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Sonntag, 18. August 2019

Antwort auf einen Kommentar: Warum definiere ich mich als Kopftuchträgerin?

"Warum definieren sie sich immer wieder als Kopftuchträgerin?" - "Weil ich eine bin!" 


  





Warum definiere ich mich als Kopftuchträgerin?

Antwort auf einen anonymen Kommentar, welche mir einen eigenen Blog-Eintrag wert ist, da ich das Thema durchaus interessant finde und Lust habe mich einmal schriftlich damit auseinander zu setzen.
 
Anonym hat einen neuen Kommentar zu deinem Post "Darum ist (m)eine lesbische Beziehung mit einer Frau so schön..." hinterlassen: 

"Warum definieren Sie sich immer wieder als "Kopftuchträgerin"? Warum sehen Sie sich nicht einfach als Mensch/Frau die eben diesen (vielleicht etwas exotischen) Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag?Sie würden Sich ja auch nicht als "Rock-Trägerin" oder "Handtaschen-Trägerin" definieren!?Es ist ja kein Geheimnis, dass ein Kopftuch durchaus auch seine Vorteile im Bezug auf Bequemlichkeit hat (gerade im Sommer), und dass es richtig gut und elegant aussehen kann (wenn man mal die gängigen Vorurteile stecken lässt) ist auch nichts Neues.Haben Sie doch einfach mehr Mut "Sie selbst zu sein".[...]"

Hierauf möchte ich natürlich gerne Antworten:
Ich definiere mich als Kopftuchträgerin, weil ich eine Kopftuchträgerin bin, ganz einfach. Es ist das offensichtlichste an mir, da ich es die meiste Zeit des Tages trage - ich trage es immer, wenn ich aus dem Haus gehe und ich trage es auch oft Zuhause, weil ich mich einfach wohl damit fühle und weil ich es sehr gerne trage.
Ich habe auch kein Problem damit, mich als ein Kopftuchträgerin zu sehen - denn das bin ich ja nun mal. Ich bin stolz darauf, ein Kopftuch zu tragen, weil es etwas besonderes für mich ist und eine besondere Bedeutung für mich hat und ich trage es gerne, weil ich es ja tragen möchte und weil ich es tragen will.
Für mich hat die Bezeichnung "Kopftuchträgerin" auch nichts abwertendes - es ist eher eine neutrale Zustandsbeschreibung meines äußeren Erscheinungsbildes, die mit einem Wort eigentlich alles sagt, was wichtig ist und keine Fragen mehr offen läßt. 
Ich finde es ja toll, dass ich ein Kopftuch trage und ich bin froh und glücklich darüber, dass ich meinen Weg  gehe und diesen Weg auch gehen kann. Und ich finde es gut, dass ich einfach ein Kopftuch tragen kann und dass es mir keiner verbietet oder vorschreibt - es ist ein Stück Freiheit für mich, die ich habe. Warum sollte ich mich also nicht als Kopftuchträgerin bezeichnen oder definieren?!

Eine Rockträgerin bin ich ja obendrein auch noch, weil ich ja fast nur Röcke und Kleider trage, denn ich finde, dass ich sie als Frau einfach tragen muss, und dass ich keine Hosen und Jeans tragen sollte. Röcke und Kleider sind nun mal die traditionelle Kleidung der Frau - und Hosen und Jeans sind für die Männer gemacht. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn Frauen Jeans und Hosen tragen, aber für mich ist das nichts - für mich sind sie sozusagen tabu. Ich kann mich höchstens mal zu Leggings mit einem passenden Oberteil dazu durchringen, weil Leggings eben eine besonders weibliche und feminine Form der Hose sind.
Ich mag meine Kleidung halt eher traditionell und konservativ, zumal das auch, im Gegensatz zu der heutigen Mode, sehr anständig, sittsam und züchtig ist. Wobei natürlich jede(r) für sich definieren muss, was "anständige Kleidung" ist - darüber kann und will ich mir kein allgemein gültiges Urteil erlauben. Und natürlich bezeichne ich mich im richtigen Kontext und Zusammenhang auch schon mal als "Rockträgerin", weil ich ja ganz offensichtlich auch eine Rockträgerin bin und das etwas ist, was mich ausmacht und auszeichnet - zumal es ja auch nicht alltäglich ist, dass eine Frau nur Röcke (und Kleider) trägt. 

Da ich, wie jede Frau, Handtaschen benutze und mit mir rumtrage, um das was ich so brauche zu verstauen, bin ich natürlich auch eine "Handtaschenträgerin", aber ich würde mich natürlich nicht als solche bezeichnen oder definieren, denn das macht jede Frau, es ist also nichts Besonderes und auch nichts, was mich auszeichnet. Ich für meinen Teil kenne zumindest keine Frau, die keine Handtasche besitzt, sie benutzt und sie nicht mit sich rum trägt, wenn sie weg geht. Das ist halt was vollkommen normales und gehört zum Frau-sein dazu.

Dadurch, dass ich in einer lesbischen Beziehung lebe, bin ich natürlich (trotz dessen, dass ich bisexuell bin) eine "Lesbe" und ich würde mich mittlerweile auch vollkommen als Lesbe bzw. als lesbisch definieren - aber ich würde mich nicht als solche bezeichnen, auch wenn es etwas ist, was mich ausmacht. Aber es ist ja nichts offensichtliches, das ist der Unterschied - wenn man mich auf der Straße sieht, dann sieht man mir ja nicht an, dass ich "lesbisch" bin und selbst wenn ich mit meiner Partnerin unterwegs bin, dann sieht man uns nicht an, dass wir lesbisch sind oder dass wir ein Paar sind und in einer lesbischen Beziehung zusammen leben. 
Ich schäme mich nicht dafür, aber ich muss es auch nicht jedem auf die Nase binden - also warum sollte ich mich, außer im privaten Kreis, als "Lesbe" oder "lesbisch" bezeichnen - selbst wenn ich mich so definiere?!    

