ich es ja eigentlich trage, um mich Männern nicht unbedeckt und ohne Kopftuch zeigen zu müssen, aber es geht leider nicht anders und sterben werd ich davon auch nicht - ich find's halt nur ungerecht.

Sonntag, 23. August 2015

Neues Buch: Unter dem SCHLEIER DIE FREIHEIT


KHOLA MARYAM HÜBSCH - Unter dem Schleier die Freiheit

Khola Maryam Hübsch - Unter dem Schleier die Freiheit

Was der Islam zu einem wirklich emanzipierten Frauenbild beitragen kannDass ausgerechnet der Islam etwas zu einem emanzipierten Frauenbild beitragen kann, scheint mehr als abwegig. Gilt doch gerade er als einer der letzten Bastionen der Unterdrückung und Entwürdigung von Frauen. Khola Maryam Hübsch wehrt sich gegen diese in ihren Augen falsche und verkürzte Sicht auf den Islam. Klug hält sie unserer Gesellschaft einen Spiegel vor: Wie frei und gleichberechtigt sind Frauen in unserer sexualisierten Gesellschaft wirklich?

Kann das Tragen eines Kopftuches – wenn es freiwillig geschieht – nicht gerade ein Zeichen für weibliche Emanzipation und Freiheit sein? Und könnte sich ein modernes islamisches Frauenbild nicht auch positiv auf das Verhältnis der Geschlechter und das Gelingen von Partnerschaften auswirken? Ein scharfsinniges und streitbares Buch, das gängige Klischees infrage stellt und neue Perspektiven auf den Islam eröffnet.*** einzigartiges Beitrag zu einer aktuellen Diskussion.


Noch ein paar Gedanken und Ansichten von mir dazu.

Sonntag, 9. März 2014

Lebenszeichen,....

Ich habe hier schon seit einer langen Zeit nichts mehr gemacht. Das tut mir leid, da ich gern über mich und meine Geschichte und alles was damit zusammenhängt rede, berichte und diskutiere. Nun gut, allerdings hat mich wohl auch noch keiner wirklich vermisst - oder liege ich da falsch?!
Eigentlich hatte ich diesen Blog mal angefangen, weil ich gerne über mich, meine Art zu leben und mich zu kleiden berichten wollte und gehofft hatte so mit gleichgesinnten, interessierten oder zumindest mit anderen Kopftuch-tragenden Frauen in Kontakt zu kommen. Ich hielt es irgendwie für außergewöhnlich, daß ich Kopftuch trage und mich wie eine Muslima kleide (und im großen und ganzen auch wie eine lebe) - ohne eine Muslima zu sein. Wahrscheinlich ist es wohl auch außergewöhnlich, nur interessiert es anscheinend niemanden so wirklich. Und die, die es interessiert - interessiert es nur, damit sie ihre ablehnende Haltung zum Kopftuch zum Ausdruck bringen können, die sich meistens nur auf Vorurteile gründet - und wenn man genauer nachfragt, dann wissen diese Leute kaum etwas über das Kopftuch und dessen Hintergründe; nur halt das was sich auf die üblichen Vorurteile stützt: Kopftuch nur zur Unterdrückung der Frau da, Frauen werden dazu gezwungen es zu tragen, Kopftuch als Integrationsbremse, Kopftuch wird nur als religiöses oder gar politisches Symbol getragen - wer es trägt zeigt seine Unterstützung für radikales und fundamentalistisches Gedankengut, usw. und so fort.
Das eine Frau ein Kopftuch freiwillig und aus eigenem Antrieb tragen könnte, anstatt sich sexy und aufreizend zu kleiden und es gar ablehnt sich selbst für Fremde zur Schau zu stellen kommt den meisten dabei anscheinend gar nicht in den Sinn.

Aber für die, die es interessiert: Ja, ich lebe noch, bin immer noch mit meiner Partnerin zusammen und trage nach wie vor das Kopftuch und die Mode muslimischer Frauen mit großer Begeisterung, Liebe und Hingabe - und aus der Überzeugung heraus, daß es für mich so gut und richtig ist. Ja, ich betrachte es durchaus als Bereicherung für mich und mein Leben, mich wie eine Muslima zu kleiden und ein Kopftuch zu tragen - ich finde dies körperbedeckende Mode einfach toll und ein Kopftuch ist doch durchaus ein sehr schönes Accessoire, wenn es richtig gebunden ist und von Farbe und Muster zum Rest der Kleidung paßt. 

