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Donnerstag, 8. August 2019

[YouTube-Video] Fashion und Kopftuch? – Unterwegs mit Hijabistas || PULS Reportage




Fashion und Kopftuch? Für viele immer noch zwei Begriffe, die nicht zusammenpassen. Begriffe, die häufiger genannt werden, sind: unterdrückt, rückständig und altmodisch. Die Hijabistas in dieser PULS Reportage mit Ariane Alter sind genau das Gegenteil: selbstbestimmt, modern und stylisch.

Der individuelle Style der Hijabistas spielt eine große Rolle für die Designer der islamischen Mode. Es geht darum, bedeckt, aber gleichzeitig elegant zu sein. Hijabistas sind in Ländern wie Amerika, England oder Frankreich bereits bekannt. In Deutschland steht Fashion mit Kopftuch dagegen noch in den Startlöchern.


Ariane Alter besucht für diese PULS Reportage eine der wenigen Designerinnen für Hijab -Mode in Deutschland und bekommt einen kleinen Einblick in die Welt der Hijabistas. Für Ariane Alter ist die Kopftuch Fashion etwas Neues. Bei einem Shooting darf sie selbst die neusten Designs tragen und lernt die Mode für muslimische Frauen besser kennen. Auch den ersten Mode- und Lifestyle Blog für Musliminnen in Deutschland lernt Ariane kennen und zieht ein Resümee.

Sonntag, 6. November 2016

Ich darf wieder alleine in die Stadt

Kopftuch-Mädchen bei einem Spaziergang.

Ich darf jetzt auch wieder alleine in die Innenstadt fahren, wo viele Leute sind und darf auch wieder alleine zur Arbeit fahren - wenn ich das will. Meine Ehefrau Nicole hat das Verbot, dass ich alleine und ohne Begleitung in die Stadt fahre oder wo viele Leute unterwegs sind, wieder aufgehoben.

Nach meinem letzten Blog hatte ich ein langes Gespräch mit meiner Ehefrau Nicole. Sie hat meinen Blog gelesen und hat eingesehen, daß es falsch war, mir zu verbieten, alleine in die Stadt zu fahren, nur um zu verhindern, daß so ein Angriff noch mal passiert. Passieren kann immer was, auch wenn jemand dabei ist - und andererseits ist es bisher ja auch jahrelang gut gegangen, ohne dass irgendwas passiert ist, wenn ich mal von diversen Anfeindungen, blöden Kommentaren, Unhöflichkeiten und dergleichen absehe, aber das ist ja zum einen nicht die Regel, sprich es passiert ja nicht ständig und sowas kann man ignorieren, sprich ich nehme so etwas schon gar nicht mehr wahr und somit auch nicht mehr ernst. Aber so einen Kopftuch-Runterreißer, kann nun mal nicht ignorieren, da es nun mal ein körperlicher Angriff ist. Aber andere Frauen, die ein Kopftuch tragen, sind auch meist alleine in der Innenstadt unterwegs - und diese sind zudem auch noch selbst Muslima - und ihnen passiert auch so gut wie nie etwas.
Also statt einfach zu sagen "Komm mit, ich hätte Dich gerne dabei und würde gerne was mit Dir unternehmen." hab ich gesagt, "Ach komm doch mit, Du weißt doch das ich nicht alleine fahren darf." Ich hab mich in diese Opferrolle drängen lassen und hab sie gleichzeitig auch ausgenutzt.
Das mich Anna, unsere Nachbarin auf dem Weg zur Arbeit und wieder nach Hause begleitet hat, erleichterte, das ganze noch ein wenig, denn wenn sie nach der Arbeit noch Zeit hatte, konnte ich, nachdem sie mich von der Arbeit abgeholt hat, in ihrer Begleitung auch noch diverse Dinge erledigen und besorgen, für die ich sonst extra in die Stadt hätte fahren müssen.
Das mich das ganze einschränkt war mir natürlich schon bewusst, aber die Vorteile für mich überwogen einfach.
Am meisten wurden mir diese Einschränkungen bewusst, wenn ich Sachen besorgen oder kaufen wollte, wo man normalerweise nur bestimmte Leute dabei haben möchte oder das lieber alleine erledigt.
Ich habe mir so beholfen daß ich solche Sachen eben nur mit meiner Frau zusammen besorgt habe oder mit guten Freundinnen zusammen, insbesondere, die Artikel gegen Blasenschwäche hab ich nur mit Begleiterinnen besorgt, die auch darüber Bescheid wußten, daß ich damit ein Problem habe. Zur Not hab ich solche Sachen auch mal im Internet bestellt oder mir von meiner Frau mitbringen lassen.
So hab ich das quasi umschifft und konnte so auch mit den Einschränkungen ganz gut leben, auch wenn ich manchmal lieber alleine in die Innenstadt gefahren wäre ohne Begleitung, so daß man ganz in Ruhe bummeln und gucken kann ohne noch auf jemand anderen Rücksicht nehmen zu müssen. In der letzten Zeit nervte es schon etwas, daß ich gar nicht mehr alleine unterwegs war, aber das war schon okay so, es ging ja nicht anders. Oder es wäre wohl schon anders gegangen, wenn ich da früher mit meiner Frau drüber gesprochen hätte.