Natürlich bin ich eine Frau, die diesen Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag - das hab ich ja auch schon oft gesagt und dass ich das Kopftuch durchaus ja auch sehr bequem, weiblich, schön und elegant finde und dass ich es auch deswegen gerne tragen möchte, ist ja auch kein Geheimnis.
Wenn ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, dann fasst es das doch sehr gut zusammen - und es hört sich besser an, als zu sagen, dass ich eine "Frau bin, die gerne ein Kopftuch trägt" - zumal Kopftuchträgerin auch kürzer ist.
Kopftuchträgerin finde ich halt besser und kürzer als "Frau, die gerne Kopftuch trägt".
Was ich auch noch sehr schön finde ist die Bezeichnung "Kopftuchmädchen" - auch wenn das mittlerweile leider eher negativ besetzt ist. Aber ich finde "Kopftuchmädchen" trotzdem sehr schön und bezeichne mich gelegentlich auch gern selber so. Ich bin ein eben Kopftuchmädchen - na und?! Ich bin ein "Mädchen" und ich trage ein Kopftuch - das kann jeder sehen und das ist ja auch offensichtlich und ich finde das gut so.
Aber ob nun Kopftuchmädchen oder Kopftuchmädchen - ich finde beides vollkommen in Ordnung und es trifft ja auch beides auf mich zu. Ich finde es auch nicht abwertend, im Gegenteil, ich sehe beide Bezeichnungen eher als Auszeichnung für mich und Hervorhebung einer Besonderheit, die mich auszeichnet - selbst wenn ich mich selbst damit nicht hervorheben oder über andere stellen will. Ich sehe es eher als eine neutrale Bezeichnung, denn egal ob ich mich nun als Kopftuchträgerin oder Kopftuchmädchen bezeichne - das macht mich ja nicht besser als andere. 

  
"Haben Sie doch einfach mehr Mut "Sie selbst zu sein".

Danke, aber diesen Mut habe ich bereits, deswegen trage ich ja ein Kopftuch - weil ich ganz "Ich selbst" bin und es gerne tragen will und möchte. 
Das Kopftuch gehört mittlerweile zu mir, wie meine Handtasche, meine Röcke oder eben meine Haare - mit dem Kopftuch bin ich "Ich selbst", es ist mittlerweile ein Teil von mir und es gehört zu mir. Ich habe es damals ausprobiert ein Kopftuch zu tragen und es hat mir gefallen, so daß ich es immer öfter in der Freizeit getragen habe - Zuhause oder auch wenn ich weg gegangen bin. Das hat mir gefallen und ich fand es schön. Und irgendwann hatte ich dann den Wunsch es "richtig" zu tragen und es immer zu tragen, so wie es eine Muslima tut. Dieser Wunsch ständig ein Kopftuch zu tragen wurde immer größer, so daß ich irgendwann nicht mehr anders konnte und mich für das Kopftuch entscheiden mußte, um mir diesen Wunsch zu erfüllen - und die Sehnsucht danach, ständig ein Kopftuch zu tragen zu beenden. Ich kann es mir nicht erklären, aber ich spürte einfach, dass es gut und richtig für mich ist und dass das Kopftuch einfach zu mir gehört, auch wenn ich eine Christin bin.  
Und das war der Deal für mich: Ich entscheide mich FÜR das Kopftuch und MUSS es wegen dieser Entscheidung IMMER und ständig tragen, wenn ich das Haus verlasse und mich in der Öffentlichkeit bewege, ganz egal, wo ich hingehe. 
Aber gerade am Anfang hat doch viel Mut dazu gehört, es als Deutsche und Christin, gemäß meines Wunsches und meiner Entscheidung ständig zu tragen: immer und unter allen Umständen, ganz egal, wo ich hingehe. Aber ich hatte diesen Mut dazu - was sollte ich auch anderes machen?! Die Sehnsucht danach es immer zu tragen war nicht mehr auszuhalten und ich hatte mich ja auch schon für das Kopftuch entschieden, also blieb mir meiner Vorstellung nach nichts anderes mehr übrig, als es nun auch zu tragen.
Wenn man es ständig tragen will, dann ist das natürlich schon etwas anderes, als wenn man es nur gelegentlich trägt. Denn wenn man es nur gelegentlich trägt, dann macht es Spaß es zu tragen und so zu sein, wie man will - da macht man sich keine Gedanken, was die Leute dazu sagen oder denken - oder es ist einem egal. Denn das Kopftuch ist ja nur "geliehen" - eine Ausnahme - es gehört nicht wirklich dazu.
Aber wenn man sich dafür entschieden hat, es ständig zu tragen, dann ist es plötzlich nicht mehr so egal, was die Leute darüber denken, denn jetzt trage ich es ja immer und es gehört zu mir und es ist plötzlich, als wenn man mir ansehen würde, dass ich es immer trage und mich bewußt dafür entschieden habe.
Da macht man sich natürlich erstmal schon Gedanken: 
  • was sagen die Leute, 
  • kann ich so überhaupt rausgehen
  • hält man mich für eine Muslima oder ist es den Leuten egal,
  • was sagen die Leute, wenn sie merken, dass ich Deutsche bin,
  • was sagen sie, wenn sie herausfinden, dass ich Christin bin,
  • wird mich jemand wegen dem Kopftuch blöd anmachen,
  • was denken die Leute, wenn sie mich so sehen,
  • was denken die Leute, über mich als Kopftuchträgerin
  • wie werden sie mich ansehen, 
  • wie werden sie mich behandeln, 
wenn ich ein Kopftuch trage??? Das sind alles so Sachen, über die man sich am Anfang Gedanken macht - auch wenn ich vorher schon unzählige Male mit Kopftuch unterwegs war.
Es war ja nun mein ausdrücklicher Wunsch und meine freie Entscheidung ein Kopftuch zu tragen - und es aufzuziehen und es umzumachen war leicht für mich. 
Aber es in der ersten Zeit, nach der Entscheidung, es ständig auch im Alltag zu tragen und überall damit hinzugehen und so zu sein, wie ich sein will und wie ich bin, das hat mich zuerst schon viel Mut und Überwindung gekostet - auch weil ich wußte, dass es nun ernst ist und ich jetzt keine andere Wahl mehr habe als es zu tragen. 
Aber es hat sich gelohnt, diesen Mut zu haben, denn die Leute reagierten bei weitem nicht so, wie ich es befürchtet habe: den meiste ist es eigentlich ziemlich egal, ob ich nun ein Kopftuch trage oder nicht, solange ich nur nett, freundlich, höflich und zuvorkommend zu Ihnen bin und sie gut behandel. 
Den meisten ist es wohl auch egal, ob ich nun Muslima oder Christin bin - nur dass ich Deutsche bin, sorgt manchmal für leichte Überraschung und Verwunderung, mehr aber auch nicht.
Mittlerweile ist es absolut normal für mich, ein Kopftuch zu tragen, wenn ich aus dem Haus gehe, es ist etwas ganz alltägliches für mich geworden und es gehört nun einfach zu mir. Auch wenn es in einigen Situationen immer noch Mut braucht ein Kopftuch zu tragen.
Ich mache mir mittlerweile auch keine Gedanken mehr darüber, was andere davon halten oder was sie darüber denken - oder was sie vielleicht von mir denken mögen.  
Ich bin so wie ich bin und ich bin so, wie ich sein will - Ich habe also durchaus den Mut "Ich selbst zu sein"
Und da bin ich natürlich stolz drauf. Nicht unbedingt darauf, dass ich nun Kopftuchträgerin bin und mich für das Kopftuch entschieden habe, aber durchaus darauf, dass ich den Mut hatte, mir den Wunsch zu erfüllen, ständig ein Kopftuch zu tragen und endlich so zu sein, wie ich sein will und das zu machen, was ich machen will, eben einfach, ich selbst zu sein, mit allen Konsequenzen.