Ich liebe es einfach lange Röcke zu tragen - wobei ich damit schon so knöchel- oder bodenlange Röcke meine - und dazu eine langärmelige Bluse oder ein langärmeliges Shirt und das Outfit ist perfekt. Ich muß keine superkurzen Röcke tragen und dazu noch mit nackten Armen rumlaufen um glücklich zu sein - meine lange, alles bedeckende Mode reicht mir vollkommen und ist perfekt für nahezu jede Gelegenheit. Das ich mich freizügig kleide kommt nur selten vor, und auch nur wenn ich mit meiner Partnerin allein zu Hause bin oder wenn gute Freundinnen zu Besuch sind, aber das macht es wiederum auch zu etwas besonderem für mich, wenn ich mal einen kurzen Rock anhabe. 
Es ist halt Geschmackssache wie lang der Rock und die Ärmel sein sollen und wieviel eine Frau in der Öffentlichkeit von ihrem Körper und seinen weiblichen Reizen zeigen möchte - bei mir steht die Kleiderlänge in jeder Beziehung auf maximum, da ich Fremden in der Öffentlichkeit möglichst wenig von meinem Körper zeigen will.
Und dass ich dazu nun noch zusätzlich meine Haare bedecke und ein Kopftuch trage, ist eben eine ganz persönliche Sache für mich, die mich zum einen kleidet und verhindert, daß andere mein unbedecktes Haupt und meine Haare sehen können - die Tücher sind mit ihren verschiedenen Bindetechniken, Mustern und Farben sowohl meine Frisuren als auch meine Haarfarben und mir stehen damit nahezu unendliche Trage- und Stylingmöglichkeiten offen. Ich mag es eben einfach Kopftücher zu tragen - ich finde das es einfach nur schön aussieht - und es fühlt sich einfach unbeschreiblich gut beim tragen an. Wobei das aber wohl nicht nur am Tragegefühl des Tuches um den Kopf allein liegt - es ist wohl auch die Symbolik und die Bedeutung, die für mich hinter dem Kopftuch steht, die das Tragen für mich zu einem unbeschreiblich schönem Gefühl machen.
Neben der Tatsache, dass ich die Muslima-Fashion so schön finde, daß ich mich gern selbst so kleide und dass ich finde, dass das Kopftuch ein wirklich schönes, kleidsames und vielseitiges Accessoire ist - bedeutet es mir persönlich auch unheimlich viel ein Kopftuch zu tragen. Es hat mittlerweile eine ganz besondere und tiefe Bedeutung für mich - es hat für mich fast schon etwas spirituelles es anzulegen und es zu tragen. Ich habe es mir mittlerweile als eine Art Pflicht auferlegt es immer zu tragen und mich niemals unbedeckt in der Öffentlichkeit zu zeigen. Das Kopftuch bedeckt mich, kleidet mich und schützt mich, auch wenn es nur vor Blicken ist. Das ich meinen Kopf und meine Haare bedecke, drückt meine Demut, meine Ehrfurcht, meinen Respekt und meine Liebe zu Gott aus und erinnert mich immer wieder daran, wie klein und unbedeutend ich in dieser großen Welt bin und das ich mich deswegen in Zurückhaltung und Bescheidenheit üben sollte - und ich glaube, das kann ich mit gutem Gewissen auch als evangelische und mittlerweile gläubige Christin tun. Das ich das Kopftuch trage hat mich in der Tat mit der Zeit meinem Glauben und Gott wieder näher gebracht. Das ich vielleicht zum Islam konvertiere habe ich in der Vergangenheit zwar schön überlegt und auch wenn mich vieles an den Lebensumständen und der Lebensweise muslimischer Frauen fasziniert, so war mir schnell klar, dass eine Konversion für mich nicht in Frage kommt. Allerdings wollte ich mich gern weiter so kleiden und so leben und ich hatte im Hinterkopf, dass ich ja auch immer noch Christin war und bin. Also suchte ich nach Mitteln und Wegen Kopftuch, Kleidung, Kleidervorschriften und die muslimischen Regeln, Vorschriften und Lebensweisen, die ich durch das Tragen des Kopftuches zwangsläufig kopiert und angenommen habe - mit meinem eigenen Glauben zu verbinden und zu vereinbaren. Und ich habe da mittlerweile auch einen Weg für mich gefunden, bei dem alles paßt. Ich habe mittlerweile meinen Glauben an Gott wiederentdeckt und bete morgens und abends - man könnte also sagen, dass ich eine gläubige und praktizierende Christin bin, die ein Kopftuch trägt. Ich sehe es als ein Geschenk an Gott und die Erfüllung seines Willens an, dass ich das Kopftuch trage. 

Außerdem ist es ein Geschenk für meine Partnerin, dass ich das Kopftuch trage, denn ich trage es auch für sie, als Beweis für meine Liebe und Hingabe ihr gegenüber - kein Fremder in der Öffentlichkeit, keine Frau und erst recht kein Mann darf mich ohne Kopftuch sehen - nur sie und ein paar enge vertraute Verwandte und Freundinnen dürfen mich ohne Kopftuch sehen. Ich finde die Vorstellung unheimlich romantisch mein Aussehen in der Öffentlichkeit teilweise vor anderen zu verbergen und nur ihr alles zu zeigen.
"Alle können mich ansehen, aber nur sie kann mich sehen, wie ich wirklich aussehe."
Mein Aussehen gehört mir und ist meine Privatsache - somit dient das Tragen des Kopftuches auch ein wenig dem Schutz meiner Privatspähre. Und seien wir doch mal ehrlich: anderen, mehr oder weniger fremden Leuten in der Öffentlichkeit sollte es doch reichen, wenn sie mein Gesicht sehen können. Und die restlichen Kleidung, wie die langen Röcke schützen meinen Körper vor neugierigen Blicken - ich finde, das zur Schau stellen körperlicher Reize wie Bauch, Beine, Po, Brüste und Dekolleté hat nichts in der Öffentlichkeit verloren - zumindest für mich nicht, das sollte man auf den privaten Bereich beschränken und nur die Menschen sehen lassen, die es auch sehen sollen.
Außerdem möchte ich nicht nach meinem Aussehen beurteilt werden, sondern nach dem was ich tue, meinem Charakter und meinem Verhalten anderer gegenüber. Ich möchte nicht nach meinem Outfit, meiner Frisur oder meinem Makeup beurteilt werden - selbst wenn das das erste ist was andere von mir sehen, aber ich möchte bei diesem täglichem Schönheitswettbewerb und dem buhlen um die Aufmerksamkeit anderer allein durch das Aussehen nicht mit machen und habe dem schon lange durch das Tragen meines Kopftuches entsagt.
Und nicht zuletzt möchte ich mit meinem Kopftuch ein Zeichen setzen - es heißt doch: "Sagt Euren Frauen sie sollen ihre Tücher über sich ziehen, damit sie erkannt und nicht belästigt werden."
Ich möchte als ehrbare und sittsame Frau erkannt werden, die nicht zum flirten (mit Männern) bereit ist und deshalb sorgsam ihre weiblichen Reize und einen Teil ihres Aussehens verbirgt, damit sich niemand genötigt sehen muß sie wegen ihres Aussehens zu belästigen. Und ich muß sagen, durch diese Art der Kleidung hält man die Angriffsfläche für männliche Flirtversuche und Anmachen möglichst gering. 
Wie dem auch sei, ich kann auch mit Kopftuch hübsch sein und gut aussehen und fühle mich ausgesprochen wohl, wenn ich es trage.