Von daher hat meine Frau mir wieder erlaubt, alleine in die Stadt und zur Arbeit zu fahren, wenn ich das möchte oder es nötig ist. Sie meint ich bin dadurch, daß ich ein Kopftuch trage, schon genug Einschränkungen unterworfen, die mir durch die Regeln und Vorschriften, die damit verbunden sind, auferlegt sind - und nicht zu vergessen, die, die ich deswegen selbst aufgestellt und mir selbst auferlegt habe - da wollte sie mich nicht noch mehr einschränken, zumindest nicht mehr als es unbedingt nötig ist.

Ja, ein Kopftuch zu tragen ist mit vielerlei Einschränkungen im täglichen Leben verbunden, sowohl in der Öffentlichkeit, als auch im privaten Bereich. Sei es durch Regeln und Vorschriften, die damit zusammenhängen oder auch nur wegen der Tatsache, daß man ein Kopftuch trägt, was einen allein schon bei der Wahl der dazu passenden und angemessenen Kleidung, sehr einschränkt.
Aber das sind Einschränkungen, die ich gerne in Kauf nehme, da ich das Kopftuch gerne trage, ich mich nun mal dafür entschieden habe, es zu tragen und ich letzten Endes auch davon überzeugt bin, daß es für mich persönlich Gut und Richtig ist, das Kopftuch zu tragen und ich in vielerlei Hinsicht davon profitiere.

Aber ich denke mal, wenn man sich erstmal an all diese Einschränkungen gewöhnt hat und mit damit einverstanden ist, weil man das Kopftuch ja tragen will, dann ist es auch leicht mit den damit verbundenen Einschränkungen umzugehen und klar zu kommen und ich kann ganz gut damit Leben. Mich zwingt ja niemand dazu, ich trage es ja freiwillig.
Anders sieht es sicher bei Frauen aus, die es sich nicht vorstellen können, sich selbst so einzuschränken bzw. so eingeschränkt zu sein - oder bei Mädchen und Frauen, die gar dazu gezwungen werden ein Kopftuch zu tragen und sich dessen Einschränkungen, Regeln und Vorschriften zu unterwerfen.
Das ist mir schon klar, aber ich spreche da auch nur für mich: Ich trage es freiwillig, aus einer bewussten Entscheidung heraus und weil ich es tragen möchte. Und mir ist und war immer klar, daß ich mich in vielerlei Hinsicht einschränken muß und mich an viele Regeln und Vorschriften halten muß wenn ich es wirklich tragen will. Das war und ist mir also klar, hat mich aber in dem Entschluss und der Entscheidung es tragen zu wollen, eher noch bestärkt.

Aber darauf wollte ich gar nicht heraus. Nicht mehr alleine in die Stadt und zur Arbeit fahren zu dürfen und immer jemand zu meinem Schutz, als Begleitung (oder gar Aufsicht, wie jemand in den Kommentaren schrieb) dabei haben zu müssen, war dann doch schon eine sehr große Einschränkung für mich, auch wenn ich mich da sehr schnell dran gewöhnt hatte und es ja durchaus auch seine Vorteile hatte.
Und das war dann auch ziemlich bequem, ich brauchte nicht mehr alleine in die Stadt fahren, hatte ständig Gesellschaft und unternahm mehr mit meiner Frau, meiner Mutter, meiner Schwester oder meinen Freundinnen. Es war zugegebenermaßen bequemer, das Verbot vorzuschieben, als einfach zu sagen, daß ich sie gerne dabei dabei hätte und was mit Ihnen unternehmen möchte.