Ich definiere mich zwar oft als "Kopftuchträgerin" (oder eben als "Kopftuchmädchen") aber ich finde das in Ordnung, denn ich bin ja auch eine Kopftuchträgerin und trage es die meiste Zeit des Tages - auch oft Zuhause, weil ich es eben gerne trage und mich wohl damit fühle - ohne Kopftuch fühle ich mich eben nicht "komplett angezogen". Es sieht weiblich, chic und elegant aus und das mag ich halt - auch Zuhause. Dass ich ein Kopftuch trage ist eben das offensichtlichste an mir - man sieht halt, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, also bezeichne ich mich auch gerne als solche und finde nichts "falsches" daran. Zumal ich in gewisser Weise ja auch stolz darauf bin, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, weil es ja irgendwie schon etwas besonderes für mich ist und weil das Kopftuch, dass ich trage, auch eine besondere Bedeutung für mich hat.
   
Sicher scheint es so, dass ich mich "nur" über das Kopftuch definiere, wenn ich mich des öfteren als Kopftuchträgerin bezeichne - was zu einem gewissen Teil ja auch stimmt, denn es ist ja mittlerweile ein integraler Bestandteil meiner Identität und meiner Persönlichkeit - es gehört halt zu mir als Person und Frau dazu und dem muss ich ja schon irgendwie Rechnung tragen - also warum sollte ich mich nicht als Kopftuchträgerin definieren oder als solche bezeichnen?!

Natürliche sehe ich mich auch noch, nach wie vor, "als Frau, die eben diesen (vielleicht etwas exotischen) Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag"
Und ich mag diesen doch eher konservativen Kleidungsstil wirklich sehr gerne, der, wenn man mal vom Kopftuch absieht, auch als "bescheidene Mode" oder "Modest-Fashion" bezeichnet wird und sich bestimmten Werten und Tugenden, wie Anständigkeit, Sittsamkeit, Züchtigkeit, Schamhaftigkeit, Bescheidenheit, Anspruchslosigkeit und Unauffälligkeit verpflichtet fühlt und der die Keuschheit und Würde der Frau in der Öffentlichkeit schützt und bewahrt, weil dies Kleidung eben dezent und unauffällig ist und dadurch die Attraktivität der Trägerin nicht zu sehr betont. 
Solch ein Kleidungsstil ist ja auch im Christentum und Judentum durchaus erwünscht - nicht nur im Islam - und für mich gehört das Kopftuch, welches ja auch im Christentum eine gewisse Rolle spielt (oder mal gespielt hat), einfach dazu - als i-Tüpfelchen sozusagen. Es rundet das Outfit und seine Gründe, Hintergründe und Funktion einfach ab. Und es ist ebenfalls in allen drei Religionen in unterschiedlichen Formen bekannt - hat aber durchaus in jeder mittlerweile einen anderen Stellenwert und einen unterschiedlichen Grad der Verbreitung und "Beliebtheit".