Allerdings muß ich zugeben, dass ich im letzten Jahr oft an mir gezweifelt habe und mir nicht mehr sicher war, ob ich das richtige tue - ob es das richtige für mich ist das Kopftuch zu tragen und mich auch sonst wie eine Muslima zu kleiden. Das Muslime nichts dagegen haben, wenn man als andersgläubige das Kopftuch trägt und sich nach der Mode der Muslimas kleidet, weiß ich durch einige Freundinnen - im Gegenteil, viele freuen sich sogar darüber, wenn man sich als andersgläubige dafür interessiert oder sich entschließt sich ganz nach den Regeln ihres Glaubens zu kleiden, allerdings wird dann auch viel Wert darauf gelegt, dass man sich dann auch dementsprechend verhält, was aber ja eigentlich auch selbstverständlich sein sollte - für mich zumindest.
Nein, vielleicht war es eher die Angst was zu verpassen, wenn ich mich nicht zeige und zur Schau stelle bzw. mich nicht sexy und aufreizend kleide solange ich noch jung bin oder mir irgendwann was fehlt, wenn ich mich nicht wenigstens in jungen Jahren "normal" gekleidet habe. 
Und so habe ich immer mal wieder Klamotten von meiner Partnerin angezogen - kurze Röcke und Kleider, Kostüme mit kurzen Röcken, die Haare unbedeckt und offen oder hochgesteckt und bin dann nach der Arbeit oder am Wochenende so spazieren gegangen, hab mich in ein Café gesetzt und einen Kaffee getrunken und bin dann wieder nach Hause.
Wenn man so will also quasi ein umgekehrtes Kopftuchexperiment. Klar war es aufregend so auszugehen, wenn man sonst immer nur lange Kleidung und Kopftuch gewohnt ist, aber es war auch frustrierend, was ich teilweise erlebt habe: mir wurden Blicke zugeworfen, die ich so gar nicht kannte, wildfremde Männer glotzten meine Beine an oder versuchten mir im sitzen oder beim hinsetzen verstohlen unter den Rock zu gucken, manche kamen auch zu mir an den Tisch, machten mich nett an, oder auch weniger nett und das ein oder andere eindeutige Angebot war auch dabei- Und was mir teilweise auf der Straße zu- oder hintergerufen wurde möchte ich hier gar nicht wiederholen, dabei war ich gar nicht mal aufreizend gekleidet - kurzer Rock ja, aber sonst alles ganz normal. Und ich habe mich immer wieder gefragt, wie das eine normale Frau tagtäglich so aushält mit Kopftuch passiert mir sowas nie - da sind es eher die Kopftuch und islamfeindlichen Sprüche, die man sich gefallen lassen hat, was aber auch abgenommen hat, seitdem ich sichtbar eine Kette mit einem Kreuz um den Hals trage.
Nach solchen Ausflügen war ich immer frustriert, zum einen wegen der Reaktion der Leute und zum anderen auch Wegen der Erkenntnis das mein Kopftuch und meine Muslima-Mode eben doch am besten für mich sind - als wenn ich das nicht schon vorher gewußt hätte...
Noch schwerer wog danach allerdings das schlechte Gewissen, weil ich ohne Kopftuch rausgegangen bin, mich nicht an meine Kleidervorschriften gehalten zu haben und mich zur Schau gestellt und Teile meines Körpers gezeigt zu haben die sonst bedeckt sind. Hauptsächlich hatte ich dieses schlechte Gewissen natürlich mir selbst gegenüber, weil ich meine eigenen Prinzipien, Ansichten, Regeln und Vorschriften in Frage gestellt und verraten hatte. Aber auch Gott und meiner Partnerin gegenüber hatte ich ein schlechtes Gewissen, sind sie es doch neben mir selbst, die für die ich mich so kleide.
Schließlich kam es aber zu dem Schluß, dass es okay ist mal auszubrechen um seinen Weg zu finden - das Kopftuch hatte ich ja damals auch sehr oft ausprobiert, bis ich mir sicher war, dass es das richtige für mich ist und das es das ist, was ich will, ehe ich mich dafür entschieden habe es dauerhaft zu tragen.
Ich weihte schließlich auch meine Partnerin ein, sie war zwar zuerst etwas enttäuscht, das ich das hinter ihrem Rücken gemacht habe, aber sie sagte mir schließlich ihre Unterstützung zu, ganz egal was passiert - selbst wenn ich das Kopftuch ablegen sollte. Und so machte ich dann solche Spaziergänge ohne Kopftuch und im kurzen Rock fortan nur noch in Ihrer Begleitung. Der Zweifel am Kopftuch und der Reiz es abzulegen verloren sich so mit der Zeit auch wegen der Reaktion der Leute, die zwar in Begleitung meiner Partnerin nicht mehr so penetrant, aber trotzdem noch vorhanden waren.
In langer bedeckender Kleidung und mit dem Kopftuch fühle ich mich einfach besser, wohler und angezogener, als "normal" gekleidet und ich weiß jetzt, das das Kopftuch für mich das Beste und richtigste ist - ohne fehlt mir einfach was.
Allerdings gehe ich mit meiner Partnerin trotzdem hin und wieder noch mal "normal" gekleidet, mit kurzem Rock und ohne Kopftuch aus, wenn mir oder ihr danach ist, ganz einfach um den Bezug zu dem was unsere Gesellschaft als normal erachtet nicht zu verlieren und um dafür gewappnet zu sein, falls ich es doch mal ablegen will oder muss.
Das mit dem Kopftuch tragen, mit dem wie ich es trage, was ich dazu trage und meine Meinung, meine Ansichten dazu, die Hintergründe und die Regeln und Vorschriften, die ich für mich ausgewählt habe, um danach zu leben und sie in mein Leben einzubauen, mein Verhältnis zu Gott und zu meinem eigenen Glauben - auch im Zusammenhang mit dem Kopftuch - das hat sich ja alles über die Jahre entwickelt. Das nimmt man nicht von heute auf morgen für sich an - und legt es auch nicht einfach von heute auf morgen ab. Was nicht heißen soll dass ich das Kopftuch ablegen will - im Gegenteil ich trage es mit noch mehr Begeisterung, Liebe und Hingabe als vorher und ich glaube auch nicht, dass mich die Faszination und die Überzeugung mit der ich es trage je wieder los lassen. Ich bin stolz darauf, das ich ein Kopftuch trage und das ich eine sog. "Non-muslim Hijabi" bin.
Ich möchte nur vorbereitet sein für den Fall, dass ich es doch mal ablegen muß oder aus irgendwelchen Gründen Ablegen will.