Zum Beispiel Dessous und Unterwäsche kaufen gehen, das mache ich lieber alleine oder nur mit ganz bestimmten Freundinnen oder meiner Frau zusammen.
Oder bestimmte Hygieneartikel in der der Drogerie, wie z.B. Artikel die man bei Blasenschwäche benutzt. Das man Slipeinlagen und Binden von TENA und always discreet nicht für die normale Regelblutung benutzt, weiß ja eigentlich jede Frau, so daß dies sicher auch meiner Begleitung nicht entgangen wäre, zumal diese Artikel meist in einem anderen Regal sind.
Natürlich ist nichts dabei, daß ich Slipeinlagen, Binden und manchmal sogar Pants für Blasenschwäche benutze, ich habe diese Probleme nun mal ab und an - aber es ist mir natürlich peinlich. Und diese Sachen muß ich dann natürlich nicht kaufen, wenn jemand dabei ist, insbesondere dann nicht, wenn diejenige nichts von meiner Blasenschwäche weiß.
Aber wie dem auch sei, ich darf ja jetzt auch wieder alleine in die Stadt und zur Arbeit fahren. Meine Frau hat mir allerdings freigestellt, es auch weiter wie bisher zu handhaben und weiterhin mit ihr, meiner Mutter, Schwester oder Freundinnen in die Stadt zu fahren - und das werd ich auch machen. Und zur Arbeit werd ich auch weiter mit unserer Nachbarin Anna fahren, da wir ja eh denselben Weg haben und uns gut verstehen. Aber ist halt gut zu wissen, daß ich all das jetzt auch wieder alleine machen kann und darf, wenn ich das möchte - oder wenn es nötig ist.


Zwei Frauen mit Kopftuch bei einem Stadtbummel.


Fazit:
Alles in allem muß ich sagen, daß es eine interessante und nette Erahrung war, mal eine Zeit lang nicht alleine in die Stadt und da dann auch nur in Begleitung anderer hinfahren zu dürfen, was Einschränkungen und Umstände auf der einen Seite mit sich brachte und eine Bereicherung auf der anderen Seite bedeutete. Ich mag es manchmal von meiner Frau bevormundet zu werden und wenn sie mir Vorschriften macht, Regeln aufstellt oder mir Sachen verbietet, dann finde ich es toll und mag das irgendwie. 
Aber nach nem guten halben Jahr nicht alleine in die Stadt fahren zu dürfen und das immer nur in Begleitung anderer machen zu dürfen, die mich beschützen, auf mich aufpassen und mich "beaufsichtigen" reicht es nun auch - das muß ich wirklich nicht immer haben und ich hab mich doch sehr in meiner Freiheit eingeschränkt gefühlt. Mir sind schon dadurch dass ich ein Kopftuch trage genug Einschränkungen auferlegt, denen ich mich aber gerne unterwerfe, da ich ja das Kopftuch gerne tragen möchte und will. Aber nicht alleine weggehen zu dürfen und immer eine Begleitung dabei haben zu müssen hat schon eine ganz andere Dimension, selbst wenn es nur für bestimmte Orte gilt. 
Wie dem auch sei ich bin froh, das meine Frau das Verbot wieder aufgehoben hat und ich jetzt auch wieder alleine in die Stadt und zur Arbeit fahren darf. 

Bleibt nur zu hoffen, daß so ein Angriff auf mich nie wieder passiert und das nie wieder jemand auf die Idee kommt, mir das Kopftuch herunter zu reißen - oder gar schlimmeres zu machen. Ich habe echt keine Lust, zusammen geschlagen oder gar vergewaltigt zu werden, nur weil ich ein Kopftuch trage und mich deswegen jemand für eine Muslima hält und meint mir aus diesem Grunde was antun zu müssen. 



Samstag, 14. November 2015

Personalausweis und Kopftuch

Kopfbedeckung / Kopftuch auf Passbild

Neuer Personalauweis - mit Kopftuch-Passbild?!