Und darüber hinaus bin ich mir natürlich auch darüber bewußt, dass ich eine Frau bin, die noch viele andere Interessen und Qualitäten als das Kopftuch hat - aber das Kopftuch ist nun mal ein zentraler Bestandteil meiner Identität und meiner Persönlichkeit über den vieles zusammen läuft und über den sich vieles von meinem Verhalten, meiner Persönlichkeit und meiner Lebensweise erklären läßt.
Deswegen ist es auch vollkommen in Ordnung für mich, wenn ich mich über das Kopftuch definiere und mich selbst als "Kopftuchträgerin" definiere und bezeichne.
Das wertet mich nicht auf oder ab, stellt aber eine besondere Eigenschaft von mir heraus, über die ich mich definiere und der ich mich verpflichtet fühle.
Und andere sehen mich ja auch in erster Linie erstmal als Kopftuchträgerin und dann als Frau, wenn sie mich sehen, was ja nichts schlechtes ist, sondern in den meisten Fällen ist es ja eher eine neutrale Zustandsbeschreibung meines äußeren Erscheinungsbildes, da das Kopftuch ja ganz offensichtlich ist. Kopftuch + Frau = Kopftuchträgerin. 
Und wenn ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, da weiß jeder gleich Bescheid, was mit mir los ist und jeder kann sich etwas darunter vorstellen - nämlich, dass ich eine Frau bin, die ein Kopftuch trägt. Im richtigen Zusammenhang zieht das natürlich noch weitere Regeln, Vorschriften, Verhaltensweisen und Verhaltensregeln oder Einschränkungen nach sich und das mache ich damit, dass ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, auch gleich deutlich.
Nichts weiter.

Also alles gut, messen Sie dem nicht zu viel Bedeutung zu, dass ich mich als Kopftuchträgerin definiere, denn ich bin nun mal eine Kopftuchträgerin. Oder eben ein Kopftuchmädchen, wenn Ihnen das lieber ist. Ich finde beides schön und es ist gut so, wie es ist.

Montag, 10. Juni 2019

Wie soll es hier nur weitergehen? Was meint ihr?

Was soll ich bloß schreiben, was wollt ihr lesen, was interessiert Euch?

Das und ähnliches denke ich immer wieder, wenn es um meinen Blog geht oder wenn es darum geht in meinem Blog was zu schreiben. Ich überlege dann immer, was ich denn mal machen könnte, denn es gibt so viele Themen, zu denen ich was schreiben könnte und zu denen ich auch gerne was schreiben würde – und ich habe auch so viele Ideen, mit Sachen, zu denen ich mal was schreiben könnte, aber irgendwie kommt doch nie was dabei zustande – leider…
Manchmal überlege ich sogar, ob ich mit diesem Blog überhaupt noch weitermachen soll – aber eigentlich ist er mir auch zu wichtig um ihn aufzugeben. Aber die Themen, über die ich schreiben möchte, die sind für mich mittlerweile so alltäglich geworden, dass ich eigentlich gar nicht das Bedürfnis habe, darüber zu schreiben – auch wenn ich es gerne möchte, weil es mir eigentlich auf der Seele brennt. 


(Weiter unten eine kleine Auswahl an Themen, über die ich vielleicht schreiben könnte oder schon mal schreiben wollte, mich aber nicht getraut habe - oder so)


Ich finde es z.B. immer total traurig, wie das Kopftuch und Kopftuchträgerinnen in der Öffentlichkeit so schlecht gemacht werden, indem Vorurteile verbreitet werden, die so einfach nicht stimmen und für mich und andere Kopftuchträgerinnen, die ich kenne (auch Musliminnen) so gar nicht zutreffen – so werde ich und meine Freundinnen mit Kopftuch z.B. nicht dazu gezwungen, ein Kopftuch zu tragen – ich und meine Freundinnen tragen es freiwillig, weil wir es tragen wollen. Ich (und meine Freundinnen) fühle mich auch nicht unterdrückt, nur weil ich ein Kopftuch trage – im Gegenteil, ich fühle mich damit oft sogar freier, als viele junge Damen in ihren engen und knappen fummeln – das sieht immer so gezwungen und künstlich hübsch-sexy aus – den Herren fallen dabei fast die Augen aus dem Kopf, weil sie gar nicht anders können, als hinzuschauen – und was ist mit den Damen? Die fühlen sich davon genervt und gestört, sei es weil nicht die richtigen gucken oder weil die Männer überhaupt gucken – nur warum muss man dann so aufreizend rum rennen? Entweder macht man das voller Überzeugung und freut sich über jeden, dem Mann den Kopf verdreht und der einem Bestätigung gibt oder frau lässt es halt sein. 


Das sind zum Glück Probleme, die ich dank Kopftuch und bescheidener Kleidung nicht habe, ich werde in Ruhe gelassen, nicht mit Blicken belästigt und werde auch kaum beachtet und ich bin auch ganz froh darüber, dass ich meinen Alltag bewältigen kann, ohne dass mein Aussehen, meine Weiblichkeit oder die weiblichen Reize meines Körpers für irgendwen eine Rolle spielen. 

Dafür gibt es dann natürlich wieder die, die sich daran stören, dass ich ein Kopftuch trage, was doch eigentlich meine Sache ist. Es ist doch letzten Endes nur ein Stück Stoff – ein Kleidungsstück, wie alles andere, was ich trage, auch nur Kleidung ist – nur dass ich mich im Gegensatz zu anderen eben dazu entschieden habe, auch meinen Kopf bekleiden zu wollen. Es tut keinem weh, wenn ich meinen Kopf und meine Haare bedecke und mich anständig, sittsam und zurückhaltend kleide – mir am allerwenigsten, denn ich weiß, dass es mir gut tut und ich fühle mich wohl dabei.
Sicher hat das Kopftuch eine Besondere Bedeutung für mich – eigentlich sogar mehrere – und ich habe meine Gründe und Hintergründe dafür ein Kopftuch zu tragen, aber die sind in erster Linie meine ganz persönliche Sache, die ich nicht an die große Glocke hänge und für die ich auch keine Werbung machen will – wenn ich mit dem Kopftuch unterwegs bin, dann bin ich einfach nur eine Frau mit Kopftuch, ein Kopftuchmädchen oder eine Kopftuchträgerin, aber ich will meiner Umwelt damit keine bestimmte Message rüberbringen oder eine bestimmte Botschaft verkünden, es ist einfach nur ein Kopftuch und ich möchte in Ruhe gelassen und nicht belästigt werden – nicht mehr und nicht weniger.
Ein besonderes Symbol oder Zeichen ist es nur für mich selbst, denn ich zeige damit, dass ich ein spiritueller Mensch bin, dass ich an Gott glaube, dass ich mich an Gottes Regeln und Gebote halte und dass ich mich Gott und seinen Regeln unterordne – ich zeige mit dem Kopftuch meine Demut vor Gott, meinen Respekt, meine Ehrfurcht, meine Hingabe und meine Liebe zu Gott – aber das mache und trage ich in erster Linie für Gott und möchte ihm das alles zeigen – nicht den anderen, fremden Leuten in der Öffentlichkeit auf den Straßen, die es zwar auch sehen, für die es aber nur ein gewöhnliches Kopftuch sein und bleiben soll – ohne eine spezielle Botschaft. 

