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Sonntag, 18. August 2019

Antwort auf einen Kommentar: Warum definiere ich mich als Kopftuchträgerin?

"Warum definieren sie sich immer wieder als Kopftuchträgerin?" - "Weil ich eine bin!" 


  





Warum definiere ich mich als Kopftuchträgerin?

Antwort auf einen anonymen Kommentar, welche mir einen eigenen Blog-Eintrag wert ist, da ich das Thema durchaus interessant finde und Lust habe mich einmal schriftlich damit auseinander zu setzen.
 
Anonym hat einen neuen Kommentar zu deinem Post "Darum ist (m)eine lesbische Beziehung mit einer Frau so schön..." hinterlassen: 

"Warum definieren Sie sich immer wieder als "Kopftuchträgerin"? Warum sehen Sie sich nicht einfach als Mensch/Frau die eben diesen (vielleicht etwas exotischen) Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag?Sie würden Sich ja auch nicht als "Rock-Trägerin" oder "Handtaschen-Trägerin" definieren!?Es ist ja kein Geheimnis, dass ein Kopftuch durchaus auch seine Vorteile im Bezug auf Bequemlichkeit hat (gerade im Sommer), und dass es richtig gut und elegant aussehen kann (wenn man mal die gängigen Vorurteile stecken lässt) ist auch nichts Neues.Haben Sie doch einfach mehr Mut "Sie selbst zu sein".[...]"

Hierauf möchte ich natürlich gerne Antworten:
Ich definiere mich als Kopftuchträgerin, weil ich eine Kopftuchträgerin bin, ganz einfach. Es ist das offensichtlichste an mir, da ich es die meiste Zeit des Tages trage - ich trage es immer, wenn ich aus dem Haus gehe und ich trage es auch oft Zuhause, weil ich mich einfach wohl damit fühle und weil ich es sehr gerne trage.
Ich habe auch kein Problem damit, mich als ein Kopftuchträgerin zu sehen - denn das bin ich ja nun mal. Ich bin stolz darauf, ein Kopftuch zu tragen, weil es etwas besonderes für mich ist und eine besondere Bedeutung für mich hat und ich trage es gerne, weil ich es ja tragen möchte und weil ich es tragen will.
Für mich hat die Bezeichnung "Kopftuchträgerin" auch nichts abwertendes - es ist eher eine neutrale Zustandsbeschreibung meines äußeren Erscheinungsbildes, die mit einem Wort eigentlich alles sagt, was wichtig ist und keine Fragen mehr offen läßt. 
Ich finde es ja toll, dass ich ein Kopftuch trage und ich bin froh und glücklich darüber, dass ich meinen Weg  gehe und diesen Weg auch gehen kann. Und ich finde es gut, dass ich einfach ein Kopftuch tragen kann und dass es mir keiner verbietet oder vorschreibt - es ist ein Stück Freiheit für mich, die ich habe. Warum sollte ich mich also nicht als Kopftuchträgerin bezeichnen oder definieren?!

Eine Rockträgerin bin ich ja obendrein auch noch, weil ich ja fast nur Röcke und Kleider trage, denn ich finde, dass ich sie als Frau einfach tragen muss, und dass ich keine Hosen und Jeans tragen sollte. Röcke und Kleider sind nun mal die traditionelle Kleidung der Frau - und Hosen und Jeans sind für die Männer gemacht. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn Frauen Jeans und Hosen tragen, aber für mich ist das nichts - für mich sind sie sozusagen tabu. Ich kann mich höchstens mal zu Leggings mit einem passenden Oberteil dazu durchringen, weil Leggings eben eine besonders weibliche und feminine Form der Hose sind.
Ich mag meine Kleidung halt eher traditionell und konservativ, zumal das auch, im Gegensatz zu der heutigen Mode, sehr anständig, sittsam und züchtig ist. Wobei natürlich jede(r) für sich definieren muss, was "anständige Kleidung" ist - darüber kann und will ich mir kein allgemein gültiges Urteil erlauben. Und natürlich bezeichne ich mich im richtigen Kontext und Zusammenhang auch schon mal als "Rockträgerin", weil ich ja ganz offensichtlich auch eine Rockträgerin bin und das etwas ist, was mich ausmacht und auszeichnet - zumal es ja auch nicht alltäglich ist, dass eine Frau nur Röcke (und Kleider) trägt. 

Da ich, wie jede Frau, Handtaschen benutze und mit mir rumtrage, um das was ich so brauche zu verstauen, bin ich natürlich auch eine "Handtaschenträgerin", aber ich würde mich natürlich nicht als solche bezeichnen oder definieren, denn das macht jede Frau, es ist also nichts Besonderes und auch nichts, was mich auszeichnet. Ich für meinen Teil kenne zumindest keine Frau, die keine Handtasche besitzt, sie benutzt und sie nicht mit sich rum trägt, wenn sie weg geht. Das ist halt was vollkommen normales und gehört zum Frau-sein dazu.

Dadurch, dass ich in einer lesbischen Beziehung lebe, bin ich natürlich (trotz dessen, dass ich bisexuell bin) eine "Lesbe" und ich würde mich mittlerweile auch vollkommen als Lesbe bzw. als lesbisch definieren - aber ich würde mich nicht als solche bezeichnen, auch wenn es etwas ist, was mich ausmacht. Aber es ist ja nichts offensichtliches, das ist der Unterschied - wenn man mich auf der Straße sieht, dann sieht man mir ja nicht an, dass ich "lesbisch" bin und selbst wenn ich mit meiner Partnerin unterwegs bin, dann sieht man uns nicht an, dass wir lesbisch sind oder dass wir ein Paar sind und in einer lesbischen Beziehung zusammen leben. 
Ich schäme mich nicht dafür, aber ich muss es auch nicht jedem auf die Nase binden - also warum sollte ich mich, außer im privaten Kreis, als "Lesbe" oder "lesbisch" bezeichnen - selbst wenn ich mich so definiere?!    

Natürlich bin ich eine Frau, die diesen Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag - das hab ich ja auch schon oft gesagt und dass ich das Kopftuch durchaus ja auch sehr bequem, weiblich, schön und elegant finde und dass ich es auch deswegen gerne tragen möchte, ist ja auch kein Geheimnis.
Wenn ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, dann fasst es das doch sehr gut zusammen - und es hört sich besser an, als zu sagen, dass ich eine "Frau bin, die gerne ein Kopftuch trägt" - zumal Kopftuchträgerin auch kürzer ist.
Kopftuchträgerin finde ich halt besser und kürzer als "Frau, die gerne Kopftuch trägt".
Was ich auch noch sehr schön finde ist die Bezeichnung "Kopftuchmädchen" - auch wenn das mittlerweile leider eher negativ besetzt ist. Aber ich finde "Kopftuchmädchen" trotzdem sehr schön und bezeichne mich gelegentlich auch gern selber so. Ich bin ein eben Kopftuchmädchen - na und?! Ich bin ein "Mädchen" und ich trage ein Kopftuch - das kann jeder sehen und das ist ja auch offensichtlich und ich finde das gut so.
Aber ob nun Kopftuchmädchen oder Kopftuchmädchen - ich finde beides vollkommen in Ordnung und es trifft ja auch beides auf mich zu. Ich finde es auch nicht abwertend, im Gegenteil, ich sehe beide Bezeichnungen eher als Auszeichnung für mich und Hervorhebung einer Besonderheit, die mich auszeichnet - selbst wenn ich mich selbst damit nicht hervorheben oder über andere stellen will. Ich sehe es eher als eine neutrale Bezeichnung, denn egal ob ich mich nun als Kopftuchträgerin oder Kopftuchmädchen bezeichne - das macht mich ja nicht besser als andere. 

  
"Haben Sie doch einfach mehr Mut "Sie selbst zu sein".

Danke, aber diesen Mut habe ich bereits, deswegen trage ich ja ein Kopftuch - weil ich ganz "Ich selbst" bin und es gerne tragen will und möchte. 
Das Kopftuch gehört mittlerweile zu mir, wie meine Handtasche, meine Röcke oder eben meine Haare - mit dem Kopftuch bin ich "Ich selbst", es ist mittlerweile ein Teil von mir und es gehört zu mir. Ich habe es damals ausprobiert ein Kopftuch zu tragen und es hat mir gefallen, so daß ich es immer öfter in der Freizeit getragen habe - Zuhause oder auch wenn ich weg gegangen bin. Das hat mir gefallen und ich fand es schön. Und irgendwann hatte ich dann den Wunsch es "richtig" zu tragen und es immer zu tragen, so wie es eine Muslima tut. Dieser Wunsch ständig ein Kopftuch zu tragen wurde immer größer, so daß ich irgendwann nicht mehr anders konnte und mich für das Kopftuch entscheiden mußte, um mir diesen Wunsch zu erfüllen - und die Sehnsucht danach, ständig ein Kopftuch zu tragen zu beenden. Ich kann es mir nicht erklären, aber ich spürte einfach, dass es gut und richtig für mich ist und dass das Kopftuch einfach zu mir gehört, auch wenn ich eine Christin bin.  
Und das war der Deal für mich: Ich entscheide mich FÜR das Kopftuch und MUSS es wegen dieser Entscheidung IMMER und ständig tragen, wenn ich das Haus verlasse und mich in der Öffentlichkeit bewege, ganz egal, wo ich hingehe. 
Aber gerade am Anfang hat doch viel Mut dazu gehört, es als Deutsche und Christin, gemäß meines Wunsches und meiner Entscheidung ständig zu tragen: immer und unter allen Umständen, ganz egal, wo ich hingehe. Aber ich hatte diesen Mut dazu - was sollte ich auch anderes machen?! Die Sehnsucht danach es immer zu tragen war nicht mehr auszuhalten und ich hatte mich ja auch schon für das Kopftuch entschieden, also blieb mir meiner Vorstellung nach nichts anderes mehr übrig, als es nun auch zu tragen.
Wenn man es ständig tragen will, dann ist das natürlich schon etwas anderes, als wenn man es nur gelegentlich trägt. Denn wenn man es nur gelegentlich trägt, dann macht es Spaß es zu tragen und so zu sein, wie man will - da macht man sich keine Gedanken, was die Leute dazu sagen oder denken - oder es ist einem egal. Denn das Kopftuch ist ja nur "geliehen" - eine Ausnahme - es gehört nicht wirklich dazu.
Aber wenn man sich dafür entschieden hat, es ständig zu tragen, dann ist es plötzlich nicht mehr so egal, was die Leute darüber denken, denn jetzt trage ich es ja immer und es gehört zu mir und es ist plötzlich, als wenn man mir ansehen würde, dass ich es immer trage und mich bewußt dafür entschieden habe.
Da macht man sich natürlich erstmal schon Gedanken: 
  • was sagen die Leute, 
  • kann ich so überhaupt rausgehen
  • hält man mich für eine Muslima oder ist es den Leuten egal,
  • was sagen die Leute, wenn sie merken, dass ich Deutsche bin,
  • was sagen sie, wenn sie herausfinden, dass ich Christin bin,
  • wird mich jemand wegen dem Kopftuch blöd anmachen,
  • was denken die Leute, wenn sie mich so sehen,
  • was denken die Leute, über mich als Kopftuchträgerin
  • wie werden sie mich ansehen, 
  • wie werden sie mich behandeln, 
wenn ich ein Kopftuch trage??? Das sind alles so Sachen, über die man sich am Anfang Gedanken macht - auch wenn ich vorher schon unzählige Male mit Kopftuch unterwegs war.
Es war ja nun mein ausdrücklicher Wunsch und meine freie Entscheidung ein Kopftuch zu tragen - und es aufzuziehen und es umzumachen war leicht für mich. 
Aber es in der ersten Zeit, nach der Entscheidung, es ständig auch im Alltag zu tragen und überall damit hinzugehen und so zu sein, wie ich sein will und wie ich bin, das hat mich zuerst schon viel Mut und Überwindung gekostet - auch weil ich wußte, dass es nun ernst ist und ich jetzt keine andere Wahl mehr habe als es zu tragen. 
Aber es hat sich gelohnt, diesen Mut zu haben, denn die Leute reagierten bei weitem nicht so, wie ich es befürchtet habe: den meiste ist es eigentlich ziemlich egal, ob ich nun ein Kopftuch trage oder nicht, solange ich nur nett, freundlich, höflich und zuvorkommend zu Ihnen bin und sie gut behandel. 
Den meisten ist es wohl auch egal, ob ich nun Muslima oder Christin bin - nur dass ich Deutsche bin, sorgt manchmal für leichte Überraschung und Verwunderung, mehr aber auch nicht.
Mittlerweile ist es absolut normal für mich, ein Kopftuch zu tragen, wenn ich aus dem Haus gehe, es ist etwas ganz alltägliches für mich geworden und es gehört nun einfach zu mir. Auch wenn es in einigen Situationen immer noch Mut braucht ein Kopftuch zu tragen.
Ich mache mir mittlerweile auch keine Gedanken mehr darüber, was andere davon halten oder was sie darüber denken - oder was sie vielleicht von mir denken mögen.  
Ich bin so wie ich bin und ich bin so, wie ich sein will - Ich habe also durchaus den Mut "Ich selbst zu sein"
Und da bin ich natürlich stolz drauf. Nicht unbedingt darauf, dass ich nun Kopftuchträgerin bin und mich für das Kopftuch entschieden habe, aber durchaus darauf, dass ich den Mut hatte, mir den Wunsch zu erfüllen, ständig ein Kopftuch zu tragen und endlich so zu sein, wie ich sein will und das zu machen, was ich machen will, eben einfach, ich selbst zu sein, mit allen Konsequenzen.