Outfits wie dieses machen für mich die Faszination des Kopftuches aus: 
Ein superschönes langes Kleid mit einem in der Farbe und der Bindetechnik dazu passendem Kopftuch von http://www.inayahcollection.com



Maxikleid mit passendem Hijab by http://www.inayahcollection.com

Maxikleid mit passendem Hijab by http://www.inayahcollection.com

Maxikleid mit passendem Hijab by http://www.inayahcollection.com




Donnerstag, 31. Oktober 2013

Nicht immer nur nach dem Äußeren gehen....

"Judge me by whats in my head, not whats on my head!"

>Beurteilt mich nach dem, was ich im Kopf habe und nicht danach, was ich auf dem Kopf habe!< [...]  ♥♥♥


Ich finde, es ist am wichtigsten, dass man mich nach dem was ich denke und tue beurteilt und mein wahres Wesen und meinen Charakter sieht, anstatt mich nur nach meinem Aussehen und meiner Kleidung zu beurteilen - das wäre mir persönlich zu Oberflächlich. Mir ist es nicht wichtig, mein Aussehen und vor allem meinen Körper und meine Figur mit ihren weiblichen Reizen vor Anderen in den Vorderdergrund zu stellen - zumal ich auch die Aufmerksamkeit, die diesen Äußerlichkeiten von anderen - insbesondere von den Männern - normalerweise zu Teil wird, gar nicht will und möchte. Mir ist es lieber, wenn sich andere die Mühe machen auch mal hinter die Fassade zu schauen. 

Das Kopftuch hilft meinen Mitmenschen Ihren Blick auf das Wesentliche zu lenken und mich nicht nach meinem Äußerem zu beurteilen, indem es mein wahres Aussehen vor Ihnen verbirgt. Es schützt meine Privatsphäre und erlaubt mir, mir selbst auszusuchen mit wem ich mein Aussehen teilen will, sodass es nur die zu sehen bekommen, die mich gut genug kennen, um auch meine inneren Werte zu schätzen wissen. Außerdem verhindert das Kopftuch und die dazugehörige bedeckende Kleidung, daß sich fremde Menschen an meinen Aussehen und meinen körperlichen Reizen "erfreuen" können, von denen ich das nicht will und möchte. Ich möchte selbst bestimmen können, wer sich daran "erfreuen" darf und möchte mir diese Menschen selbst aussuchen können - und ich finde, daß ich auch das Recht dazu habe, denn mein Körper und mein Aussehen gehören mir und ich möchte gern selbst bestimmen können, wer WAS und WIEVIEL davon sehen kann und darf. Das Kopftuch und die den Körper bedeckende Kleidung im Muslima-Still geben mir die Möglichkeit und auch die Macht darüber zu bestimmen, wer was sehen kann. 

Und wenn ich will, daß dieser Anblick meines unverhüllten Aussehens nur für wenige ganz bestimmte Menschen reserviert sein soll, dann ist das eben so und ganz allein meine Sache. Das Kopftuch zu tragen hilft mir dabei, das so umzusetzen, wie ich das möchte, auch wenn das durchaus mit gewissen Einschränkungen für mich verbunden ist.
Ich mag diese Art von Kleidung und mag die Mode muslimischer Frauen und trage sie und das Kopftuch gerne, weil ich mich wohl, sicher und beschützt vor fremden Blicken damit fühle. Es fühlt sich für mich sehr schön an es zu tragen und ich habe das Gefühl, daß das für mich persönlich irgendwie gut und richtig ist. 