Das einzige, was andere daraus gerne schließen dürfen ist, das ich fromm und gläubig bin und an Gott glaube und deswegen einen anständigen Lebenswandel vorziehe und deswegen auch kein Interesse an Unsittlichkeiten oder sündigen Verhalten habe. 

Wenn es eine Message gibt, dann die, dass ich eine anständige Frau bin und nicht wegen meinem Aussehen belästigt werden und in Ruhe gelassen werden möchte – ist das in unser sexualisierten Gesellschaft mittlerweile so verkehrt, wenn eine Frau das mit ihrer Kleidung signalisiert?! 

Und natürlich soll das im Umkehrschluss nicht heißen, dass nun alle Frauen, die kein Kopftuch tragen unanständig und unsittlich sind und belästigt werden dürfen. Frauen ohne Kopftuch können genauso ehrbar und anständig sein, wie Frauen mit Kopftuch.

Also wegen mir und meinetwegen muss keine Frau ein Kopftuch tragen, dass muss jede für sich selbst entscheiden – genauso, wie ich mich eben dafür entschieden habe ein Kopftuch zu tragen, aber das war eben meine eigene und ganz persönliche Entscheidung. Ich achte und respektiere alle Frauen, ganz egal, ob sie nun ein Kopftuch tragen oder nicht.

In der christlichen Tradition steht das Kopftuch auch dafür, dass eine Frau, die es trägt sich in der Ehe / Partnerschaft unterordnet und den Partner in der Beziehung und über sich selbst herrschen lässt und dem anderen untertan ist. Genau danach lebe und handel ich auch, selbst wenn ich mit einer Frau zusammen bin – meine Partnerin und Ehefrau hat das Sagen in unserer Beziehung und ich ordne mich ihr unter, ich lasse sie entscheiden und herrschen und bin ihr untertan und treue Dienerin. Ich sage gern: „Meine Ehefrau ist meine Königin, Herrscherin und Herrin – und ich bin ihre Prinzessin, Untertanin und Dienerin.“ Und das trifft es doch für uns beide ganz gut und ich möchte es auch gar nicht anders haben wollen, da ich eher eine devote und unterwürfige Persönlichkeit bin, da passt diese Rollenverteilung für mich ganz gut, da ich so meine Persönlichkeit auch ausleben kann – das ist ebenfalls etwas, was das Kopftuch für mich persönlich symbolisiert – aber es ist halt auch nichts, was ich in der Öffentlichkeit verkünden oder an die große Glocke hängen muss. 

Es reicht, dass ich und meine Frau wissen, dass das Kopftuch eben auch dafür steht. 
Es in der Partnerschaft für den Partner zu tragen, hat für mich auch viel mit Demut, Hingabe, Liebe und Respekt dem anderen gegenüber zu tun, denn ich zeige ihr damit, dass ich kein Interesse an anderen habe und dass ich in der Öffentlichkeit nicht für andere attraktiv sein muss und will – und dass ich kein Interesse daran habe, die Aufmerksamkeit von anderen durch mein Aussehen auf mich zu ziehen – ich ohne mein Kopftuch, das ist etwas, was ich nur Zuhause im privaten mit ihr teilen will.
Und auch wenn ich mich in meiner Partnerschaft meiner Ehefrau unterordne und sie machen lasse, so werde ich doch nicht von ihr unterdrückt, denn sie findet diese Unterordnung, als eher dominante Person, zwar gut, aber sie erwartet diese Unterordnung in der Partnerschaft nicht von mir und sie erzwingt sie auch nicht, dass ich mich ihr unterordne und ihr untertan bin, dass ist etwas, was ich von mir aus mache und was ich freiwillig mache, ihr zuliebe und weil ich es so will – ich unterdrücke mich also nur selbst.

Naja, das sind halt alles so Sachen, über die ich mir Gedanken mache und ich hätte so viele Ideen für Blogeinträge, weiß aber oft nicht wie und ob ich sie überhaupt umsetzen kann - insbesondere auch, weil ich eine Kopftuchträgerin bin.
Beispiele gefällig?