Ich definiere mich zwar oft als "Kopftuchträgerin" (oder eben als "Kopftuchmädchen") aber ich finde das in Ordnung, denn ich bin ja auch eine Kopftuchträgerin und trage es die meiste Zeit des Tages - auch oft Zuhause, weil ich es eben gerne trage und mich wohl damit fühle - ohne Kopftuch fühle ich mich eben nicht "komplett angezogen". Es sieht weiblich, chic und elegant aus und das mag ich halt - auch Zuhause. Dass ich ein Kopftuch trage ist eben das offensichtlichste an mir - man sieht halt, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, also bezeichne ich mich auch gerne als solche und finde nichts "falsches" daran. Zumal ich in gewisser Weise ja auch stolz darauf bin, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, weil es ja irgendwie schon etwas besonderes für mich ist und weil das Kopftuch, dass ich trage, auch eine besondere Bedeutung für mich hat.
   
Sicher scheint es so, dass ich mich "nur" über das Kopftuch definiere, wenn ich mich des öfteren als Kopftuchträgerin bezeichne - was zu einem gewissen Teil ja auch stimmt, denn es ist ja mittlerweile ein integraler Bestandteil meiner Identität und meiner Persönlichkeit - es gehört halt zu mir als Person und Frau dazu und dem muss ich ja schon irgendwie Rechnung tragen - also warum sollte ich mich nicht als Kopftuchträgerin definieren oder als solche bezeichnen?!

Natürliche sehe ich mich auch noch, nach wie vor, "als Frau, die eben diesen (vielleicht etwas exotischen) Kleidungsstil aus verschiedenen Gründen mag"
Und ich mag diesen doch eher konservativen Kleidungsstil wirklich sehr gerne, der, wenn man mal vom Kopftuch absieht, auch als "bescheidene Mode" oder "Modest-Fashion" bezeichnet wird und sich bestimmten Werten und Tugenden, wie Anständigkeit, Sittsamkeit, Züchtigkeit, Schamhaftigkeit, Bescheidenheit, Anspruchslosigkeit und Unauffälligkeit verpflichtet fühlt und der die Keuschheit und Würde der Frau in der Öffentlichkeit schützt und bewahrt, weil dies Kleidung eben dezent und unauffällig ist und dadurch die Attraktivität der Trägerin nicht zu sehr betont. 
Solch ein Kleidungsstil ist ja auch im Christentum und Judentum durchaus erwünscht - nicht nur im Islam - und für mich gehört das Kopftuch, welches ja auch im Christentum eine gewisse Rolle spielt (oder mal gespielt hat), einfach dazu - als i-Tüpfelchen sozusagen. Es rundet das Outfit und seine Gründe, Hintergründe und Funktion einfach ab. Und es ist ebenfalls in allen drei Religionen in unterschiedlichen Formen bekannt - hat aber durchaus in jeder mittlerweile einen anderen Stellenwert und einen unterschiedlichen Grad der Verbreitung und "Beliebtheit".

Und darüber hinaus bin ich mir natürlich auch darüber bewußt, dass ich eine Frau bin, die noch viele andere Interessen und Qualitäten als das Kopftuch hat - aber das Kopftuch ist nun mal ein zentraler Bestandteil meiner Identität und meiner Persönlichkeit über den vieles zusammen läuft und über den sich vieles von meinem Verhalten, meiner Persönlichkeit und meiner Lebensweise erklären läßt.
Deswegen ist es auch vollkommen in Ordnung für mich, wenn ich mich über das Kopftuch definiere und mich selbst als "Kopftuchträgerin" definiere und bezeichne.
Das wertet mich nicht auf oder ab, stellt aber eine besondere Eigenschaft von mir heraus, über die ich mich definiere und der ich mich verpflichtet fühle.
Und andere sehen mich ja auch in erster Linie erstmal als Kopftuchträgerin und dann als Frau, wenn sie mich sehen, was ja nichts schlechtes ist, sondern in den meisten Fällen ist es ja eher eine neutrale Zustandsbeschreibung meines äußeren Erscheinungsbildes, da das Kopftuch ja ganz offensichtlich ist. Kopftuch + Frau = Kopftuchträgerin. 
Und wenn ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, da weiß jeder gleich Bescheid, was mit mir los ist und jeder kann sich etwas darunter vorstellen - nämlich, dass ich eine Frau bin, die ein Kopftuch trägt. Im richtigen Zusammenhang zieht das natürlich noch weitere Regeln, Vorschriften, Verhaltensweisen und Verhaltensregeln oder Einschränkungen nach sich und das mache ich damit, dass ich sage, dass ich eine Kopftuchträgerin bin, auch gleich deutlich.
Nichts weiter.

Also alles gut, messen Sie dem nicht zu viel Bedeutung zu, dass ich mich als Kopftuchträgerin definiere, denn ich bin nun mal eine Kopftuchträgerin. Oder eben ein Kopftuchmädchen, wenn Ihnen das lieber ist. Ich finde beides schön und es ist gut so, wie es ist.

Dienstag, 5. Juni 2018

Zwischenbericht vom Selbstversuch meiner Frau als Kopftuchträgerin

Anonym hat einen neuen Kommentar zu deinem Post "Kopftuch-Selbstversuch: Meine Frau trägt die nächste Zeit ein Kopftuch" hinterlassen:
Die drei Monate sind ja nun schon mehr als abgelaufen - wie kam denn Deine Frau zurecht und trägt sie das Tuch immer noch oder hat sie aufgegeben?
Von Anonym am Donnerstag, 17. Mai 2018 um 16:18:00 MESZ unter Amirah's Welt eingestellt.

Auf Grund der Nachfrage zu meinem letzten Blogeintrag “Kopftuch-Selbstversuch: Meine Ehefrau wird die nächsten Monate selbst ein Kopftuch tragen!” will ich mal kurz berichten, wie dieser Selbstversuch mit dem Kopftuch tragen bei meiner Ehefrau gelaufen ist bzw. noch läuft, denn sie trägt ja immer noch ein Kopftuch - auch wenn die drei Monate nun schon längst abgelaufen sind.

Ich habe sie zwar schon mehrfach darum gebeten, doch mal etwas zu ihren Eindrücken und Erfahrungen mit dem Kopftuch aufzuschreiben und mal aus ihrer Sicht zu beschreiben, wie sie das Kopftuch tragen selbst erlebt und wie sie sich dabei fühlt.

Ich finde das immer etwas blöd, das selbst, aus meiner Sicht, zu erzählen - auch wenn sie mir das ja alles erzählt, weil wir sehr oft darüber reden.

Aber die Madame kommt ja einfach nicht dazu und wenn sie sich dann doch mal die Zeit nimmt, dann kommt dabei auch nichts vernünftiges raus.

Außerdem meint sie, daß sie dadurch, daß sie das Kopftuch nun doch bedeutend länger als “nur” drei Monate tragen will, noch gar nichts konkretes dazu sagen kann, weil sie noch gar nicht am Ende ihre Weges und ihres Selbsterfahrungs-Experiments angelangt ist.

Ich wollte eigentlich auch selbst schon längst mal was dazu schreiben, bin aber bisher leider noch nicht dazu gekommen, da ich auch viel anderes zu tun hatte in der letzten Zeit.

Also, jetzt mal zu der bzw. den Fragen:

- Die drei Monate sind ja nun schon mehr als abgelaufen…?!
- Wie kam denn Deine Frau zurecht?
- Trägt sie das Kopftuch immer noch oder hat sie aufgegeben?

Ja das stimmt wohl - die drei Monate sind jetzt schon mehr als abgelaufen, genau gesagt um 2 Monate, denn wir sind ja nun schon im 6. Monat.

Allerdings trägt sie das Kopftuch ja auch immer noch. An das Kopftuch tragen an sich, hatte sie sich ja recht schnell gewöhnt. Und es war auch recht schnell eine gewisse Normalität und Routine eingekehrt. Selbst das morgens und nachmittags umziehen auf der Arbeit hat sie ganz souverän gemeistert und hatte schnell gelöst, wie sie das am besten bewerkstelligen kann. Denn dadurch, daß sie es auf der Arbeit nicht tragen kann und es deshalb dort auch nicht trägt und es tagsüber nicht tragen muss, wollte sie es zumindest auf dem Arbeitsweg tragen, zumal sie da ja auch in der Öffentlichkeit unterwegs ist, wenn sie mit Öffis fährt.

Und dazu muss sie dann halt auf der Arbeit das Kopftuch ablegen und den langen Rock gegen einen Knielangen Rock tauschen und sich dann nach Feierabend auch wieder umziehen und das Kopftuch wieder anlegen. Dafür hat sich schnell ein leerstehendes Büro gefunden, was auch andere Kolleginnen oft zum Umziehen vor oder nach der Arbeit nutzen und was man zu diesem Zweck bisher auch leerstehen lassen hat, als Allzweckraum sozusagen. Irgendwer hat auch schon mal einen Spiegel mitgebracht, so daß sie sich da auch das Kopftuch wieder ummachen kann. Außerdem fährt sie jetzt früher zur Arbeit, damit sie sich in Ruhe umziehen kann.