Meiner Meinung nach kann sich jede Frau, die ähnlich denkt und fühlt so kleiden, ganz egal, welcher Religion und Nationalität sie angehört, weil es dabei doch hauptsächlich darum geht sich selbst, den eigenen Körper und das eigene Aussehen nicht aller Welt zeigen und präsentieren zu müssen. Das alles gehört nämlich mir und ich möchte ganz allein bestimmen können, wem ich das alles zeige und wer das sehen darf. Und weil ich anziehen kann, was ich will und mich so kleiden kann, wie ich es will, mache ich das auch.

Es ist nur unheimlich schade, daß das Kopftuch und die dazugehörende Kleidung in den Köpfen der meisten Menschen, die nicht so denken oder sich keine Gedanken über die Gründe machen immer noch etwas negatives ist und sie es verurteilen wenn man sich so kleidet und "so rumläuft". Ein bisschen mehr Toleranz wäre manchmal nicht schlecht, denn sie können sich doch auch so kleiden, wie sie wollen und erwarten von anderen, daß sie das so akzeptieren. Wenn Frauen die Freiheit haben sich sexy zu kleiden und zu zeigen, was sie haben, warum sollten dann nicht auch andere die Freiheit und das Recht haben mit ihren Reizen zu geizen und sich so zu kleiden, daß ihr Körper bedeckt und vor fremden Blicken geschützt ist ?! Jede so wie sie es mag.

Leben und Leben lassen - jeder ist frei zu tun, was er möchte, sein Leben so zu gestalten, wie er es haben will UND eben auch sich so zu kleiden, wie er es will. 


Freitag, 30. November 2012

Victoria in Cairo - Ein etwas anderes Kopftuch Experiment

Das Kopftuch Experiment in Cairo

Ich habe hier mal ein Kopftuch Experiment der etwas anderen Art gefunden. 
Victoria ist 22, kommt aus Berlin und ist Studentin und lebt zur Zeit für ein Jahr in Cairo in Ägypten um dort zu studieren - hier geht es zu Ihrem Victoria-in-Cairo Blog, der übrigens sehr interessant und lesenswert ist.
Sie hat das umgekehrte Experiment gewagt und hat als Ausländerin in einem muslimischen Land für ein paar Wochen Kopftuch getragen, auch wenn sie es nicht hätte tragen müssen.
Dabei hat sie die Erfahrung gemacht und machen dürfen, dass sie von den einheimischen ganz anders angenommen wird, als ohne Kopftuch, was sie letztendlich dazu bewogen hat auch nach dem Ende ihres Experiments das Kopftuch für die Dauer ihres Aufenthalts in Cairo weiter zu tragen. 
Dafür hat sie echt meinen allergrößten Respekt verdient, das sie das dort ausprobiert und auch einfach durchgezogen hat - aber lest selbst....
(Im Anschluss an die drei Beiträge von Victoria noch ein paar Gedanken dazu von mir selbst dazu)
  • Experiment Kopftuch: Erfahrungen, Teil 1

    Ganz großes Thema in Deutschland: das Kopftuch! Das symbolische Kleidungsstück schlechthin. Und dazu ist es ja auch gedacht: ich habe gelesen, dass man in den frühen islamischen Reichen muslimische Kleidung für Nichtmuslime verbot, um Muslime schnell erkennen zu können.
    Also mache ich mich auf zum ultimativen Test. Ich möchte ein paar Wochen lang Kopftuch tragen und einfach beobachten. Wie reagieren die Leute (ägyptische Freunde, deutsche Bekannte, Fremde auf der Straße)? Was ist anders? Wie fühle ich mich? Welche Diskussionen ergeben sich vielleicht dadurch?
    Nach einer halben Woche bin ich erstaunt. Es ist tatsächlich unglaublich anders. Erst einmal hat sich mir ein ganz neues Universum eröffnet: Kopftuch ist eben nicht gleich Kopftuch. Es gibt unzählige Wege es zu binden, zu stylen, zu legen, zu befestigen. Es gibt Tücher in allen Farben, Mustern, Materialien, nicht zu vergessen die wichtigen Untertücher.
    Viel interessanter waren und sind aber die Reaktionen der Leute. Ein paar Beobachtungen möchte ich notieren:
    Die Menschen starren mich nicht mehr an, sie schauen nicht mal. Ich erkläre mir das so, dass sie das Tuch sehen und mich sofort in die Schublade "Ägypterin - eine von uns - ganz normal" einordnen und der Fall ist erledigt. Viele halten mich für eine Ägypterin. Alle Menschen sprechen mich auf Arabisch an (was vorher nicht der Fall war). Niemand sagt mehr "welcome". Man spricht respektvoller mit mir, man flirtet weniger. Ich bin eine von ihnen, durch ein Stück Stoff. Dabei ist alles andere an mir genauso europäisch wie vorher: blaue Augen, helle Haut, europäische Gesichtszüge.
    Taxifahrer, Polizisten, Verkäufer sprechen nur noch arabisch mit mir, einige fragen mich ob ich verheiratet bin und ob ich Muslimin bin.
    Meine Freunde sind geteilter Meinung. Die meisten waren überrascht, aber sagten alle es sei sehr hübsch. Ein Freund sagte, er hasse das Kopftuch insgesamt, also fände er es auch scheiße wenn ich es trage. Viele machen sich darüber natürlich lustig und reden mich mit muslimischen Ehrentiteln an (Scheich, Pilgerin, Schwester). Einige wenige sagen, dass es besser aussieht als vorher, da sie Kopftuch generell besser finden, sozusagen angezogener (so wie wir nicht mit nacktem Körper rumlaufen, sollten wir auch nicht mit nackten Haaren rumlaufen). Noch mehr ist mir aufgefallen im Umgang mit Freunden: sie sagen jetzt (im Witz), dass ich bestimmte Dinge nicht machen kann mit Kopftuch (Männer mit Küsschen begrüßen, über Sex reden, fluchen).