  • Der Bericht meiner Frau über „ihr Jahr mit Kopftuch“ steht immer noch aus (liegt an ihr, sie kommt nicht dazu mal was darüber zu schreiben)
  • Das Kopftuch im allgemeinen (na klar, mein Lieblingsthema)
  • Muss ich ein Kopftuch tragen – und wenn ja Warum. Bedeutung und Hintergründe des Kopftuchs für mich selbst.
  • Warum ich ein Kopftuch trage
  • Bescheidene Kleidung, Modest-Fashion, Muslim-Fashion, Muslima-Mode, Kopftuchmode
  • Gründe, Hintergründe und Bedeutung des Kopftuches im Islam und Christentum
  • Können oder sollten Christinnen ein Kopftuch tragen und wenn ja, Warum.
  • Christlicher Glaube im allgemeinen / christlicher Glaube und Kopftuch tragen
  • Gebet: Wichtigkeit und Bedeutung für mich
  • Mein Alltag mit Kopftuch
  • Meine Freizeit mit Kopftuch – und Zuhause auch mal ohne Kopftuch
  • Bedeutung des Kopftuches für die Frau
  • Auswirkung und Wirkung des Kopftuchs auf die Trägerin
  • Kopftuch im Sommer
  • Vorurteile über das Kopftuch und die Realität dazu
  • Vor- und Nachteile des Kopftuchs
  • Anständige und sittsame (züchtige) Kleidung bei Christinnen
  • Strumpfhosen zum Rock – auch zu langen – da nackte Beine als unanständig gelten
  • Warum ich selbst so gerne Strumpfhosen trage.
  • Weibliche Kleidung, wie Röcke und Kleider und wie wichtig es ist, sich als Frau so zu kleiden
  • Jeans und Hosen und warum frau sie nicht tragen sollte
  • Lesbische Liebe
  • Leben in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung
  • Lesbisch sein, bzw. in einer lesbischen Beziehung leben und Kopftuch tragen
  • Meine lesbischen Partnerschaft mit meiner Partnerin
  • Meine Beziehung und Partnerschaft
  • Wie es ist als bisexuelle Frau (die auch auf Männer steht) mit einer Frau verheiratet zu sein und so als Lesbe zu gelten
  • Bin ich lesbisch – oder immer noch bisexuell? Kann man sich das aussuchen wenn man bi ist?
  • Liebesleben als lesbische Frau (auch in Bezug auf Hilfsmittel und Spielzeug)
  • lesbische Beziehung, Kopftuch und christlicher Glauben – wie ist das vereinbar
  • Lesbisches Liebesleben und Liebesspiel – was ist erlaubt und was tabu, wenn man eine gläubige Kopftuchträgerin ist
  • Meine Leidenschaft für Fesselspiele
  • Fesseln zur Entspannung (ohne sexuelle Hintergründe)

Naja, diese und weitere Themen habe ich oft im Kopf, wenn es um meinen Blog geht – allerdings habe ich bei vielen Themen auch oft im Hinterkopf, ob ich darüber denn überhaupt schreiben kann und sollte. Kann ich als Kopftuchträgerin über lesbische Liebe schreiben? Kann ich als Kopftuchträgerin über sexuelle und erotische Themen schreiben? Kann ich als (christliche) Kopftuchträgerin über den christlichen Glauben schreiben?
Nimmt man es mir eigentlich übel, dass ich als Deutsche und Christin ein Kopftuch trage? Nimmt man es mir eigentlich übel, dass ich als Kopftuchträgerin in einer lesbischen Beziehung lebe und mit einer Frau verheiratet bin? 


Das sind halt alles so Überlegungen, die ich mir oft mache, wenn ich was schreiben will – und die mich dabei meist blockieren. Ich bin nun mal so wie ich bin und habe mich zu dem entwickelt, was ich jetzt bin. Das finde ich gut so und da bin ich stolz drauf. Im Freundes- und Bekanntenkreis werde ich so respektiert und akzeptiert, wie ich bin: mit Kopftuch, als gläubige Christin und in einer lesbischen Partnerschaft lebend. Aber wie sieht das im Internet aus? Wenn ich da mal so einige Kommentare lese,… Sicher, eigentlich könnte mir das egal sein und was soll schon passieren?


Aus christlicher Sicht ist es wohl egal, ob ich ein Kopftuch trage oder nicht – Deutsche sehen das im allgemeinen sicherlich anders, insbesondere, da ich noch nicht mal eine Muslima bin. Dass ich als Christin ein Kopftuch trage, dass sehen Muslime insbesondere Musliminnen eher entspannt und freuen sich oft sogar darüber, dass ich dass für mich entdeckt habe und es trage. Natürlich gibt es auch Muslime, die es nicht gut finden, dass ich als Christin ein Kopftuch trage. Und dass ich als Kopftuchträgerin in einer gleichgeschlechtlichen, lesbischen Beziehung lebe, das wird sicherlich nicht gutgeheißen – auch wenn es oft heißt, dass es meine Sache ist und dass ich das schon selber wissen muss. Deutsche und Christen sehen das wiederum entspannter – allerdings habe ich auch schon Christen erlebt – meist eher konservative – die da total empört drauf reagieren.

Naja, mich bewegen halt mittlerweile bei vielen Themen die Fragen: Kann ich da als Kopftuchträgerin drüber schreiben? Kann ich da als gläubige Christin drüber schreiben? Wird man mir das übelnehmen? Das blockiert mich oft und ich kriege dann doch nichts zustande, geschweige denn dass ich überhaupt weiß, wo ich anfangen soll. Ich bin nun mal anders – Deutsche und gläubige Christin, die ohne eine Muslima zu sein ein Kopftuch trägt und in einer lesbischen Beziehung lebt und mit einer Frau verheiratet ist. Ich lebe so wie ich das will und wie ich es für richtig halte und mache was mir gefällt, aber das ist halt schon sehr individuell – und bietet auch viele Angriffsflächen.
Was meint ihr? Sind meine Bedenken berechtigt oder unbegründet? Kann ich über alles schreiben, worüber ich schreiben will, oder sollte ich von einigen Sachen als Kopftuchträgerin lieber die Finger lassen?! Was würde Euch interessieren? Was wollt ihr lesen? Worüber soll ich schreiben? Was würde Euch interessieren?

Habt ihr vielleicht noch irgendwelche Vorschläge oder Wünsche, worüber ich mal schreiben oder berichten könnte? Vielleicht noch irgendwelche Themen, die zwar im Zusammenhang mit meinen Themen stehen, die ich aber vielleicht nicht so auf dem Schirm habe? Wäre echt dankbar für neue Ideen oder Vorschläge für Themen die Euch interessieren würden.

Schreibt doch einfach was in den Kommentaren dazu.

Montag, 28. März 2011

Bin ich "Eine Schande für die westliche Emanzipation der Frau"? ... zu einem Kommentar...