Bei meiner Ehefrau auf der Arbeit wissen all ihre Kolleginnen - und auch ihre Vorgesetzte - daß sie lesbisch ist, sie wissen auch, daß sie mit einer Frau verheiratet ist - und daß ihre Ehefrau eine (christliche) Kopftuchträgerin ist. Die meisten Kolleginnen von ihr kennen mich, sei es, weil sie schon mal bei uns Zuhause zu Besuch waren oder weil ich meine Frau Nicole schon mal auf der Arbeit besucht oder von der Arbeit abgeholt habe. Sie haben kein Problem damit, daß ich ein Kopftuch trage - auch wenn es einige wohl merkwürdig oder seltsam finden - sie haben auch kein Problem damit, daß meine Frau es im Moment trägt, was auch daran liegt, daß sie das Kopftuch nicht auf der Arbeit, sondern nur in ihrer Freizeit trägt, was ja ihre Sache und ihr Privatvergnügen ist - auch wenn meine Frau sich dafür auf der Arbeit umziehen muss. Es ist okay für sie, daß meine Frau mit Kopftuch zur Arbeit kommt und mit Kopftuch wieder geht. Ihre Kolleginnen finden es gut, daß sie das macht, um herauszufinden, wie es sich für mich anfühlt, permanent ein Kopftuch zu tragen und wie es mir dabei geht, wenn ich es ständig trage. Eine Kollegin, die auch privat mit uns befreundet ist, meinte, es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Nicole selbst ein Kopftuch trägt oder es zumindest mal für eine gewisse Zeit selbst ausprobieren würde.

Meine Ehefrau hat aber andererseits auch ein Problem damit, daß sie das Kopftuch nicht auf der Arbeit tragen kann, insbesondere Montags, wenn sie es vorher am Wochenende die ganze Zeit über getragen hat, fällt es ihr besonders schwer, es morgens auf der Arbeit abzulegen, um dann den ganzen Tag auf der Arbeit ohne Kopftuch herumzulaufen.

Aber ansonsten bereitet es ihr eigentlich keine Probleme auf der Arbeit kein Kopftuch zu tragen. Sie findet das sogar ganz gut, denn sie meint das erdet sie und holt sie immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, weil es ihr immer wieder vor Augen führt, daß sie keine “richtige” Kopftuchträgerin ist und das nur für etwas länger ausprobiert. Von daher findet sie es gut, daß sie zumindest auf der Arbeit kein Kopftuch trägt und sich”normal” kleidet.

Aber andererseits verhindert diese Kopftuch-Pause auf der Arbeit auch, daß sie sich als Kopftuchträgerin, die es ständig ein Kopftuch trägt und es ständig tragen muss, fühlen kann - das findet sie Schade, denn das wollte sie ja eigentlich mal selbst spüren und erleben, was so natürlich nicht möglich ist. So richtig als Kopftuchträgerin kann sie sich eigentlich nur an den Wochenenden fühlen, wenn sie es tatsächlich immer und ständig tragen kann.

Aber das könnte sich jetzt ändern, denn meine Frau hat jetzt überraschenderweise die Möglichkeit bekommen, es auch auf der Arbeit tragen zu können. Eine Stelle im Innendienst war neu zu besetzen - ein reiner Bürojob, ohne Kontakt zu Kunden oder Geschäftspartnern. Und die Chefin meiner Frau wollte mal ausprobieren, ob man solch eine Stelle nicht auch mit einer Frau besetzen kann, die ein Kopftuch trägt, denn wenn das im Arbeitsalltag keine Probleme gibt, könnte sie auch Kopftuchträgerinnen eine Chance geben. (Finde ich gut.) Und da meine Frau die nötigen Qualifikationen für diese Stelle ja sowieso hat und nicht extra angelernt werden müßte und im Moment sowieso Kopftuchträgerin im Selbstversuch ist, hat ihre Chefin sie gefragt, ob sie das nicht befristet für 3 Monaten machen möchte, dann könnte sie das Kopftuch auch während der Arbeit tragen und man könnte gemeinsam sehen, wie das ankommt und was sich dabei für Probleme ergeben. Die Chefin meiner Frau meinte, daß sie das schon länger mal testen wollte, aber das halt am liebsten erstmal mit einer Mitarbeiterin ausprobieren würde, bevor sie jemanden einstellt und es dann doch nicht klappt. Allerdings könnte sie schlecht eine der Kolleginnen dazu verdonnern, für 3 Monate bei der Arbeit ein Kopftuch zu tragen, weil sie was ausprobieren will - und freiwillige würde sie dafür wohl auch kaum finden. Da wäre es schon ein “Glücksfall”, daß meine Frau im Moment diesen Selbstversuch macht - ob sie sich das denn vorstellen könnte das zu machen?! Bei Bedarf könnte der Versuch auch noch um ein oder zwei Monate verlängert werden oder sie könnte, wenn sie ihren Job gut macht, mit Kopftuch weitermachen, bis die Stelle wieder neu besetzt wird - wenn sie das denn möchte.

Meine Frau mußte da gar nicht lange überlegen und hat zugestimmt. Es hat auch schon eine Besprechung gegeben, wo die anderen Kolleginnen meiner Frau von den Plänen unterrichtet und darum gebeten wurden, sie dabei zu unterstützen.

Diesen Monat soll es losgehen und meine ist schon wahnsinnig aufgeregt, weil sie das Kopftuch dann auch während der Arbeit tragen kann und sie es dann im Rahmen ihres Selbstversuchs wirklich ständig, immer und überall tragen kann, wie sie es sich eigentlich gewünscht hat. Jetzt kann sie wirklich auch im Alltag erfahren, erleben und spüren, wie es ist ständig ein Kopftuch zu tragen. Das freut mich natürlich für sie.

Schwieriger war es für sie, das Kopftuchtragen als eine  Verpflichtung und als ein MUSS für sich selbst anzusehen. Und obwohl ich sie zum Kopftuchtragen verpflichtet habe und ihr das Versprechen abgenommen habe das Kopftuch 3 Monatelang ständig zu tragen, hat sie das nicht als Pflicht, Verpflichtung oder gar als ein Muss angesehen. Ich weiß aus Erfahrung, daß es selbst mit einer sehr ernsthaften Einstellung zum Kopftuchtragen und vielen guten Gründen dafür eine Weile braucht, bis man sich da gedanklich soweit “hineingesteigert” hat, daß man das Kopftuchtragen als eine persönliche Pflicht und Verpflichtung ansieht und sich dazu verpflichtet fühlt es zu tragen. Wenn man nicht dazu gezwungen wird, dann “muss” man es eigentlich nur aus eigenem Antrieb tragen. Das man ständig ein Kopftuch tragen muss - ohne wenn und aber - und auch gar keine andere Wahl mehr hat als es zu tragen, selbst wenn man mal keine Lust drauf hat - das kann im Prinzip eigentlich nur von einem Selbst ausgehen, man muss da doch sehr an seiner Einstellung zum Kopftuchtragen arbeiten und muss sich das auch selbst ein wenig einreden und sich da selbst quasi hineinsteigern, bis man das Kopftuchtragen als ein unbedingtes muss für sich selbst ansieht, weil man sich nicht zuletzt auch aus vielerlei Gründen dazu verpflichtet fühlt.

Es dauert schon eine Weile, bis man sagen kann, daß man das Kopftuch ständig tragen muss - und da auch selbst dran glaubt. Zumindest wenn man es freiwillig trägt und sich aus freien Stücken dazu entschieden hat, ein Kopftuch zu tragen und von niemandem dazu gezwungen wird. Da baut sich dann dieser Selbstzwang durch die eigene Einstellung dazu irgendwie ganz von alleine auf, denn man möchte das Kopftuch ja tragen, möchte dazu verpflichtet sein oder sich zumindest dazu verpflichtet fühlen und will es letztendlich auch tragen müssen. Und das muss sich halt im Laufe der Zeit selbst einreden, an seiner Einstellung dazu arbeiten und sich da förmlich hinein steigern, damit man da selbst auch dran glaubt und die Vorstellung hat, daß man das Kopftuch tragen muss.

Das hört sich jetzt etwas krass und seltsam an, aber in Wirklichkeit ist das ja ein schleichender Prozess, der über Wochen, Monate und Jahre geht und den man letzten Endes ja auch freiwillig vollzieht und daran arbeitet, weil man das Kopftuch ja tragen will und es auch gerne trägt. Würde man sich nicht einreden, daß man dazu verpflichtet ist und es tragen muss, würde man das mit dem Kopftuch vermutlich viel lockerer handhaben, es nur tragen, wenn Bock dazu hat oder früher oder später ganz damit aufhören. Was man ja im Prinzip nicht will - wenn man sich für das Kopftuchtragen entschieden hat, dann will man es ja ständig, immer und überall tragen und auch tragen müssen. Das gehört ja auch dazu, wenn man sich für das Kopftuch entscheidet, aber muß da halt an seiner eigenen Einstellung arbeiten, damit man dieser Entscheidung auch treu bleiben kann und sie weiterhin ernst nimmt.

Ein ziemlich umfassendes Thema, und ein langer Prozess, wozu ich noch viel mehr schreiben könnte. Etwas, was meine Frau nicht innerhalb weniger Wochen hinbekommt, wobei das auch nicht unbedingt wünschenswert war, da sie es ja nicht für immer tragen will und es auch irgendwann wieder ablegen will. Aber dennoch wollte sie halt einmal erleben und spüren, wie es ist ein Kopftuch tragen zu müssen. Wir haben uns deshalb dazu entschieden, daß ich ihr das Kopftuchtragen von ihr verlangen und sie dazu verpflichten soll es zu tragen und ihr auch das Versprechen abnehmen es zu tragen, damit sie sich auch dazu verpflichtet fühlt es zu tragen. Wir haben vereinbart, daß ich einen gewissen Zwang in Bezug auf das Kopftuch auf sie ausüben darf, damit sie trotzdem ein Gefühl davon hat, es tragen zu müssen - und nur ich kann die Verpflichtung zum Kopftuchtragen, vor Ablauf der Zeit, aufheben und sie von dem Versprechen wieder entbinden ein Kopftuch zu tragen. Außerdem haben wir Bußgeld-Zahlungen vereinbart, falls sie das Kopftuch mal eigenmächtig nicht tragen sollte (die Idee meiner Frau), denn wenn sie weiß, daß sie 50,-€ oder 100,-€ Strafe an mich zahlen muss, wenn sie mal keinen Bock drauf und einfach ohne Kopftuch aus dem Haus geht, dann würde sie es sich sicher zweimal überlegen, ob sie es nicht doch trägt.

Und ja, das hört sich jetzt etwas krass und fies an - insbesondere, wenn man bedenkt, dass es tatsächlich Länder gibt, wo Frauen dafür bestraft werden, wenn sie kein Kopftuch tragen. Aber das ist eine persönliche Sache zwischen uns und es war, wie gesagt, ja auch die Idee meiner Frau, sie will das Kopftuch ja die ganze Zeit tragen, zumal sie es ja auch versprochen hat - die drohende Strafzahlung, wenn sie es nicht tragen sollte, soll ja eher eine abschreckende haben und den Druck auf sie, es auch wirklich zu tragen, noch etwas verstärken. Und auch ein wenig helfen das Gefühl zu erzeugen, das sie das Kopftuch tragen muss. Und es soll eben auch noch ein wenig die Ausweglosigkeit und das Gefühl, keine andere Wahl mehr zu haben, als ein Kopftuch zu tragen erhöhen. Nach dem Motto: “Ich muss ein Kopftuch tragen, sonst muss ich Strafe zahlen.”