    Interessant waren auch die Begegnungen mit anderen Ausländern. Als ich mir unbeannte Ausländer, Franzosen, traf, waren diese sehr distanziert. Dass ich Kopftuch trage, europäisch aussehe und aus Deutschland komme, das ist verwirrend. Ich konnte deutlich die Unsicherheit sehen, sie wussten nicht wo sie mich einordnen sollen.
    Insgesamt war das Verständnis für das Experiment eher gering. Eine deutsche Freundin hat mich gar nicht erkannt. Ich saß 5m von ihr entfernt und habe gewunken, sie sah mich nicht. Im Gespräch über das Kopftuch fand sie das Experiment nicht so gut. Ich fragte sie, was sie denke, wenn sie Frauen mit Kopftuch sähe, sie sagte: "Sie tun mir leid." Die Antwort fand ich krass, besonders von einer Islamwissenschaftlerin. Sie denke, dass die Frauen das nicht freiwillig trügen, sondern dazu gezwungen würden. Natürlich hatte sie noch nie mit Frauen mit Kopftuch darüber geredet. Sie meinte, sie könne nicht verstehen, warum in Deutschland lebende Musliminnen das Kopftuch nicht abnähmen. Ok, fragte ich, warum setzt du denn keins auf, wenn du hier in Kairo lebst? Antwort: Warum sollte ich?
    Alles klar...

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  • Getting local

    Ich weiß nicht genau was sich verändert hat oder wie die Leute das an mir erkennen, aber ich bin definitiv jetzt ganz anders angenommen als am Anfang. Wo ich doch zuerst so Probleme mit Belästigung, Rassismus oder so zu tun hatte, geht man mit mir nun völlig normal und respektvoll um - und das auch bevor ich das Kopftuch getragen habe, seit Anfang Dezember circa. Ich kann jetzt gar nicht mal sagen, wann mich das letzte Mal jemand angemacht hat. Ich scheine nun irgendwas auszustrahlen, was sagt, dass ich hier schon länger wohne.
    Was hat sich verändert?
    Ich werde kaum mehr als Ausländerin angesprochen, oft spricht man mich ganz normal auf Arabisch an. Beim Einkaufen auf dem Markt oder beim Bestellen im Restaurant darf ich nicht mehr mit einer Sonderbehandlung als Ausländerin/Touristin rechnen, man spricht mit mir wie mit Ägyptern auch.
    Im Café bin ich definitiv endgültig respektiert. Ich bin nicht mehr die Besucherin, sondern ich gehör für alle fest zu einer Gruppe. Der Kellner spricht mit mir auf Arabisch, macht Witze mit mir, begrüßt mich mit Handschlag und nennt mich vertrauenswürdig "Prinz", eine Anrede des freundschaftlichen Respekts. Andere Besucher des Cafés versuchen sich meine Präsens so zu erklären: es wird behauptet ich wäre die Schwester meines Freundes, weil wir so gleich aussähen (er hat grüne Augen, ich blaue - da muss Verwandtschaft bestehen).
    Ich benutze nun öffentliche Verkehrsmittel ohne Probleme und völlig ägyptisch. Es gibt nämlich durchaus ein System, das halt fürs Ausländer nur nicht so leicht zu durchschauen ist. Mikrobusse fahren bestimmte Routen ab und das tagsüber super regelmäßig. An bestimmten Stellen sind Haltestellen, sie sind leider nicht gekennzeichnet, also entweder man weiß es oder man stellt sich zu vielen Leuten an den Straßenrand. Natürlich kann man Mikrobusse auch zwischendurch anhalten. Da sowieso fast immer Stau ist, hält man ja eh häufiger. Der Mikrobusfahrer ruft sein Fahrtziel (Stadtteil oder Institution/Platz/...) laut nach draußen. Zudem gibt es Zeichen, die die gewünschte Fahrtrichtung angeben. Man stellt sich also an die Straße und macht mit seinen Fingern das entsprechende Zeichen, und die Leute verstehen! Mit etwas stolz kann ich sagen - ich kann sie alle. Diese Zeichen haben mir größten Respekt eingebracht. Überhaupt werde ich in Mikrobussen immer höchst korrekt und respektvoll behandelt. Als ein religiös anmutender Mann ein Blick auf mein Vokabelheft warf, drückte er seinen Respekt aus, dass ich diese Sprache lerne und wünschte mir weiterhin viel Glück. Eine Frau sagte, sie hätte mich schon mal in der Metro gesehen. Alte Frauen nennen mich oft "Habibi" (Schätzchen), sehr ägyptisch.
    Was noch? Achja, ich rede mit Taxifahrern auf arabisch, gelegentlich ergeben sich ganze Konversationen. Und am Ende macht der Taxifahrer dann eine höchst ägyptische Geste: er sagt, ich brauche nicht bezahlen, er schenke mir die Fahrt. Das ganze ist ein Spiel, das Respekt und Großzügigkeit auf beiden Seiten ausdrücken soll. Natürlich ist die Fahrt nicht wirklich umsonst, ich insistiere also, er schwört mir, dass ich nicht bezahlen brauche, ich insistiere, er nimmt das Geld, wir beide bedanken uns überschwenglich. Ich kenne das Spiel, und der Taxifahrer traut mir zu, das Spiel zu kennen.
    Leute fragen mich nach dem Weg, auf arabisch. Und ich antworte...schließlich kenne ich die Stadt ;)
    Spannende Entwicklung: Am Anfang kamen die Menschen auf mich zu und fragten, ob sie mir den Weg erklären könnten, jetzt fragen sie mich ob ich IHNEN den Weg erklären kann.
    Letztens war ein Ägypter ganz überrascht, als ich sagte ich sei Deutsche: "Oh, ich dachte du seist Ägypterin, dein Style ist so ägyptisch" Dabei trage ich die gleichen Klamotten wie immer... Anscheinend sieht man es jemandem also an, ob er dazu gehört und sich auch selbst zugehörig fühlt oder nicht.
  • Das Kopftuch-Experiment, Teil 2