Ich war am Donnerstag mit meiner Frau im Bürgerbüro unserer Stadt, weil ich einen neuen Personalausweis brauche. Da sie sich normalerweise um alle meine geschäftlichen Angelegenheiten kümmert, begleitet sie mich immer bei Behördengängen oder wenn ich zu Banken oder Versicherungen muß.
Da ich das Kopftuch immer und überall trage und ohne mein Kopftuch nie das Haus verlasse und somit außerhalb unseres Hauses auch nicht ohne Kopftuch und unbedeckt anzutreffen bin, wollte ich in meinem neuen Personalausweis gerne ein Passfoto MIT Kopftuch haben. Außerdem war ich es leid, gezwungen zu sein, mich fremden Männern unbedeckt und ohne Kopftuch zeigen zu müssen, wenn ich meinen Personalausweis vorzeigen muß - auch wenn es nur auf einem Foto ist.
Da wir unter der Woche tagsüber nicht zuhause sind und somit oft Pakete von der Post abholen müssen, muß ich hier oft meinen Personalausweis vorzeigen.
Ich habe eine Persönliche Monatskarte für die Bahn auf der allerdings nur mein Name aufgedruckt ist - als Legitimation ist auf Verlangen der Personalausweis vorzuzeigen. Wenn der Kontrolleur / Schaffner mein Kopftuch sieht und dann DIANA und meinen deutschen Nachnamen auf der Karte liest, stutzt er meist und till dann oft meinen Ausweis sehen. Klar, ich trage ein Kopftuch, also kann das nicht mein Name sein und die Monatskarte ist bestimmt geklaut. Vorurteile eben....
Und wenn ich dann meinen Perso vorzeige steht da doch tatsächlich der selbe Name drauf - aber siehe da: auf dem Foto ist eine junge rothaarige Frau OHNE Kopftuch zu sehen. Nach einem genaueren Blick auf mich erkennen mich aber zum Glück die meisten, nicken und gehen weiter.
Manchmal kommen aber auch Bemerkungen, wie: "Eine so hübsche junge Frau wie sie sollte sich aber nicht unter einem Kopftuch verstecken." oder "Schade, daß sich eine hübsche und intelligente Frau wie Sie ein Kopftuch aufzwingen läßt." oder ähnliche Bemerkungen. Und das ist mir dann doch sehr unangenehm.
Vor einigen Wochen hat mir ein Schaffner sogar vorgeworfen ich hätte das Portemonnaie mit Monatskarte und Personalausweis geklaut, weil er mich auf dem Passfoto nicht erkennen könnte - und hat von mir verlangt, daß ich mein Kopftuch abnehme - wäre ja kein Problem, da ich ja auf dem Passbild auch keins trage. Zum Glück kam seine Kollegin dazu und wollte wissen was los sei. Er erklärte es und sie sah sich den Ausweis an, schaute mich an und meinte daß ich doch trotz des Kopftuches einwandfrei zu erkennen sei. Und sie entschuldigte sich dann tausendmal für ihren Kollegen, bevor sie ihn mit sich zog und ihn ein paar Reihen weiter zurechtwies. Mir war die ganze Situation mehr als unangenehm, zumal auch alle Leute zu mir hinstarrten.
Und um solche Situationen in Zukunft zu vermeiden, wollte ich halt in meinem Ausweis ein Foto haben, was mehr meinem Äußere Erscheinungsbild entspricht.
Deswegen hab ich am Montag extra Passfotos mit Kopftuch machen lassen, die genau den Vorgaben für Passbilder mit Kopftuch entsprechen.


Vorgabe für Kopfbedeckung / Kopftuch auf Passbild
Kopfbedeckungen wie Mützen oder Hüte sind grundsätzlich nicht erlaubt. Ausnahmen sind jedoch aus religiösen Gründen zulässig.
Tragen Sie ein Kopftuch, dann sollten Sie auf jeden Fall beachten, dass das Gesicht frei von Schatten und von der unteren Kinnkante bis zur Stirn erkennbar ist.
Eine weitere Ausnahme stellen medizinische Gründe dar, sofern sie nicht nur vorübergehend sind.


Da ich extra zu einer Fotografin gegangen bin, habe ich nach den Passfotos MIT Kopftuch auch noch einen Satz Passfotos OHNE Kopftuch machen lassen, falls sie doch nicht akzeptiert werden. Auf den Fotos trage ich die Haare brav und züchtig zum Pferdeschwanz gebunden, so ist mein Gesicht gut zu erkennen und von meinen Haaren sieht man nur das nötigste.