Da sie das mit dem Kopftuchtragen ja durchziehen will, ist das eh irrelevant - sie musste bisher noch keine Strafe zahlen und ich brauche mir auch keine Hoffnung zu machen, dadurch reich zu werden. ;-)

Allerdings hat sich das Gefühl das Kopftuch auch wirklich tragen zu müssen erst so gegen Ende Februar bei ihr eingestellt, auch wenn sie sich schon früher an den Gedanken gewöhnt hatte und sich damit abgefunden hat, daß sie das Kopftuch nun ständig tragen muss unter allen Umständen, immer und überall. Aber das Gefühl es wirklich tragen zu müssen und keine andere Wahl und Möglichkeiten mehr zu haben (außer halt Zuhause zu bleiben) weil sie eben durch mich und das Versprechen, was sie mir gegeben hat dazu verpflichtet ist, das stellte sich bei ihr erst Ende Februar ein. Sie fand das faszinierend und reizvoll, allerdings war ihr die restliche Zeit jetzt zu kurz um dieses Gefühl und dieses Muss richtig zu erleben und spüren. Außerdem war ihr die verbleibende Zeit, nicht zuletzt auch dadurch, daß sie unter der Woche auf der Arbeit immer Kopftuchpause hatte, einfach zu kurz, um alles zu erfahren, zu erleben und zu spüren, was sie als Kopftuchträgerin erfahren, erleben und spüren wollte. Und so bat sie mich, das ganze auf ein halbes Jahr zu verlängern und Verpflichtung und Versprechen dementsprechend zu erneuern. Was wir dann auch gemacht haben.

Soweit so gut.

Nach Ostern kam sie dann an und wollte daß wir die Kopftuchsache auf ein ganzes Jahr verlängern. Sie hätte da lange drüber nachgedacht und wäre zu dem Schluss gekommen, dass es für sie und ihr Selbsterfahrungs-Experiment am besten wäre, wenn sie das Kopftuch das ganze Jahr über trägt, sie könnte sich da besser hinein fühlen, eine Kopftuchträgerin zu sein, wenn das Ende in weiter Ferne liegt und wenn sie möglichst lange trägt - und ein ganzes Jahr wäre dafür doch perfekt. Außerdem wäre sie jetzt in einem Alter, wo sie ruhig mal was neues wagen und ausprobieren kann - und warum dann nicht “Kopftuch tragen für ein Jahr”?! Sie legt mittlerweile sowieso keinen Wert mehr darauf, wie sie die Leute auf der Straße bzw. in der Öffentlichkeit sehen und fühle sich eigentlich ganz wohl damit, wenn sie eben nichts von ihrem Körper oder ihren weiblichen Reizen zu sehen bekommen. Ich habe ihrem Wunsch dann entsprochen und ihre Verpflichtung zum Kopftuchtragen bis zum Ende des Jahres verlängert und ihr auch das Versprechen es bis zum Ende des Jahres ernsthaft und gewissenhaft zu tragen erneut abgenommen. Ich habe sie aber auch darauf hingewiesen, daß ich es nicht mehr unterstützen werde, wenn sie vor Ende des Jahres mit dem Kopftuchtragen aufhören will und sie nun wirklich triftige Gründe braucht, damit ich sie aus ihrer Verpflichtung entlasse und sie von ihrem Versprechen entbinde. Was sie aber auch einsieht.

Und die Verlängerung auf das ganze Jahr war ja auch ganz gut, denn nach dem Angebot ihrer Chefin, bei dem Versuch mitzumachen, hätten wir uns eh Gedanken um eine Verlängerung machen müssen, da das über das halbe Jahr hinaus geht und die Möglichkeit, die Stelle mit Kopftuch auch über diese 3 Monate hinaus zu besetzen, ja auch im Raum steht.

Ich bin halt nur mal gespannt, wie es ihr ergeht, wenn sie das Kopftuch nun wirklich 3 Monate lang ständig und den ganzen Tag über tragen kann.

Hat sie irgendwann die Schnauze voll oder steigert das ihre Begeisterung für das Kopftuch nur noch, weil sie es nun so erleben kann, wie sie es wollte und wie es sein soll?! Ich bin da ja mal gespannt, auf jeden Fall kann sie sich in der Zeit als richtige Kopftuchträgerin fühlen und erleben und spüren, wie es so ist das Kopftuch auch im Alltag den ganzen Tag über permanent zu tragen und damit ständig rumzulaufen. Ich könnte mir vorstellen dass ihr das gefallen würde.

Sie hat schon durchblicken lassen, daß sie sich auch vorstellen könnte, daß Kopftuch länger als nur dieses Jahr zu tragen, vielleicht bis irgendwann ins nächste Jahr hinein oder auch vielleicht für zwei Jahre oder sogar die nächsten fünf Jahre, das würde sie interessant finden. Würde ich toll finden, sehe ich aber eher mit gemischten Gefühlen. Ich meinte, das sie das gerne machen kann, würde ich sie auf jeden Fall bei unterstützen, aber alles was über dieses eine Jahr hinausgeht, müsste sie auf ihre eigene Kappe nehmen - ich bin dann raus - sprich sie müsste es dann schon freiwillig und aus freien Stücken und nach ihren eignen Vorstellungen und Bedürfnissen tragen. Ich würde mich dann da nicht weiter einmischen und ihr auch keine Vorschriften machen, das wäre dann komplett ihr Ding. Ich würde ihr dann lediglich mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Geplant war ja eigentlich, daß sie sich durch den Selbstversuch, neben erleben und verstehen, auch ein wenig mehr an das Kopftuch tragen gewöhnt - und danach dann auch die Bereitschaft größer ist, es öfter mal zu tragen, wenn sie mit mir zusammen unterwegs ist oder auch wenn sie selbst mal Lust darauf hat.

Ansonsten kommt sie eigentlich sehr gut damit zurecht, ein Kopftuch zu tragen, sie hat sich da mittlerweile dran gewöhnt und es ist mittlerweile auch nichts neues oder ungewöhnliches mehr für sie. Es ist eine gewisse Normalität und Routine eingekehrt.

Sie kommt auch ganz gut damit zurecht, daß sie das Kopftuch mehr oder weniger tragen muss und daß es für sie auch eigentlich keine andere Alternative mehr gibt, als es zu tragen, wenn sie das Haus verläßt. Sie hat sich da mittlerweile mit abgefunden und sich auch daran gewöhnt und sie genießt es auch irgendwie, das Kopftuch tragen zu müssen, weil sie die Vorstellung, daß sie es tragen muss total reizvoll findet.

Sie meint, daß sie insbesondere dieses “müssen” fasziniert: es gibt keine andere Option mehr für sie, als ein Kopftuch zu tragen, wenn sie aus dem Haus geht - sie hat gar keine andere Wahl, als es zu tragen und das findet sie irgendwie sehr reizvoll.

Sie meint, daß sie zwar niemand dazu zwingt das Kopftuch zu tragen, aber sie hat trotzdem das Gefühl, daß sie es tragen muss und dazu verpflichtet ist es zu tragen.

Sie hat zwar keine Angst, daß ihr was passieren könnte, wenn sie es nicht trägt, aber ihre Verpflichtung dazu, es zu tragen, läßt ihr irgendwie gar keine andere Wahl, denn sie weiß ganz genau, dass sie sich schlecht fühlen und ein schlechtes Gewissen haben würde, wenn sie ohne Kopftuch rausgehen und somit gegen ihre Verpflichtung und ihr Versprechen verstoßen würde, weil es ja irgendwie Ehrensache ist, sich an sowas zu halten.

Aber sie meint, da sie es ja im Moment sowieso tragen will, ist das alles eigentlich nebensächlich, es ist halt nur ein zusätzlicher Push-Effekt es auch wirklich immer zu tragen, weil einem das Gefühl, dazu verpflichtet zu sein und ein Kopftuch tragen zu müssen, keine andere Wahl lässt und man das immer im Hinterkopf hat - auch an so Tagen, wo man nicht unbedingt Lust darauf hat, ein Kopftuch zu tragen, aber halt genau weiß, das man es dennoch tragen muß.

Für sie ist es ein ganz besonderes und faszinierendes Gefühl, denn einerseits fühlt sie sich schon auf eine gewisse Weise dazu “gezwungen” ein Kopftuch zu tragen, aber andererseits trägt sie es ja auch freiwillig, weil sie gerade ein Kopftuch tragen will - und sie weiß auch ganz genau, daß dieser sogenannte “Zwang” bzw. was sie als solchen empfindet, ganz alleine von ihr selbst ausgeht - und aus ihrer Verpflichtung ein Kopftuch zu tragen und ihrer Einstellung dazu entsteht.

Sie allein hat letztlich die Wahl, ob sie sich daran halten und ein Kopftuch tragen will oder nicht, sie kann selbst den “Zwang” beenden und daß sie es tragen muss - das kommt also nicht von außen. Sie hat sich da mittlerweile so in die Vorstellung, Kopftuch tragen zu müssen hineingesteigert, daß sie da auch unterbewußt selbst dran glaubt und es einfach macht.

(Naja gut, ein bisschen wird das von mir forciert, aber auch nur weil sie mich darum gebeten hat, denn von ihrer Vorstellung und Einstellung, wäre sie in der kurzen Zeit nicht soweit gekommen, daß sie wirklich das Gefühl hätte es ständig tragen zu müssen.)

Sie meint es ist manchmal gar nicht so verkehrt etwas einfach tun zu müssen und es nicht zu hinterfragen, sondern es eben einfach nur zu machen, weil man es muß und sich keine großen Gedanken darüber zu machen, ob es richtig oder falsch ist, gut oder schlecht, oder ob man das selber überhaupt will - einfach machen weil man es machen muss und gut ist.

Sie genießt es im Moment einfach ein Kopftuch tragen zu müssen und sich dem ganz hinzugeben und unterzuordnen.

Ein Kopftuch zu tragen ist ja im gewissen Sinne auch eine Unterordnung und Unterwerfung unter Regeln, Vorschriften, Gebote, Kleiderordnungen und Kleidervorschriften - und es ist auch eine freiwillige Geste, der eigenen Demut, Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit ausdruck zu verleihen. Das spürt, genießt und erlebt sie im Moment auf eine ganz besondere Weise und hat mittlerweile auch eine spirituelle Seite am Kopftuchtragen entdeckt.

Sie hätte nie gedacht, daß ihr das so gefallen könnte und daß sie das für sich selbst als so positiv erleben und erfahren kann.

Aber sie kann sich durch dieses selbst erleben und fühlen mittlerweile sehr gut da hineinfühlen, wie es ist eine richtige Kopftuchträgerin zu sein - da sie zur Zeit ja selbst eine Kopftuchträgerin ist...

Aber sie wollte ja einmal selbst erleben, erfahren und spüren, wie es für sie selbst ist, ein Kopftuchmädchen bzw. eine Kopftuchträgerin zu sein und somit ständig, also immer und überall ein Kopftuch zu tragen. Und das erlebt sie ja auch gerade, ganz so wie sie es wollte.