Vor einiger Zeit bekam ich mal folgenden Kommentar:
Quoting Kommentar:
Du bist ja absolut verrückt. Eine Schande für die westliche Emanzipation der Frau. Ich verstehe Dich nicht... Wahrscheinlich ist es wohl nur der typische unterbewusste Männerhass, den doch alle Lesben irgendwie in sich tragen... Und dann soll man euch bitteschön nicht lächerlich finden? Lustig.



Ich mußte ja schon schmunzeln, denn was hat es mit Emanzipation zu tun, wenn Frau kurze Röcke, knappe Tops trägt und sich bis zur unkenntlichkeit schminkt? Oder ist es vielleicht emanzipierter hautenge Jeans und Leggings zu tragen?! Ist demnach also JEDE Frau, die Röcke trägt unemanzipiert und eine Schande für die weibliche Emanzipation?! Umso länger der Rock und umso öfter welche getragen werden, desto unemanzipierter und unselbstständiger?! So ein Quatsch....

Gerade, weil ich frei bin, die Kleidung zu wählen, die ich gern tragen möchte, habe ich mich für lange Röcke und Kopftuch entschieden. Gerade weil ich eine Frau bin, trage ich ausschließlich Röcke. Männer tragen Hosen und Frauen Röcke. Für mich ist das zumindest so und ich bin auch so erzogen worden - ich finde nun mal, dass beide Geschlechter sich auch in der Kleidung unterscheiden sollten und deswegen sind für mich Hosen nun mal tabu andere können sie ja gern tragen.

Und was das Kopftuch angeht, so war es meine eigene freie Entscheidung es zu tragen - keiner zwingt mich dazu, weder meine Familie, noch meine Religion oder irgendwelche Traditionen, selbst meine Partnerin verlangt es nicht von mir,...

Die einzige, die mich dazu "zwingt" und die will, daß ich es trage, das bin ich selbst!!! Und das aus den unterschiedlichsten Gründen.

Schon früher fand ich muslimische Frauen mit Kopftuch faszinierend und hübsch anzusehen und wollte selbst irgendwann mal eins tragen und mich so kleiden. Ich dachte nur immer das geht nicht, weil ich ja gar keine Muslima bin und wegen der Kleidung extra die Religion wechseln?! Nein, das kam für mich nicht in Frage, außerdem bin ich nicht wirklich gläubig und der Islam wäre definitiv keine Religion für mich.

Ich hab es aber dann doch mal ausprobiert, mit dem Kopftuch und den langen Röcken und es hat mir gefallen - da ging ich noch zur Schule. Zuerst hab ich mich nur gelegentlich zu Hause so angezogen - später bin ich dann auch so rausgegangen. Und einige Zeit später hab ich dann das Experiment gewagt und über mehrere Wochen hinweg tagein tagaus von morgens bis abends das Kopftuch getragen und es teilweise nur zum Schlafen abgenommen.

Dabei wurde mir sehr schnell klar, das es DAS ist, was ich will. Es fühlt sich so schön an es zu tragen und es ist ein tolles Gefühl, wenn die Menschen um herum mich zwar ansehen können aber keiner mich wirklich "SEHEN" kann. Das ist so ein gewisses Machtgefühl, ich ganz allein bestimme wer wieviel von mir sehen darf, wer mich ohne Kopftuch sehen darf und wer nicht. Ich für mich selbst muß nicht ohne Kopftuch sein, ich weiß wie ich aussehe und von daher stört es mich nicht, es denn ganzen Tag zu tragen und es gibt auch nur sehr wenig Menschen, für die ich es abnehme.

So warf ich dann zum Ende meines Experiments meine bedenken schnell über Bord, denn zum einen ist es doch nur Kleidung und ein bestimmter Modestil und andererseits, wieviele Muslimas gibt es, die zwar Kopftuch tragen, aber ihre Religion nur teilweise oder gar nicht praktizieren? Und so stand dann mein Entschluß schnell fest weiterhin Kopftuch zu tragen und mich zu bedecken - sprich nur lange Röcke und langärmelige Oberteile zu tragen.

Ich habe mich nun mal dafür enschieden und nehme diese Entscheidung auch sehr ernst, denn in meinen Augen gibt es kein zurück mehr, wenn man erst einmal damit angefangen hat. Aber ich habe diese Entscheidung bisher auch noch nie bereut und stehe dazu.

Diese Kleidung gibt mir eine Art von Geborgenheit, sie ist wie ein Schutzschild, der mich vor allzu aufdringlichen Blicken beschützt, meine Privatspähre schützt, meine Sittsamkeit (und die anderer) bewahrt und mich von allerlei Zwängen des Alltags befreit.

So muß ich mir z.B. keine Gedanken um meine Frisur oder Haarfarbe machen, denn meine Haare sieht eh keiner und wenn ich sie mir schön zurechtmache oder färbe, dann tue ich das für mich selbst oder eben für meine Freundin. Im moment sind sie knallrot gefärbt, weil sie das so sehr mag - zwar nicht so ganz mein Fall, weil es mir zu auffällig wäre, aber es sieht ja außer Ihr und mir niemand ;) Und was die Kleidung angeht, so brauch ich mir da auch keine großen Gedanken machen, da es durch den Stil ja sowieso schon fest vorgegeben ist, was ich anziehe: langer Rock (Hosen sind ja tabu und kurze Röcke sowieso), langärmeliges Oberteil - also Bluse oder Shirt bzw. Pullover und das natürlich das Kopftuch. So bleiben nur noch die Auswahl welche Farbe, mit Muster oder ohne, Bluse oder Shirt und ob ich eine Strickjacke oder einen Blazer anziehe.