Und so ging ich dann am Donnerstag mit meiner Frau zum Bürgerbüro um den neuen Perso zu beantragen. Ich war ziemlich aufgeregt und überließ meiner Frau Nicole, wie sonst auch bei solchen Behördengängen, das Reden. Meine schilderte der Beamtin mein Anliegen, legte den alten Perso und die Fotos vor. Und die Beamtin meinte, daß die Fotos so akzeptabel wären und man sie sicher für den neuen Perso verwenden kann. Wir folgten ihr zu ihrem Platz, wo sie meine Daten in den Computer eingab und abglich.
Bis sie plötzlich stutzte und meinte, das im System vermerkt war, daß ich evangelisch bin, ob das noch stimmen würde und wenn nicht, dann bräuchte sie eine Bescheinigung, daß ich jetzt muslimischen Glaubens sei, denn die Ausnahme mit dem Kopftuch im Persobild würde nur gelten, wenn ich eine Muslima sei.
Ich bestätigte ihr, daß ich Christin und evangelisch bin und erklärte ihr, warum ich mein Kopftuch trage. Sie reagierte auch sehr Verständnisvoll, aber sie meinte dann, daß sie unter diesen Umständen, die Bilder mit Kopftuch nicht akzeptieren kann. Das Argument, daß ich das Kopftuch außer Haus immer und überall trage und es aus meinem persönlichem Gehorsam zu Got und aus Demut zu Gott trage, konnte sie leider nicht anerkennen. Sie meinte zwar, daß sie meine Gründe zwar nachvollziehen kann und auch verstehen kann, daß ich so auf meinem Foto im Personalausweis abgebildet sein möchte, aber die Religiösen Gründe als Ausnahme würden leider nicht für Kopftuch-tragende Christinnen gelten, da ich als Christin nicht dazu verpflichtet bin ein Kopftuch zu tragen und es jederzeit einfach so ablegen könnte, was den Perso dann ungültig machen würde.
Es sei denn es würden körpliche Gründe vorliegen, daß mir zum Beispiel erblich oder durch Krankheit bedingt alle Kopfhaare ausgefallen wären und ich keine Perücken tragen könnte und deswegen zum Kopftuch greife um nicht mit Glatze rumlaufen zu müssen - dann könnte sie unter Umständen die Fotos akzeptieren.
Ich meinte dann scherzhaft, daß ich jetzt auch keine Lust hätte mir auf die schnelle die Kopfhaut zu verätzen. Und sie meinte dann, daß das auch blöd wäre, aber kahlrasieren gilt leider nicht. Wir lachten kurz darüber und dann gab ich ihr die Passfotos mit Pferdeschwanz und OHNE Kopftuch, die ich ja in weiser Voraussicht machen lassen und auch mitgenommen habe. Die waren okay und wir konnten weiter machen.
Jetzt muß ich leider weiter damit leben, daß mich wildfremde Männer, denen ich meinen Personalausweis zeigen muß, mich auf diesem ohne mein Kopftuch bewundern dürfen. Das ist mir zwar unangenehm, da ich es ja eigentlich trage, um mich Männern nicht unbedeckt und ohne Kopftuch zeigen zu müssen, aber es geht leider nicht anders und sterben werd ich davon auch nicht - ich find's halt nur ungerecht.

Dienstag, 1. September 2015

Das Kopftuch und der Rassismus

Der momentane Alltagsrassismus in Deutschland

- Ist es vielleicht besser / sicherer das Kopftuch wieder abzulegen? -


--- Meine Überlegungen dazu... ---


 Ich bin stolz darauf ein Kopftuch zu tragen ohne Muslima zu sein.