Wie gesagt es war wohl man der Zeit für sie mal etwas zu wagen und etwas neues auszuprobieren und zu erleben - und wenn das “Kopftuchträgerin für ein Jahr sein” ist, dann soll es halt so sein.

Ich hoffe nur, daß es ihr dann nicht allzu schwer fällt es wieder abzulegen und es sich wieder “abzugewöhnen”. Auch wenn es irgendwie ganz schön ist, wenn wir beide ein Kopftuch tragen.

Meine Frau ist seitdem sie das Kopftuch trägt auch insgesamt viel ruhiger, nachdenklicher und zurückhaltender - fast schon schüchtern - geworden. Das ist auch Freunden und Verwandten schon aufgefallen - sie meint das kommt vom Kopftuch tragen, findet diese Entwicklung aber vollkommen okay.

Durch das Kopftuch hat sie zu ihrer eigenen Demut gefunden, sie fühlt sich klein, bedeutungslos und unwichtig damit und hat gelernt sich selbst nicht immer so wichtig zu nehmen.

Sie meint sie spürt eine gewisse Ehrfurcht, wenn sie das Kopftuch trägt, so als ob sie sich einer höheren Macht unterworfen und untergeordnet hat - und sich deren Regeln Vorschriften untergeordnet hat. Sie fühlt sich mit dem Kopftuch demütig und unterwürfig und verspürt wenn sie es trägt Ehrfurcht und Respekt für die Welt, die sie umgibt.

Etwas, was sie so bisher noch nicht kannte, zumindest nicht so intensiv.

Sie ist auch im Umgang mit anderen viel netter, freundlicher, hilfsbereiter und zuvorkommender geworden, das fällt mir immer wieder auf, wenn wir zusammen unterwegs sind. Sie meint zuerst hat sie es “nur” gemacht um auszugleichen, daß sie jetzt ein Kopftuch trägt, um davon abzulenken, daß sie es trägt und durch gutes Verhalten und gute Taten zu glänzen. Aber mittlerweile ist es eher so, als ob sie daß Kopftuch ständig daran erinnert und dazu mahnt, zu anderen nett und gut zu sein - sie kann eigentlich gar nicht mehr anders, wenn sie das Kopftuch trägt.

Und was die Blicke der Männer angeht - die haben sie vorher total genervt und sie war am Anfang irgendwie froh, daß sie davor mit Kopftuch und langer Kleidung Ruhe hatte. Die meisten Männer beachten sie kaum noch, hin und wieder guckt mal einer, aber aufdringliche Blicke oder daß sich einer nach ihr umdreht oder nachschaut, daß gibt es so gut wie gar nicht mehr. Zuerst fand sie das toll, aber mittlerweile fehlt ihr das doch ein wenig, obwohl sie lesbisch ist, denn unbewusst gab ihr das doch eine gewisse Selbstbestätigung, das sie auch auf Männer attraktiv wirkt, obwohl sie lesbisch ist.

Tja, was gäbe es dazu noch zu sagen?

Ich finde es mittlerweile eigentlich ganz toll, daß wir beide ein Kopftuch tragen. Aber am Anfang hatte ich da so meine Probleme mit, es fühlte sich irgendwie komisch für mich an, weil ich bisher gewohnt war, in der Beziehung die Kopftuchträgerin zu sein, denn in der Beziehung ein Kopftuch zu tragen hat für mich auch viel mit Unterordnung und Respekt für den Partner zu tun, zeigt man doch indirekt damit auch daß man sich unterordnet und die Leitung und Führung des Partners bzw. der Partnerin in der Beziehung akzeptiert und anerkennt. Und nun tragen wir beide ein Kopftuch, was mir zuerst den Eindruck vermittelte das wir nun innerhalb der Beziehung gleichberechtigt und gleichgestellt sind, was ja nicht so sein soll und was ich definitiv nicht möchte. Aber meine Frau machte mir dann relativ schnell klar, daß sich durch ihr Kopftuch an unserer bisherigen Rollenverteilung nichts ändern wird und das sie immer noch das Sagen hat.

Mittlerweile ist es vollkommen okay für mich, daß wir beide ein Kopftuch tragen, ich finde es sogar irgendwie ganz schön.

Verwandte, Freunde, Bekannte und Nachbarn haben sich da mittlerweile auch dran gewöhnt, daß sie zur Zeit ein Kopftuch trägt, alle unterstützen und helfen ihr so gut sie können, wenn es nötig ist. Aber das sie ein Kopftuch trägt ist eigentlich nie ein Thema, wenn wir uns mit Verwandten oder Freunden und Bekannten treffen - klar wird ihr mal nen Kompliment zu Outfit oder Kopftuch gemacht und danach gefragt, wie sie sich mit dem Kopftuch fühlt und was sie besonderes erlebt hat, aber das war es dann auch. Niemand läßt sie spüren, daß sie ein Kopftuch trägt oder gar deswegen “anders” ist - es ist eigentlich immer ganz normal, so als wenn sie es nicht tragen würde.

Mal sehen, wie es weiter geht,....


Montag, 8. Januar 2018

Kopftuch-Selbstversuch: Meine Frau trägt die nächste Zeit ein Kopftuch

Kopftuch-Selbstversuch: Meine Ehefrau wird die nächsten Monate selbst ein Kopftuch tragen!





Meine Partnerin Nicole hat sich jetzt endlich entschieden.
Sie wird jetzt für's erste die nächsten 3 Monate lang selbst ein Kopftuch tragen - mit der Option nach Ablauf der 3 Monate zu verlängern und es noch länger als 3 Monate zu tragen.
Wir haben gestern viel darüber geredet und diskutiert. Sie hatte viele Fragen, die ich ihr noch beantworten musste und sie hatte auch noch viele bedenken, die wir aber größtenteils zerstreuen konnten. Und schließlich hat sie sich dazu durchgerungen, daß sie es doch machen will. Sie findet es ganz reizvoll und interessant, selber mal für eine längere Zeit ein Kopftuch tragen zu müssen - zumal ich ja als ihre Partnerin und Lebensgefährtin auch eins trage.


Die Neugier hat also letzten Endes doch noch gesiegt. ;-) Sie möchte einfach mal spüren und erleben, wie es ist, für längere Zeit ständig ein Kopftuch zu tragen oder besser gesagt es tragen zu müssen. Sie möchte gerne mal am eigenen Leib erfahren, wie das für mich, als ihre Ehefrau, so ist - sie möchte mich (und andere Frauen mit Kopftuch) einfach besser verstehen können und möchte mal erleben, wie das so ist, im Alltag ständig ein Kopftuch zu tragen und selbst ein Kopftuchmädchen zu sein. Dass sie dafür, für einige Zeit, selbst zur Kopftuchträgerin werden muss, obwohl sie, so wie ich Christin✝ ist, war ihr ja von Anfang an klar.
Aber sie hatte ja in den letzten 3 Wochen, in unserem Urlaub, wo sie ständig ein Kopftuch getragen hat, schon Gelegenheit sich daran zu gewöhnen zu tragen und hat sich damit abgefunden arrangiert, ein Kopftuch zu tragen und vor allem es tragen zu müssen. Auch mit der Vorstellung, daß sie das Kopftuch unbedingt tragen muss und da# sie dazu verpflichtet ist, das Kopftuch zu tragen - und gar nicht mehr die Wahl hat es nicht zu tragen - hat sie, nach anfänglichen Unsicherheiten keine Probleme mehr. Denn wenn man das Kopftuch selbst tragen möchte und es freiwillig trägt und tragen will, dann ist die Tatsache, daß man es tragen muss doch eher nebensächlich.
Dadurch daß sie sich jetzt schon an das Kopftuch tragen gewöhnt und sich damit arrangiert hat, muß sie es jetzt einfach nur noch weiter tragen, ohne sich wieder neu daran gewöhnen zu müssen.

Sie wird das Kopftuch allerdings nur in ihrer Freizeit tragen, denn auf der Arbeit kann sie kein Kopftuch tragen - und auch keine langen Röcke. Sie wird ihr Kopftuch also auf der Arbeit nicht tragen und sie wird sich dort ‘normal’, so wie immer kleiden, was heißt das ihre Röcke, die sie dort trägt, auch nur höchstens knielang sein werden - die meisten enden ein bis zwei handbreit über dem Knie, dazu trägt sie normalerweise hautfarbene Strumpfhosen, ganz selten mal schwarze und schon gar nicht blickdichte - wobei schwarze, blickdichte Feinstrumpfhosen in ihrer momentanen Situation ja schon praktischer wären. Zum Rock trägt sie normalerweise noch eine Bluse und einen Blazer. Meistens gehören Rock und Blazer eigentlich zusammen, als Business-Kostüm - typischer Bürolook halt, wo es ja bekanntermaßen auch einen Dresscode gibt, an den sich auch Nicole halten muss. Das ist zwar nicht ganz Kopftuch-Konform, aber da sie auf der Arbeit kein Kopftuch tragen kann, muss sie diesen Kompromiss natürlich eingehen. Es gibt ja auch andere Kopftuchträgerinnen, die ihr Kopftuch auf der Arbeit ablegen und es dort nicht tragen und es eben nur außerhalb der Arbeit in ihrer arbeitsfreien Zeit tragen. Das ist wie ich finde auch vollkommen legitim, denn Geldverdienen geht nun mal vor und wenn man mit Kopftuch keinen Job findet, dann muss man da auch mal Kompromisse machen und im Job mal drauf verzichten, man kann sich ja, sofern es geht, so bedeckt wie möglich kleiden, dann ist es nicht ganz so “schlimm”, den Tag über auf der Arbeit ohne Kopftuch zu sein. Und was nützt es, das Kopftuch um jeden Preis ständig tragen zu wollen, wenn man deswegen keinen Job findet und somit seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten kann?! Das würde auch Gott nicht wollen. Von daher ist es absolut legitim es auf der Arbeit abzulegen um (s)einer Arbeit nachzugehen - zumal die Arbeit ja auch ein Ort ist, wo man primär hingeht, um zu arbeiten und NICHT um zu flirten oder Männer kennenzulernen. Wenn eine Frau für einen Disco- oder Bar-Besuch ihr Kopftuch ablegen würde, dann wäre das schon was anderes und nicht akzeptabel, aber für die Arbeit da ist es in absolut Ordnung es dort abzunehmen. Und man kann sich ja auch ohne Kopftuch anständig, bedeckt, sittsam und züchtig kleiden.
Und Nicoles Büro-Kleidung ist ja alles in allem auch sehr sittsam und anständig, wie ich finde. Wenn sie auf der Arbeit nur knielange oder knieumspielende Röcke trägt, dann wäre das schon okay - die würde ich auch mit Kopftuch tragen - und trage sie auch manchmal - allerdings nur mit ultrablickdichten schwarzen Strumpfhosen. Wenn sie dann noch die Haare hochgesteckt trägt, die Bluse etwas höher geschlossen als sonst trägt und darunter ein ärmelloses, weißes Top trägt, statt nur BH oder Hemdchen, damit nicht soviel Haut bzw. Unterwäsche durch die Bluse durchschimmert, dsnn wäre das schon okay, wenn sie auf der Arbeit kein Kopftuch trägt.