    Vor ca. 2 Wochen habe ich mein Kopftuchexperiment offiziel beendet, tatsächlich und konsequent abgelegt habe ich es allerdings bis heute nicht. Wie kommt's?
    Zunächst noch einmal ein paar Erfahrungen mit Kopftuch:
    Ich habe meinen ultimativen Kopftuchstil gefunden: es heißt Spanish-Style und sieht etwa so aus:
    Spanish Style Kopftuch

    Das passt besser zu mir als die traditionelle, eher konservative Weise, mit der ich dann oft als europäische Konvertitin durchgegangen bin. So haben mich tatsächlich einige für ägyptisch gehalten ("Ah, du bist gar keine Ägypterin?!" - "Aber ich seh doch total europäisch aus?!" - "Naja, aber dein Style ist so ägyptisch...")
    In unserm Stammcafé hielten mich viele für die Schwester meines Freundes gehalten (beide helle Augen, das kann kein Zufall sein...).
    Im Alltag wurde ich als Ägypterin oder als Ausländerin, die schon lange hier lebt und also als eine von ihnen gilt, behandelt. Kein Ansprechen in Englisch, kein "Welcome to Egypt".
    Ich wurde besonders von Männern mit mehr Respekt behandelt. Denn Kopftuch heißt ja nicht nur Haar bedecken, sondern Körper unberührt und ungesehen (Kopftuch und Kurzarm-T-Shirt geht eben nicht zusammen). Man setzt also hohe moralische Standards an sich selbst und an die Männerwelt. Es gibt trotzdem noch blöde Anmache und Kommentare, aber eben weniger, leiser und nicht über einen bestimmten Punkt hinaus.
    Was mich vielleicht am meisten gewundert hat in dieser Zeit ist, das es für mich gar nicht komisch oder ungewohnt war. Bereits nach wenigen Tagen war es ein selbstverständlicher Teil von mir, ein Automatismus oder ein Teil meiner Identität als Frau, die in Ägypten lebt? Ich fand eher den Gedanken, es abzunehmen, komisch. Und das nach so kurzer Zeit. Wenn ich mir also vorstelle, ich bin ein ägyptisches Mädchen von ca. 11 Jahren, bald kommt das Alter indem ich mich für oder gegen das Kopftuch entscheide. Allmählich tragen alle meine Freundinnen das Kopftuch. Da möchte ich das doch auch, ob ich im religiösen Sinne davon überzeugt bin oder nicht. Und siehe da - ich habe dadurch direkt den Status einer Frau, einer ehrenwerten Frau zudem.
    Es zeigt, wie sehr unsere Gewohnheiten, unsere Praxis nicht von unserem persönlichen Stil abhängt, sondern zu einem großen Grad vom "Blick der anderen", von unserer Umgebung. Von dem, was wir und Leute um uns herum als "normal" empfinden und bewerten.
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Den sogenannten "Spanish-Style", den sie auf dem zweiten Bild trägt, trage ich übrigens auch des öfteren mal so in der Art - zumindest habe ich das Im Frühling und Sommer gern gemacht.
Ich finde es schon irgendwie krass, wie sehr sich die Reaktionen und das Verhalten der Leute ihr gegenüber geändert haben, nachdem sie das Kopftuch aufgesetzt hat. Sie war nun plötzlich nicht mehr die Ausländerin ohne Kopftuch - und als solche auch mehr oder weniger Freiwild für die Männer - sondern eine von Ihnen, die mit Respekt und genauso wie alle anderen behandelt wurde. Und das alles nur wegen eines Stück Stoffs und der Art sich zu kleiden. Sie war plötzlich, wie sagt man so schön - angekommen und wurde von den anderen ganz selbstverständlich als Ägypterin oder Ausländerin, die schon länger dort lebt angenommen.
Ziemlich krass fand ich natürlich den Kommentar ihrer Freundin:
Im Gespräch über das Kopftuch fand sie das Experiment nicht so gut. Ich fragte sie, was sie denke, wenn sie Frauen mit Kopftuch sähe, sie sagte: "Sie tun mir leid." Die Antwort fand ich krass, besonders von einer Islamwissenschaftlerin. Sie denke, dass die Frauen das nicht freiwillig trügen, sondern dazu gezwungen würden. Natürlich hatte sie noch nie mit Frauen mit Kopftuch darüber geredet. Sie meinte, sie könne nicht verstehen, warum in Deutschland lebende Musliminnen das Kopftuch nicht abnähmen. Ok, fragte ich, warum setzt du denn keins auf, wenn du hier in Kairo lebst? Antwort: Warum sollte ich?
Alles klar...