Selbst das Schminken ist nicht so das Problem - ich schminke mich zwar sehr gerne und versuche mir dabei auch einen leicht orientalischen touch zu geben, damit es nicht ganz so auffällt, das ich keine echte Muslima bin und ich nicht wie eine konvertierte Deutsche aussehe *lach* was ich ja definitiv nicht bin. Aber selbst wenn ich mich mal nicht schminke - who cares? so wie ich mich kleide erwartet es niemand von mir, das ich geschminkt bin und es setzt auch niemand voraus und wenn ich mich schminke, dann tue ich das in erster Linie für mich oder um meiner Liebsten zu gefallen.

Und der Vorwurf, daß mich ein unterschwelliger Männerhaß dazu verleitet, wie er angeblich allen Lesben eigen sein soll (komisch, ich kenne keine, die Männer haßt) ist auch so nicht wahr. Ich finde es generell unangenehm, wenn Männer mir auf Beine, Po oder Brüste glotzen und ich mag die Vorstellung nicht, daß sie sich dabei allerlei versaute Dinge ausmalen - und daß nicht nur weil ich lesbisch bin... Ich mag es eben generell nicht - ich habe nichts gegen Sex, aber ich möchte gern selbst bestimmen, mit wem ich den habe und wer davon träumt welchen mit mir zu haben - und da kommt mir ja meine Kleidung als Schutz wieder zur Hilfe.


Im Islam gilt die Frau als das schönere Geschlecht und ihr ganzer Körper ist ihr als Schmuck mit auf den Weg gegeben worden und als solcher anzusehen: Haare; Brüste; die Beine; ihre Figur - einfach alles - wohlwissend, was sie mit diesen Reizen bei den Männern auszulösen vermag. Und deswegen ist jede Frau selbst dafür verantworlich, wie sie mit ihren Reizen umgeht und wenn sie nicht will, das Männer sich wegen ihr unkeusche und versaute Gedanken machen oder sie nur als Lustobjekt betrachten, muß sie die Verantwortung für ihre köperlichen Reize übernehmen und diese eben bedecken und genau auswählen wem sie ihre körperlichen Schönheiten und Reize zeigt und präsentiert.

Und diese Verantwortung für meinen Körper und sein (hauptsächlich für die Männer) reizvolles Aussehen möchte ich gern tragen und übernehmen, indem ich mich eben wie eine Muslima kleide.

Sicher macht man es sich da schon einfach, indem man einfach der Frau die Schuld für das Verhalten der Männer gibt und ihr die Verantwortung dafür aufbürdet die Erregung der Männer im Zaum zu halten.... Aber ich trage die Verantwortung dafür gern und kleide mich so wie ich es eben tue - zum einen finde ich die Vorstellung widerlich, dass ich die Hauptrolle in den sexuellen Fantasien eines fremden Mannes spiele und zum anderen lehne ich es ab, mich selbst als Frau zur Schau zu stellen - wozu auch? Ich bin vergeben und suche nicht und die einzige, die ein Recht darauf hat, das ich mich ihr präsentiere und ihr alles von mir zeige, wartet zu Hause und ist meine Freundin, Geliebte, Frau, Herrin und Gebieterin - und noch so vieles mehr. Alle anderen sollen mich als einfache Frau und Person sehen und nicht als Modepüppchen sehen und sollen mich nachdem, was ich sage denke und tue beurteilen und nicht nach meinem Outfit und der Kürze meines Rockes.

Aber wie dem auch sei, in erster Linie ist es nur Kleidung, Klamotten - ein Modestil, den Frau so eben tragen kann oder auch nicht.

Der Islam wäre als Religion zwar nie eine Option für mich, da ich nicht an Gott glaube und mir der Islam einfach zu sehr auf den glauben ausgelegt ist - er ist mir halt einfach zu "fromm". Aber eine andere Sache die ich am Islam mag ist, das er sehr auf Familie, Liebe und Partnerschaft ausgerichtet ist - wobei mir am meisten die Rolle der Frau und ihre Stellung in Familie und Gesellschaft gefällt, da ich mich darin am meisten wiedererkennen und mich am Besten damit identifizieren kann. Die Frau wird als schwach und verletzlich angesehen - ebenso sehe ich mich selbst. Ich mag die Regeln, nach denen Frauen im Islam, besonders in Ehe und Partnerschaft, leben. Vielen mögen diese Regeln als unterdrückund der Frau erscheinen, aber wenn man sich ein wenig damit beschäftigt sind eigentlich alle diese Regeln, klar definiert und eigentlich nur zum Besten der Frau - vor dem Hintergrund, das sie als schwach und verletzlich gilt und ihre Rolle auf das Wohl der Familie Liebe und Partnerschaft ausgelegt ist.
Ich will meine Ansichten dazu jetzt nicht in allen Einzelheiten erläutern, aber selbst wenn es nicht meine Religion ist, so kann es doch nicht schaden, die Regeln, die für Frauen im Islam gelten für mich zu übernehmen und danach, als eine Art Lifestyle zu leben - wozu es dann ja wiederum paßt, daß ich Kopftuch trage ;)
Ich bin damit bisher immer gut gefahren und zufrieden so wie es ist - und meiner Partnerin gafällt es auch, also, was sollte daran falsch sein?! Selbst wenn ich ihr gehorchen muß und sie frei über mich und mein tun bestimmen kann, so sehe ich das nicht als Unterdrückung - sie führt und leitet mich. Und warum sollte eine Frau nicht tun, was der Mensch den sie liebt von ihr will, selbst wenn es eine andere Frau ist?! Sich dem anderen vertrauensvoll und bedingungslos hingeben könne, das wünschen sich doch viele Frauen...

Und last but not least: ich habe mir das selbst alles so ausgesucht und mache es freiwillig, weil ich es so will, niemand zwingt mich dazu, sei es nun Kopftuch zu tragen oder meiner Freundin zu gehorchen - das mache ich weil ich es so möchte - ich habe es mir selbst so gewählt...