Wir haben uns darauf geeinigt, dass sie in den nächsten 3 Monaten außerhalb der Arbeit immer und überall ein Kopftuch tragen muss, ganz egal, wo sie hingeht, ohne jede Ausnahme. Sie hat im Prinzip gar keine andere Wahl, als es zu tragen - sie hat sich mir gegenüber dazu verpflichtet.
Das war ihr, für ihr Selbsterfahrungs-Experiment mit Kopftuch, ganz besonders wichtig, daß sie es tragen muss und dazu verpflichtet ist, bzw. Sie die Vorstellung hat es tragen zu müssen und sich dazu verpflichtet fühlt, es zu tragen.
Außerdem wird sie zum Kopftuch nur lange Kleider und lange Röcke mit langärmeligen Oberteilen tragen, ganz so wie es sich gehört.

Nach Ablauf der 3 Monate bzw. in der letzten Woche der 3 Monate, werden wir zusammen über ihre Erfahrungen, Eindrücke und Gefühle mit dem Kopftuch und als Kopftuchträgerin sprechen und dann gemeinsam entscheiden, ob sie damit aufhört, oder ob sie es noch länger tragen sollte und tragen muss - was sie freilich auch nur machen muss, wenn sie es freiwillig macht und es auch wirklich will.

Zuerst wollte sie das Kopftuch gleich für 6 Monate tragen müssen und sich dazu verpflichten es 6 Monate lang ständig in ihrer arbeitsfreien Zeit zu tragen. Ich habe ihr allerdings davon abgeraten und meinte, daß sie sich für den Anfang nicht zuviel zumuten und aufbürden soll. 3 Monate würden auch erstmal ausreichen und wenn es ihr bis dahin gefallen hat und sie es dann noch länger tragen möchte, oder meint es noch längrr tragen zu müssen, dann könnte sie ihre Verpflichtung ja immer noch um 2, 3 Monate verlängern, wenn sie das unbedingt möchte.

Auf der Arbeit wird sie es nicht tragen. Ob sie auf dem Weg zur Arbeit ein Kopftuch trägt, es dann auf der Arbeit abnimmt und es dann nach der Arbeit wieder um macht - oder ob sie auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause auch kein Kopftuch trägt und sich dann nach der Arbeit erst zuhause umzieht, das bleibt ihr überlassen. Da muss sie selber sehen, wie es für sie am Besten passt und durchführbar ist und wie sie es selbst am liebsten machen möchte.

Jetzt hat sie erstmal 14 Tage “Probezeit”, um zu sehen, ob das mit Kopftuch tragen in der Freizeit, mit ihren alltäglichen Lebensumständen und Gewohnheiten vereinbar ist, denn im Alltag ist das ja doch noch etwas anderes, als im Urlaub. Und da sie sich bisher noch nie damit befaßt oder auseinander gesetzt hat, wußte auch nicht wirklich, ob das alles so klappt und machbar ist. Wenn das alles soweit in Ordnung ist und es keine Probleme oder andere Gründe gibt, die dagegen sprechen, daß sie in ihrer Freizeit ein Kopftuch trägt, wird sie es nach Ablauf der Probezeit außerhalb der Arbeit fest tragen müssen und es ganz konsequent, ständig, immer und überall tragen müssen ganz egal wo sie ist und wo sie hingeht. Außerhalb der Arbeit kann und darf sie keinerlei Ausnahmen von ihrer Kopftuchpflicht machen und darf sich diese auch ich nicht erlauben. Darauf werde ich schon achten und das soll ich auch. Man könnte jetzt sagen, daß ein gewisser Zwang dahinter steht, aber dem ist nicht so. Es geht Nicole eher darum das Kopftuch in dieser Zeit ganz konsequent tragen zu müssen und gar keine andere Wahl mehr zu haben, sie will sich dazu verpflichtet fühlen ein Kopftuch zu tragen und ist diese Verpflichtung mir gegenüber für's erste jetzt 3 Monate lang eingegangen und ich soll aufpassen, dass sie sich auch wirklich konsequent an ihre Verpflichtung in ihrer Freizeit ein Kopftuch zu tragen hält. Da sie da aber ansonsten freiwillig macht und es gerne von sich aus tragen möchte und tragen will, sehe ich da kein Problem. Und wenn sie tatsächlich mal nicht tragen will ist so auch vornherein geklärt, daß ich sie dazu ermahnen darf es doch sie tragen, weil ich ja darauf achten soll - ich könnte sie also notfalls auch dazu zwingen ihr Kopftuch zu tragen, allerdings hat sie mir das für den Fall, das sie mal bockig ist auch ausdrücklich erlaubt. Ob ich das dann allerdings auch wirklich machen würde ist eine andere Sache.

Ihre Eltern und unsere Freundinnen wissen schon Bescheid, daß sie die nächsten Monate ein Kopftuch tragen wird. Sie finden das im allgemeinen ganz gut, daß sie einmal selbst erleben und erfahren möchte, wie es ist über längere Zeit ständig ein Kopftuch tragen zu müssen und selbst eine Kopftuchträgerin zu sein. Sie finden es gut, daß sie mal am eigenen Leib spüren möchte, wie das für mich als ihre Partnerin und Lebensgefährtin so ist, ständig ein Kopftuch zu tragen. Sie akzeptieren und unterstützen das und respektieren natürlich auch das Nicole das macht.

Ich sehe dem eher mit gemischten Gefühlen entgegen, einerseits finde ich es total toll und sehr schön, das sie jetzt für eine gewisse Zeit selber ein Kopftuch tragen wird - das ist irgendwie ziemlich cool, das wir es jetzt beide tragen und wir beide Kopftuchmädchen sind, so als Liebespaar.
Aber andererseits ist es bisher immer mein Part gewesen ein Kopftuch zu tragen, während sie keins getragen hat und in unserer Beziehung das Sagen hatte. So waren die Rollen - auch rein optisch - ganz klar verteilt, denn das ich ein Kopftuch trage, ist für mich auch ein Zeichen der Demut, des Respekts und der Unterordnung bzw. der “Unterwerfung” gegenüber meiner Partnerin - wenn wir jedoch beide ein Kopftuch tragen, dann neige ich eher dazu, uns als gleichberechtigte Partnerinnen zu sehen, obwohl Sie natürlich immer noch ganz klar das Sagen in unserer Beziehung hat und der Umstand, dass sie selbst ein Kopftuch trägt, daran auch nichts ändern wird. Dadurch, daß ich sie in der nächsten Zeit, in Punkto Kopftuch, in Bekleidungs- und Benimmfragen noch anleiten und führen muss, da sie mit den Bekleidungsvorschriften und Benimmregeln selbst nicht so vertraut ist, verschwimmt diese Grenze der “Machtverteilung” in unserer Beziehung natürlich zusätzlich.
Und was mache ich, wenn sie vielleicht in ein, zwei Monaten den “Kopftuch-Koller” kriegt? Ich kenne das von mir - insbesondere in der Anfangszeit hatte ich Phasen, wo mir das mit dem Kopftuchtragen alles zu viel wurde und ich plötzlich keine Lust mehr hatte es ständig zu tragen. Ich habe es dann trotzdem weiter getragen, auch wenn es mir schwer fiel und habe es dann nach ein, zwei Wochen überwunden gehabt und es dann auch wieder gern getragen. Nur was mache ich, wenn es Nicole so ergeht? Kann und soll ich sie dann dazu überreden, es weiter zu tragen oder sollte ich sie dann gar dazu zwingen es trotzdem weiter zu tragen oder sollte ich ihr dann lieber dazu raten ihren Selbstversuch abzubrechen?!

Außerdem wird es anfangs wohl etwas komisch für mich sein, wenn wir beide, mit Kopftuch, zusammen ausgehen, spazieren gehen oder Freundinnen besuchen oder sie uns besuchen kommen, wenn wir beide Kopftuch tragen. Klar werde ich mich daran gewöhnen und es wird bald ganz normal sein, aber jetzt am Anfang ist das schon komisch, denn bisher war immer nur ich das Kopftuchmädchen und sie die “Normale”. Und nun tragen wir beide ein Kopftuch.
Ich meine, ich hab mir das schon oft gewünscht, daß Nicole auch ein Kopftuch tragen würde und hab mir das wirklich ganz toll vorgestellt, wenn wir beide Kopftuch tragen würden und wir beide Kopftuchmädchen wären. Aber jetzt wo es - zumindest auf Zeit - endlich soweit ist, ist es irgendwie komisch und merkwürdig für mich. Wie sie es die 3 Wochen im Urlaub getragen hat, hab ich das noch anders gesehen, da war es aber auch noch was anderes - was besonderes. Jetzt wird es für die nächsten Monate fast normaler Alltag sein.
Naja, aber sie hat ja nicht vor “richtig” mit dem Kopftuchtragen anzufangen - sie möchte es ja nur für eine längere Zeit mal selbst tragen und ein Kopftuch tragen müssen. Wenn das irgendwann nach 3, 6, 9 oder 12 Monaten wieder vorbei ist, dann wird es natürlich nicht mehr tragen und sich wieder so wie vorher kleiden.

(Wobei es natürlich auch passieren könnte, dass sie durch das selber tragen des Kopftuchs erst auf den Geschmack kommt,... So wie es bei mir auch war,...)

Allerdings hat sie schon durchblicken lassen, daß sie sich vorstellen könnte, nach ihrem Selbsterfahrungs-Experiment, öfter mal in ihrer Freizeit ein Kopftuch zu tragen - insbesondere, wenn wir zwei etwas zusammen unternehmen - einfach nur 'just for fun’ als Freizeit-Outfit und Freizeitspaß, wenn man es so ausdrücken kann, weil es hin und wieder auch mal ganz schön ist, wenn wir beide ein Kopftuch tragen - was ja in nächster Zeit erstmal normaler Alltag bei uns sein wird.

Naja, wir werden das zusammen schon meistern und irgendwie finde ich das ja auch cool, daß wir jetzt beide ein Kopftuch tragen und ich sie dabei anleiten und ihr helfen muss. Wird sicher schön werden und ich bin gespannt, wie sie damit klarkommt und was sie so erlebt und für Erfahrungen macht und ich hoffe mal, daß sie daß herausfinden, erfahren, erleben und spüren kann, was sie sich davon erhofft hat und es nicht zum Desaster für Sie, Mich oder Uns wird. 





Sonntag, 6. November 2016

Ich darf wieder alleine in die Stadt

Kopftuch-Mädchen bei einem Spaziergang.

Ich darf jetzt auch wieder alleine in die Innenstadt fahren, wo viele Leute sind und darf auch wieder alleine zur Arbeit fahren - wenn ich das will. Meine Ehefrau Nicole hat das Verbot, dass ich alleine und ohne Begleitung in die Stadt fahre oder wo viele Leute unterwegs sind, wieder aufgehoben.