Seitdem eine Freundin von mir vor ein paar Wochen das Kopftuch selber mal ausprobiert hat und dabei doch sehr gemischte Gefühle hatte, mache ich mir auch immer mehr Gedanken darüber, ob es im Moment überhaupt noch gut für mich ist es zu tragen.
Wenn man ständig von den ganzen fremdenfeindlichen Übergriffen auf Flüchtlingsunterkünfte hört und in den Medien hört und liest, was für krasse fremdenfeindliche und rassistische Meinungen einige deutsche Mitbürger vertreten, könnte einem (mir) echt Angst und Bange werden.
Ich bin zwar eine deutsche und Christin, die "nur" Kopftuch und Muslima-Mode trägt, weil es ihr eben gefällt, aber für solche Idioten bin ich nun mal dadurch auf den ersten Blick eine Türkin oder Araberin - klar: Kopftuch, was kann sie auch anderes sein?!
Und selbst wenn man zumindest meinem Gesicht genau ansieht, das ich eine deutsche oder zumindest eine Europäerin bin (auch insbesondere, weil ich im Moment auf dunkles Makeup verzichte, was mich sonst etwas südländischer erscheinen lässt), so bin ich doch durch mein Outfit und mein Erscheinungsbild für viele auf den ersten Blick als eine Muslimin / Muslima zu erkennen.
Und dieses Islamophobie-Ding ist ja auch immer noch nicht ganz vom Tisch.
Ich trage das Kopftuch in letter Zeit gern etwas moderner im Nacken gebunden und dazu Shirts mit Stehkragen - daß ich es locker den Hals umspielen lasse, ist dann eher was für zuhause oder für die Freizeit, wenn ich mit meiner Liebsten unterwegs bin.
Zu meinem Kopftuch trage ich in letzter Zeit auch oft eine Holzperlenkette mit einem Kreuz dran. So ist für jeden, der genauer hinsieht und sich ein wenig auskennt, gleich ersichtlich, daß bei mir etwas anders ist und ich zeige so, daß ich Christin bin und eben doch keine Muslima, wie es mein Kopftuch und meine Kleidung vermuten lassen. Eine Freundin von mir - selbst Muslima - findet das okay so. Sie meint, das ist besser, als alle Welt glauben zu lassen, ich sei eine Muslima, auch wenn es ganz gut und okay ist, daß ich mich wie eine kleide und dass Kopftuch trage - aber so kann mir zumindest niemand vorwerfen, daß ich vorgeben etwas zu sein, was ich nicht bin.
Ich bin zwar noch nie wegen meinem Kopftuch angegriffen worden, aber dennoch habe ich bei der momentanen Situation in Deutschland Angst davor, daß sowas vielleicht doch mal passieren könnte. Und ich finde es traurig, daß ich mir über sowas überhaupt Gedanken machen muß.
Klar gucken einige Leute blöd, verdrehen die Augen oder schauen böse, wenn sie mich auf der Straße sehen - und das nur weil ich Kopftuch trage. Oder es kommen halt dumme Sprüche, absichtlich oder auch einfach nur aus Gedankenlosigkeit. Der Klassiker "Oh, sie sprechen aber schon gut deutsch" ("Äh, kein Wunder, ich bin Deutsche und bin hier geboren und aufgewachsen?!").
Oder es rutscht dem einen oder anderen im vorbeigehen mal ein Schimpfwort raus, sowas wie "Kopftuch-Schlampe". Aber was soll's, ich bin gern eine "Kopftuchschlampe"... ;-)
Manche Leute, die gemeinsam unterwegs sind, sagen auch gern mal was zueinander über mich, oder mein Kopftuch, aber so, daß ich es genau hören kann.
Und dann sind da noch diese alltäglich Unhöflichkeiten, wie  Tür vor der Nase zumachen oder sie dann plötzlich doch nicht mehr aufhalten - nur weil ich ein Kopftuch trage.
Aber das sind halt alles so Sachen, an die habe ich mich schon gewöhnt und ich kriege sie eigentlich auch meistens gar nicht mehr mit - und eigentlich ist es mir auch egal, was andere über mich sagen oder denken. Außerdem geht es ja auch nicht gegen mich, sondern gegen dass Kopftuch, die Mode, die ich trage - und die Vorurteile die die Leute das mit verbinden.... Das tut mir nicht weh und es gehört wohl oder übel dazu.
Aber, wenn mich jemand körperlich angreifen würde - mich anrempeln, schupsen, schlagen oder mir einfach das Kopftuch runterreißen würde - dann würde mir das schon weh tun und könnte unter Umständen ernste Folgen für mich haben.