Ich meine, das sie das Experiment nicht so gut fand ist ja noch okay, da kann ja jeder seine eigene Meinung zu haben, aber das eine Islamwissenschaftlerin über Frauen mit Kopftuch sagt, daß sie ihr leid tun und denkt das die Frauen es nicht freiwillig tragen, sondern dazu gezwungen würden ohne je mit Frauen mit Kopftuch darüber geredet zu haben. Ich würde sagen, da hat sie ihr Fachgebiet ein wenig verfehlt.
Aber der Hammer ist irgendwie, daß sie einerseits nicht verstehen kann, das muslimische Frauen das Kopftuch in Deutschland nicht einfach abnehmen - es quasi sogar verlangt, dass sie es tun Aber auf die Frage warum sie denn keins trägt, wenn sie doch in Kairo lebt nur antwortet, warum sollte ich.
Ich weiß ja nicht, wenn ich für längere Zeit in einem muslimischen Land leben würde, wo ich als Ausländerin kein Kopftuch tragen müßte und auch unbedeckt gehen könnte, dann würde ich es wahrscheinlich trotzdem tragen, schon allein aus Respekt und Höflichkeit, der anderen Kultur und den Landessitten gegenüber - aber wohl auch um nicht so als Ausländerin und Touristin aufzufallen.
Ich denke allerdings mal, wenn eine Muslima hier in Deutschland ihr Kopftuch einfach mal für ein paar Wochen abnimmt und sich Jeans und Pullis anzieht, dann wird sie wahrscheinlich ähnliche Erfahrungen machen, wie Victoria, die in Kairo einfach ein Kopftuch aufgesetzt hat.
Wenn man darüber mal so nachdenkt, dann ist das schon fast irgendwie ein bißchen traurig - warum muß immer alles mit Gruppenzwang verbunden sein? Warum wird man nur anerkannt, wenn man das macht, was die breite Masse macht und gut findet: Warum kann nicht einfach jeder sein Ding machen und wird dafür dann trotzdem toleriert und akzeptiert - es sollte doch kein Problem sein, wenn sich jeder so kleidet, wie er es gern möchte - Kopftuch hin oder her.
Ich finde es auf jeden Fall toll, wie unvoreingenommen Victoria an dieses Experiment herangegangen ist und wie selbstverständlich es für sie schon nach ein paar Tagen war, Kopftuch zu tragen
Was mich vielleicht am meisten gewundert hat in dieser Zeit ist, das es für mich gar nicht komisch oder ungewohnt war. Bereits nach wenigen Tagen war es ein selbstverständlicher Teil von mir, ein Automatismus oder ein Teil meiner Identität als Frau, die in Ägypten lebt? Ich fand eher den Gedanken, es abzunehmen, komisch. Und das nach so kurzer Zeit.
Ich mag ihre Einstellung und ihre Gedanken dazu - ähnlich geht es mir auch, auch wenn in Deutschland und nicht in Ägypten lebe.
Wenn ich mir also vorstelle, ich bin ein ägyptisches Mädchen von ca. 11 Jahren, bald kommt das Alter indem ich mich für oder gegen das Kopftuch entscheide. Allmählich tragen alle meine Freundinnen das Kopftuch. Da möchte ich das doch auch, ob ich im religiösen Sinne davon überzeugt bin oder nicht. Und siehe da - ich habe dadurch direkt den Status einer Frau, einer ehrenwerten Frau zudem.
Das fand ich ganz besonders interessant - so habe ich das noch gar nicht gesehen, aber damit hat sie sicherlich recht: Das sich in muslimischen Ländern viele junge Frauen und Mädchen dazu entscheiden ein Kopftuch zu tragen, liegt sicher oft auch nicht nur an der Religion alleine - es ist auch so ein wenig der Gruppenzwang, die Vorbildfunktion andere Frauen und gleichaltriger Freundinnen, das zu tun und sich so zu kleiden, wie es eben in der Gesellschaft als "normal" erachtet wird. Das wird wohl auch der Grund sein, das sich hier viele junge Türkische und arabische Frauen gegen das Kopftuch entscheiden - weil es hier eben eher "normal" ist unbedeckt zu sein. Und wenn sie es tragen, dann steckt oft schon eine tiefe Verbundenheit mit der eigenen Religion dahinter - oder der Wunsch überhaupt irgendwo dazu zu gehören - oder eben auch eine sehr traditionsbewußte Familie.
Wobei man bei letzterem allerdings wieder ein wenig differenzieren muß - ich bin grundsätzlich dagegen, wenn Frauen dazu gezwungen werden das Kopftuch zu tragen - wenn es allerdings für sie okay ist, das die Familie das von ihr fordert und sie sich darin fügt und es trägt und das auch gerne macht um ihrer Familie einen Gefallen zu tun und sich wohl damit fühlt, dann ist das wieder irgendwo was anderes.
Wie dem auch sei, wichtig ist, das man sich mit dem was man macht und der Kleidung die man trägt wohl fühlt.