Nach meinem letzten Blog hatte ich ein langes Gespräch mit meiner Ehefrau Nicole. Sie hat meinen Blog gelesen und hat eingesehen, daß es falsch war, mir zu verbieten, alleine in die Stadt zu fahren, nur um zu verhindern, daß so ein Angriff noch mal passiert. Passieren kann immer was, auch wenn jemand dabei ist - und andererseits ist es bisher ja auch jahrelang gut gegangen, ohne dass irgendwas passiert ist, wenn ich mal von diversen Anfeindungen, blöden Kommentaren, Unhöflichkeiten und dergleichen absehe, aber das ist ja zum einen nicht die Regel, sprich es passiert ja nicht ständig und sowas kann man ignorieren, sprich ich nehme so etwas schon gar nicht mehr wahr und somit auch nicht mehr ernst. Aber so einen Kopftuch-Runterreißer, kann nun mal nicht ignorieren, da es nun mal ein körperlicher Angriff ist. Aber andere Frauen, die ein Kopftuch tragen, sind auch meist alleine in der Innenstadt unterwegs - und diese sind zudem auch noch selbst Muslima - und ihnen passiert auch so gut wie nie etwas.
Also statt einfach zu sagen "Komm mit, ich hätte Dich gerne dabei und würde gerne was mit Dir unternehmen." hab ich gesagt, "Ach komm doch mit, Du weißt doch das ich nicht alleine fahren darf." Ich hab mich in diese Opferrolle drängen lassen und hab sie gleichzeitig auch ausgenutzt.
Das mich Anna, unsere Nachbarin auf dem Weg zur Arbeit und wieder nach Hause begleitet hat, erleichterte, das ganze noch ein wenig, denn wenn sie nach der Arbeit noch Zeit hatte, konnte ich, nachdem sie mich von der Arbeit abgeholt hat, in ihrer Begleitung auch noch diverse Dinge erledigen und besorgen, für die ich sonst extra in die Stadt hätte fahren müssen.
Das mich das ganze einschränkt war mir natürlich schon bewusst, aber die Vorteile für mich überwogen einfach.
Am meisten wurden mir diese Einschränkungen bewusst, wenn ich Sachen besorgen oder kaufen wollte, wo man normalerweise nur bestimmte Leute dabei haben möchte oder das lieber alleine erledigt.
Ich habe mir so beholfen daß ich solche Sachen eben nur mit meiner Frau zusammen besorgt habe oder mit guten Freundinnen zusammen, insbesondere, die Artikel gegen Blasenschwäche hab ich nur mit Begleiterinnen besorgt, die auch darüber Bescheid wußten, daß ich damit ein Problem habe. Zur Not hab ich solche Sachen auch mal im Internet bestellt oder mir von meiner Frau mitbringen lassen.
So hab ich das quasi umschifft und konnte so auch mit den Einschränkungen ganz gut leben, auch wenn ich manchmal lieber alleine in die Innenstadt gefahren wäre ohne Begleitung, so daß man ganz in Ruhe bummeln und gucken kann ohne noch auf jemand anderen Rücksicht nehmen zu müssen. In der letzten Zeit nervte es schon etwas, daß ich gar nicht mehr alleine unterwegs war, aber das war schon okay so, es ging ja nicht anders. Oder es wäre wohl schon anders gegangen, wenn ich da früher mit meiner Frau drüber gesprochen hätte.

Von daher hat meine Frau mir wieder erlaubt, alleine in die Stadt und zur Arbeit zu fahren, wenn ich das möchte oder es nötig ist. Sie meint ich bin dadurch, daß ich ein Kopftuch trage, schon genug Einschränkungen unterworfen, die mir durch die Regeln und Vorschriften, die damit verbunden sind, auferlegt sind - und nicht zu vergessen, die, die ich deswegen selbst aufgestellt und mir selbst auferlegt habe - da wollte sie mich nicht noch mehr einschränken, zumindest nicht mehr als es unbedingt nötig ist.

Ja, ein Kopftuch zu tragen ist mit vielerlei Einschränkungen im täglichen Leben verbunden, sowohl in der Öffentlichkeit, als auch im privaten Bereich. Sei es durch Regeln und Vorschriften, die damit zusammenhängen oder auch nur wegen der Tatsache, daß man ein Kopftuch trägt, was einen allein schon bei der Wahl der dazu passenden und angemessenen Kleidung, sehr einschränkt.
Aber das sind Einschränkungen, die ich gerne in Kauf nehme, da ich das Kopftuch gerne trage, ich mich nun mal dafür entschieden habe, es zu tragen und ich letzten Endes auch davon überzeugt bin, daß es für mich persönlich Gut und Richtig ist, das Kopftuch zu tragen und ich in vielerlei Hinsicht davon profitiere.

Aber ich denke mal, wenn man sich erstmal an all diese Einschränkungen gewöhnt hat und mit damit einverstanden ist, weil man das Kopftuch ja tragen will, dann ist es auch leicht mit den damit verbundenen Einschränkungen umzugehen und klar zu kommen und ich kann ganz gut damit Leben. Mich zwingt ja niemand dazu, ich trage es ja freiwillig.
Anders sieht es sicher bei Frauen aus, die es sich nicht vorstellen können, sich selbst so einzuschränken bzw. so eingeschränkt zu sein - oder bei Mädchen und Frauen, die gar dazu gezwungen werden ein Kopftuch zu tragen und sich dessen Einschränkungen, Regeln und Vorschriften zu unterwerfen.
Das ist mir schon klar, aber ich spreche da auch nur für mich: Ich trage es freiwillig, aus einer bewussten Entscheidung heraus und weil ich es tragen möchte. Und mir ist und war immer klar, daß ich mich in vielerlei Hinsicht einschränken muß und mich an viele Regeln und Vorschriften halten muß wenn ich es wirklich tragen will. Das war und ist mir also klar, hat mich aber in dem Entschluss und der Entscheidung es tragen zu wollen, eher noch bestärkt.

Aber darauf wollte ich gar nicht heraus. Nicht mehr alleine in die Stadt und zur Arbeit fahren zu dürfen und immer jemand zu meinem Schutz, als Begleitung (oder gar Aufsicht, wie jemand in den Kommentaren schrieb) dabei haben zu müssen, war dann doch schon eine sehr große Einschränkung für mich, auch wenn ich mich da sehr schnell dran gewöhnt hatte und es ja durchaus auch seine Vorteile hatte.
Und das war dann auch ziemlich bequem, ich brauchte nicht mehr alleine in die Stadt fahren, hatte ständig Gesellschaft und unternahm mehr mit meiner Frau, meiner Mutter, meiner Schwester oder meinen Freundinnen. Es war zugegebenermaßen bequemer, das Verbot vorzuschieben, als einfach zu sagen, daß ich sie gerne dabei dabei hätte und was mit Ihnen unternehmen möchte.

Zum Beispiel Dessous und Unterwäsche kaufen gehen, das mache ich lieber alleine oder nur mit ganz bestimmten Freundinnen oder meiner Frau zusammen.
Oder bestimmte Hygieneartikel in der der Drogerie, wie z.B. Artikel die man bei Blasenschwäche benutzt. Das man Slipeinlagen und Binden von TENA und always discreet nicht für die normale Regelblutung benutzt, weiß ja eigentlich jede Frau, so daß dies sicher auch meiner Begleitung nicht entgangen wäre, zumal diese Artikel meist in einem anderen Regal sind.
Natürlich ist nichts dabei, daß ich Slipeinlagen, Binden und manchmal sogar Pants für Blasenschwäche benutze, ich habe diese Probleme nun mal ab und an - aber es ist mir natürlich peinlich. Und diese Sachen muß ich dann natürlich nicht kaufen, wenn jemand dabei ist, insbesondere dann nicht, wenn diejenige nichts von meiner Blasenschwäche weiß.
Aber wie dem auch sei, ich darf ja jetzt auch wieder alleine in die Stadt und zur Arbeit fahren. Meine Frau hat mir allerdings freigestellt, es auch weiter wie bisher zu handhaben und weiterhin mit ihr, meiner Mutter, Schwester oder Freundinnen in die Stadt zu fahren - und das werd ich auch machen. Und zur Arbeit werd ich auch weiter mit unserer Nachbarin Anna fahren, da wir ja eh denselben Weg haben und uns gut verstehen. Aber ist halt gut zu wissen, daß ich all das jetzt auch wieder alleine machen kann und darf, wenn ich das möchte - oder wenn es nötig ist.


Zwei Frauen mit Kopftuch bei einem Stadtbummel.


Fazit:
Alles in allem muß ich sagen, daß es eine interessante und nette Erahrung war, mal eine Zeit lang nicht alleine in die Stadt und da dann auch nur in Begleitung anderer hinfahren zu dürfen, was Einschränkungen und Umstände auf der einen Seite mit sich brachte und eine Bereicherung auf der anderen Seite bedeutete. Ich mag es manchmal von meiner Frau bevormundet zu werden und wenn sie mir Vorschriften macht, Regeln aufstellt oder mir Sachen verbietet, dann finde ich es toll und mag das irgendwie. 
Aber nach nem guten halben Jahr nicht alleine in die Stadt fahren zu dürfen und das immer nur in Begleitung anderer machen zu dürfen, die mich beschützen, auf mich aufpassen und mich "beaufsichtigen" reicht es nun auch - das muß ich wirklich nicht immer haben und ich hab mich doch sehr in meiner Freiheit eingeschränkt gefühlt. Mir sind schon dadurch dass ich ein Kopftuch trage genug Einschränkungen auferlegt, denen ich mich aber gerne unterwerfe, da ich ja das Kopftuch gerne tragen möchte und will. Aber nicht alleine weggehen zu dürfen und immer eine Begleitung dabei haben zu müssen hat schon eine ganz andere Dimension, selbst wenn es nur für bestimmte Orte gilt. 
Wie dem auch sei ich bin froh, das meine Frau das Verbot wieder aufgehoben hat und ich jetzt auch wieder alleine in die Stadt und zur Arbeit fahren darf. 

Bleibt nur zu hoffen, daß so ein Angriff auf mich nie wieder passiert und das nie wieder jemand auf die Idee kommt, mir das Kopftuch herunter zu reißen - oder gar schlimmeres zu machen. Ich habe echt keine Lust, zusammen geschlagen oder gar vergewaltigt zu werden, nur weil ich ein Kopftuch trage und mich deswegen jemand für eine Muslima hält und meint mir aus diesem Grunde was antun zu müssen. 



Samstag, 26. Dezember 2015

Weihnachten mit Kopftuch

Zwei Muslima Schönheiten in winterlicher Hijab-Mode. Und Nein, das sind nicht meine Liebste und Ich.

Weihnachten mit Kopftuch


Ich wünsche all meinen Lesern und Leserinnen fröhliche Weihnachten und ein Frohes und besinnliches Weihnachtsfest - auch wenn das Wetter weder Weihnachtlich und noch nicht mal winterlich ist.

Einige haben sich sicher schon gefragt, ob ich auch Weihnachten feiere, wo ich doch ein Kopftuch trage.
Na klar, denn auch wenn ich ein Kopftuch trage und mich nach der Mode muslimischer Frauen kleide, so bin ich doch immer noch eine Christin und somit hat das Weihnachtsfest für mich wie auch für alle anderen Christen eine ganz besondere Bedeutung.
Ich trage mein Kopftuch ja nun schon seit vielen Jahren - ich damit ja schon als Teenager angefangen, als ich noch bei meiner Mutter gewohnt habe und ich muß zugeben, die ersten Weihnachten mit Kopftuch waren irgendwie komisch und merkwürdig und auch an Heiligabend damit in den Weihnachts-Gottesdienst zu gehen, war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl. Allerdings hat auch nie jemand was deswegen gesagt, oder sich gar bei mir beschwert - im Gegenteil, die Leute schienen sich teilweise sogar darüber zu freuen, daß ein anscheinend muslimisches Mädchen den Gottesdienst an Heiligabend besucht.