Von daher bin ich in letzter Zeit immer öfter am überlegen, ob ich das Kopftuch nicht lieber ablegen sollte - zumindest für ne Zeit lang. Aber andererseits würde das dann auch viele Veränderungen mit sich bringen: alle Freundinnen, Bekannten und Verwandte kennen mich seit langem nur noch MIT Kopftuch und sie mögen und akzeptieren es. Und auch auf der Arbeit kann ich es tragen, meine Kolleginnen und Vorgesetzten akzeptieren es und es ist okay für sie.
Nur wenn ich es jetzt erstmal ablegen sollte und sich alle erstmal daran gewöhnt haben, daß ich das Kopftuch nicht mehr trage - was ist dann, wenn ich es wieder dauerhaft tragen will?! Kann ich das dann überhaupt, werden sie es wieder akzeptieren, so wie sie es jetzt alle tun? Oder werden sie mich dann für verrückt erklären, weil ich es ja erst aufgegeben habe und "losgeworden" bin, nur um dann wieder damit anzufangen?! Und was werden die auf der Arbeit sagen: wenn ich es erstmal abgenommen habe, kann ich dann so einfach wieder mit dem Kopftuch Anfängen, oder hätten sie dann vielleicht doch was dagegen?!
Und was ist mit meiner Liebsten? Sie, als meine beste Freundin, Frau, Geliebte, Partnerin und Lebensgefährtin findet es schön, daß ich ein Kopftuch trage und mich wie eine Muslima kleide - sie mag diese Mode total an mir und findet es toll, daß andere Leute auf der Straße - insbesondere die Männer - dadurch eben nicht alles von mir sehen können und dürfen. Das hat nix mit Besitzdenken oder so zu tun, sie findet's halt einfach nur spannend, daß sie mehr von mir sehen kann und darf als andere. Und ich hatte ihr damals nachdem wir zusammen gekommen sind, auch mal gesagt, daß ich das Kopftuch ja nun auch für Sie trage. Von daher möchte sie auch gar nicht, daß ich es einfach so abnehme.
Wir hatten uns vor ein paar Tagen mal darüber unterhalten, und sie meinte, daß sie es verstehen könnte und zulassen würde, daß ich mein Kopftuch abnehmen würde, wenn wirklich eine ernste Gefahr deswegen für mich bestehen würde - und dann würde sie mich auch in jedem Fall dabei unterstützen, wenn ich mein Kopftuch erstmal (für eine Zeit lang) ablegen möchte.
Aber sie meinte, daß sie diese Gefahr im Moment einfach nicht für mich sieht und deswegen würde sie es auch nicht gutheißen, wenn ich das Kopftuch jetzt einfach ablegen würde - das würde sie weder zulassen noch unterstützen. Natürlich würde sie mich nicht dazu zwingen es zu tragen, aber sie mag es halt sehr, daß ich es trage und würde es schade finden, wenn ich das Kopftuch einfach ablegen würde und sie meinen Anblick bzw. das was das Kopftuch bedeckt, dann mit allen Teilen müßte. So bin "ICH ohne Kopftuch" etwas besonderes, was außer ihr nicht jeder sehen kann.
Außerdem möchte sie nicht, daß ich durch eine vorschnelle Entscheidung etwas aufgebe, was mir wichtig ist und was mir viel bedeutet. Und recht hat sie ja, ich habe lange dafür gekämpft, daß Kopftuch tragen zu können, eben weil ich es tragen wollte. Und es hat lange gedauert, bis die Menschen, die mir wichtig sind akzeptiert haben, daß ich als nicht-muslimisches Mädchen bzw. Frau ein Kopftuch tragen möchte und das auch tue. Sicher haben sich deswegen auch einige wenige Menschen von mir abgewendet, was schade und schmerzhaft war, aber es war auch gut so, daß sie ihr wahres Gesicht gezeigt haben und gegangen sind, denn wenn sie so eine Entscheidung schon nicht akzeptieren oder unterstützen können, wie hätte es dann in anderen Situationen ausgesehen?!
Nein, meine Liebste hat absolut recht, es wäre Blödsinn, das Kopftuch abzulegen, nur weil so ein paar Idioten im Moment meinen ihren Frust an Menschen auszulassen, die anders sind als sie. Heute sind es die Flüchtlinge, die ja nun mal irgendwohin müssen, wenn Ihnen ihr Leben lieb ist, morgen sind es dann alle anderen Ausländer, übermorgen sind es dann wieder die Moslems und später sind dann Schwule, Lesben und Transgernder (Transsexuelle bzw. Transidente) wieder dran - wo soll das noch alles hinführen?!
Und ich könnte sie verstehen, wenn sie mich nicht dabei unterstützen würde oder es nicht zulassen würde, wenn ich mein Kopftuch ohne einen triftigen Grund ablegen würde - und ich könnte ihr deswegen dann auch nicht böse sein.