Ich weiß noch, als meine Mutter und mich vor vielen Jahren mal eine ältere Dame angesprochen hat und mich gefragt hat, wie mir denn der Gottesdienst und das Krippenspiel gefallen hat. Ich meinte etwas irritiert, daß ich es toll fand und das es mir sehr gut gefallen hat. Sie meinte dann, daß sie es schön findet, daß ich mich immer noch dafür interessiere, obwohl ich ja anscheinend konvertiert bin... Ich über legte gerade ob ich sie aufklären sollte, da wandte sie sich schon an meine Mutter und meinte, daß sie es toll findet, daß meine Mutter zu mir hält, obwohl ich zum Islam konvertiert sei und das Kinder nun mal ab einem bestimmten Alter selbst entscheiden können woran sie glauben möchten und das die Eltern das halt akzeptieren müßten - selbst wenn es der Islam ist.
Da meine Mutter nun auch etwas unsicher und irritiert guckte, beschloß ich das ganze aufzuklären und meinte dann zu der älteren Dame, daß ich zwar ein Kopftuch trage und mich wie eine Muslima kleide, weil ich diese Mode mag und auch die Gründe warum eine Muslima sich verhüllen und ein Kopftuch tragen sollte nachvollziehbar und richtig finde, aber daß ich nach wie vor immer noch eine evangelische Christin bin und daran auch nichts ändern möchte. Da guckte sie dann irritiert und brummelte nur noch sowas wie 'na wenn das so ist', drehte sich um und stapfte von dannen, so als wäre sie beleidigt darüber, daß wir ihre Toleranz umsonst beansprucht haben. Mir war das ganze total peinlich und ich entschuldigte mich tausendmal bei meiner Mum deswegen, aber sie meinte nur das es nicht so schlimm wäre und ich weiterhin tun solle, was mir gefällt und was ich für richtig halte. Später konnten wir dann auch über diesen Vorfall lachen.
Um die Geschichte komplett zu machen: im neuen Jahr traf ich dann die ältere beim Einkaufen wieder und trug dabei natürlich wie immer auch ein Kopftuch. Sie sah mich, erkannte mich und kam auf mich zu und ich dachte nur, Wunder wer weiß was da jetzt kommt, aber sie sagte nur freundlich 'Hallo' und meinte, das sie sich bei mir entschuldigen wollte, weil sie mich und meine Mum so stehen lassen hat, aber sie konnte mit dem was ich ihr da gesagt habe in dem Moment nicht so wirklich was anzufangen, aber sie hätte darüber nachgedacht und wenn es mir gefällt ein Kopftuch zu tragen und mich so zu kleiden und wenn ich das selbst für richtig halte dann soll ich es ruhig tun, früher haben Christinnen ja auch ein Kopftuch getragen und dafür Sorge getragen, daß sie sich sittsam und anständig kleiden, warum sollte es also schlimm sein, wenn sich Mädchen oder junge Frauen auch heute wieder auf solche Werte besinnen?!


Seitdem ich sichtbar ein Kreuz um den Hals trage kommen solche "Verwechslungen" kaum noch vor, allerdings werde ich jetzt auch öfter wegen dem Kreuz UND dem Kopftuch angesprochen. Allerdings habe ich auch kein Problem damit, wenn man mich für eine Muslima hält, denn es ist schließlich keine Schande eine Muslima zu sein - und mal abgesehen von Religionszugehörigkeit bin ich ja im Prinzip auch eine Muslima, was mein Denken, meine Kleidung, meine Einstellung usw. betrifft. Ich kläre solche Missverständnisse nur noch auf, wenn es unbedingt nötig ist, oder ich mit der Person noch öfter zu tun habe.

Aber zurück zu Weihnachten mit Kopftuch: mittlerweile ist es für mich normal, das Kopftuch auch an Weihnachten zu tragen und ich fühle mich insbesondere an diesen Tagen viel frommer und besinnlicher und kann mich auch mit meinen Tüchern und langen Kleidern (bzw. Abayas) festlicher und eleganter kleiden und zurecht machen. Die Feiertage mit Kopftuch und schön festlich gekleidet zu verbringen ist jedes Jahr aufs neue was besonderes für mich und das Kopftuch steht für mich auch nicht mehr im Widerspruch zum christlichen Weihnachtsfest, denn zum einen feiere ich Weihnachten nicht mit meiner Kleidung, sondern mit meinem Glauben und meinem Herzen und früher war es durchaus auch bei Christinnen üblich den Kopf zu bedecken und sittsame lange Kleidung zu tragen, die nichts vom Körper zeigte - insbesondere an so hohen Feiertagen.

Dieses Jahr hat mir meine Partnerin eine besondere Freude gemacht, sie meinte ein paar Tage vor Weihnachten zu mir, daß sie an Weihnachten auch gerne ein Kopftuch tragen und sich wie ich kleiden möchte und da wir zwischen den Feiertage frei haben, würde sie sich so auch gern die ganze nächste Woche kleiden und mit mir auch so ins neue Jahr gehen. Das würde sie toll finden, und da sie indirekt von mir verlangt, daß ich mich für sie so kleide (was solange ich es selber so will allerdings keine große Rolle spielt), sollte sie zumindest mal ein paar Tage in meinen Schuhen oder besser gesagt 'in meiner Kleidung' laufen, um zu sehen, wie das so ist.
Sie hat schon des öfteren selbst ein Kopftuch getragen, aber meistens beschränkte sich das eher auf einen Nachmittag oder einen Abend, manchmal auch ein ganzer Tag - ganz selten aber mal an zwei oder mehr Tagen nacheinander. Und nun wollte sie es gleich elf Tage am Stück tragen?
Natürlich hab ich ihr sofort bereitwillig Klamotten, wie lange Röcke, Kleider, Blusen und Tücher von mir rausgesucht und ihr Outfits zusammengestellt und diese dann für sie in den Kleiderschrank im Gästezimmer gehängt. Wir sind ja zum Glück gleich groß und haben dieselbe Größe.
Und Heiligabend hatte sie dann morgens als sie zum Frühstück runterkam auch schon einen langen Rock und ein langärmeliges Shirt an und dazu ein Kopftuch auf, was sie mittlerweile auch selbst binden kann.
Nach dem Frühstück fuhren wir ganz selbstverständlich zusammen so Einkaufen und gingen auch Abends zusammen so in die Kirche. Danach zogen wir uns beide eine festliche Abaya und ein dazu passendes Kopftuch an und machten Bescherung und aßen zu Abend und danach machten wir es uns auf dem Sofa bequem und sahen fern.
Gestern am 1.Weihnachtsfeiertag als meine Mum und meine Schwester zum Essen und zum Kaffee da waren trugen wir die festlichen Abaya-Kleider wieder. Natürlich wunderten sich meine Mum und meine Schwester schon ein wenig, daß Nicole auch Kopftuch trägt, aber nachdem wir ihnen erzählten was sie vor hat, fanden sie die Idee toll.
Heute sind wir etwas legerer gekleidet, lange Röcke, Blusen zum Rock passende Blazer und einfache Kopftücher. Wir fahren heute Nachmittag, am 2. Weihnachtsfeiertag noch zu Nicoles Eltern zum Kaffee. Sie hat sie am Telefon schon auf ihr Outfit vorbereitet - mich kennen sie ja nur so.
Es ist schon ein wenig komisch meine Liebste so zu sehen - ich meine daß sie immer nur Röcke und Kleider trägt, bin ich ja schon gewohnt, sie hat vor anderthalb Jahren mir zuliebe aufgehört Jeans und Hosen anzuziehen und angefangen nur noch Röcke und Kleider zu tragen. Da sie im Job eh nur Röcke trägt und Jeans und Hosen eh nur in der Freizeit in Frage kamen, war das keine große Umstellung für sie.
Aber sie jetzt auch noch jeden Tag mit Kopftuch zu sehen und das noch bis nächste Woche Sonntag, ist schon etwas komisch für mich. Denn bisher war ich in unserer Beziehung das Kopftuchmädchen bzw die Kopftuchträgerin, während sie "normal" gekleidet war und eben kein Kopftuch trug, weil sie keines tragen brauchte, mußte oder wollte, je nachdem wie man es sieht. Das Kopftuch unterschied uns, jetzt wo wir im Moment beide eins tragen, stellt uns das auf dieselbe Stufe und macht uns gleich obwohl wir es nicht sind. Meine Partnerin hat bei uns in der Beziehung das Sagen, sie bestimmt alles was es zu bestimmen gibt, sie leitet, dirigiert und regiert, wenn man das so sagen kann und das ist auch vollkommen okay so, denn in einer Beziehung muß einer das Sagen haben, wenn beide gleichviel zu sagen haben, dann funktioniert es nicht. In der Beziehung symbolisiert das Kopftuch (wie ich finde) Unterwürfigkeit, Unterordnung und Gehorsam dem Partner gegenüber, was für mich selbst und für unsere Beziehung auf jeden Fall zutrifft. Jetzt, wo sie momentan auch ein Kopftuch trägt ist die Rollenverteilung zwar dieselbe geblieben und mit Kopftuch achte und respektiere ich sie genauso wie ohne Kopftuch. Es ist halt nur komisch, weil es nach außen hin nicht mehr erkennbar ist, wer das Sagen bei uns hat.
Da wir uns aber in der Öffentlichkeit eigentlich nie als lesbisches Paar zu erkennen geben, da ich zum einen muslimische Schwestern nicht in Misskredit bringen möchte, indem ich als, nach muslimischer Mode gekleidete Frau, meine lesbischen Neigungen offen bzw. öffentlich auslebe und ich zum anderen finde, das der Austausch von Zärtlichkeiten und anderen Intimitäten nichts in der Öffentlichkeit verloren hat und nur zu Hause in der eigenen vier Wänden stattfinden sollte.
Aber wenn wir z.B. in einem Geschäft, Restaurant oder Café sind, wenn sie einen knielangen Rock und kein Kopftuch trägt, dann ist grundsätzlich sie diejenige, an die das Wort gerichtet, mich lässt man als Kopftuchträgerin erstmal außen vor, was mir zum einen ganz Recht ist und mir zum anderen auch wieder das Gefühl gibt, daß meine Partnerin über mir steht. Wie das ist, wenn wir beide ein Kopftuch tragen weiß ich nicht, aber wäre mal spannend das rauszufinden.
Meine Partnerin könnte das Kopftuch nicht wie ich ständig tragen, schon allein wegen ihrer Arbeit nicht, weil es in ihrem Job sicher nicht akzeptiert werden würde, wenn sie ein Kopftuch trägt. Außerdem paßt ein Kopftuch nicht so wirklich zu Buisness-Kostümen, selbst wenn es eins mit langem Rock ist, wovon Nicole auch ein paar besitzt. Allerdings hat sie schon mal die Option geäußert, daß sie es ja immer in der Freizeit und an den Wochenenden tragen könnte. Aber ob mir das so recht wäre? Eigentlich möchte ich in der Beziehung für Kopftuchträgerin sein, während sie tragen kann was sie will und auch die Freiheit hat zu tragen was sie will.
Naja, aber ich finde es auf jeden Fall ganz toll, daß sie es mal über einen etwas längeren Zeitraum tragen will und es wird bestimmt schön. Danach sehen beide klarer, Sie, ob es was für sie wäre ständig ein Kopftuch zu tragen und ich ob es was für mich wäre, wenn meine Ehefrau auch Kopftuch und muslimischen Damen Hijab-Mode trägt.

Ich bin ja mal gespannt wie es wird und ob sie es die nächste Woche durch hält. Ich werde dann berichten.

Liebe Grüße
Amirah (Diana)