Ich liebe es Kopftuch zu tragen, es fühlt sich toll an mir an und ich liebe die Mode - sie sieht toll an mir aus - und ich liebe es anders zu sein und das zu machen, was ich machen möchte und was mir gefällt, ganz egal was andere dazu sagen. Ich fühle mich wohl mit Kopftuch und wie eine Muslima gekleidet zu sein - das gibt mir den ganzen Tag, ganz egal wo ich bin, ein Gefühl von Geborgenheit und Schutz - vor Wind und Wetter, der Welt da draußen, vor fremden Blicken, lüsternen Männerblicken, vor allem eben. Alles ist bedeckt und niemand sieht etwas von mir, was er nicht sehen soll - und ich habe die Gewissheit, daß nur meine Partnerin alles von mir sehen wird, was sie sehen darf und sehen soll. Warum sollte ich das aufgeben? Es ist mein Leben, mein Lifestyle, meine Mode und meine Art mich zu kleiden - das ist mittlerweile ein Teil von mir geworden, den ich verraten würde, wenn ich es einfach so ohne einen triftigen Grund ablegen würde - wobei dann auch ungewiss wäre, ob ich in einem halben Jahr oder einem Jahr so ohne weiteres wieder damit anfangen könnte das Kopftuch wieder zu ständig zu tragen, oder ob es mir von meinem Umfeld verwehrt würde.
Ich würde es auf jeden Fall sehr vermissen mein Kopftuch zu tragen und ich würde es wahrscheinlich nicht mögen ohne es rauszugehen, schon gar nicht, wie mich die Leute und insbesondere die Männer dann ansehen würden.
(Ich gehe manchmal "heimlich" ohne Kopftuch und in kurzen Röcken meiner Frau raus - spazieren, Kaffeetrinken - von daher hab ich einen Vergleich und wüsste wie es wäre. Ich finde es zwar immer wieder spannend, aber ich mag die Blicke der Leute und Männer nicht, wenn ich so ohne Kopftuch und "normal" gekleidet unterwegs bin. Das ist so total anders vom ganzen Gefühl her - aber dazu vielleicht ein ändern mal mehr.)
Nein, bisher hat mich noch nie jemand körperlich angegriffen und auch die verbalen Angriffe sind in letzter Zeit nicht mehr geworden, so daß es tatsächlich übereilt wäre mein Kopftuch deswegen einfach abzulegen - aber es wäre eine Option und im Falle des Falles eine Überlegung wert, doch diese Entscheidung hätte schon was endgültiges und ich würde sie auch nur zusammen mit meiner Liebsten treffen, da ihr viel daran liegt, daß ich ein Kopftuch trage und mich so kleide.
Also vorerst hat das Kopftuch gesiegt und ich werde es weiter tragen.
Es ist sowieso eine komische Sache mit dem Kopftuch:
Wenn ich es nicht tragen würde und "nur" lange Röcke/Kleider und dazu langärmelige Shirts, Blusen oder Tuniken tragen aber meine Haare offen lassen würde, dann würde es keinen interessieren, wie ich rumlaufe und was ich anziehe, selbst daß ich immer nur lange Röcke trage, würde vermutlich niemanden stören. Sobald aber das Kopftuch dazu kommt und zu dieser Kleidung getragen wird, bin ich plötzlich "anders" und gehöre nicht mehr dazu.
Nehme ich das Kopftuch, ohne meine restliche Kleidung zu ändern, wieder ab, bin ich plötzlich wieder eine von "Euch".
Warum? Warum ist das so? Durch das Kopftuch bin ich kein anderer und auch kein besserer oder schlechterer Mensch - ich bin einfach nur ICH, mit Kopftuch und auch ohne Kopftuch.
Können die Leute nicht einfach akzeptieren, daß einige Frauen eben einfach mehr Privatsphäre für sich möchten und nicht jedem alles von sich zeigen wollen? Ganz egal ob da nun religiöse, kulturelle, traditionelle, modische oder persönliche Gründe hinterstecken - oder einfach nur von jedem etwas und dazu noch die Faszination für das Thema Kopftuch und Verhüllung allgemeinen, das sei jeder Frau die es trägt selbst überlassen. Zumal keine ihre Beweggründe für ihre Entscheidung ein Kopftuch zu tragen auf einem Schild vor sich her tragen wird. Eins ist jedoch allen gemein: sie möchte wie eine ganz normale Frau behandelt werden, ganz egal ob sie nun ein Kopftuch tragen oder nicht. Das Kopftuch hat doch eigentlich für niemanden eine Rolle zu spielen - außer für die Trägerin selbst, denn es ist ihr Leben, ihr Körper und ihre Entscheidung es zu tragen und sich zu bedecken.

Das waren meine "wirren" Gedanken dazu ;-) Nein, ich hab schon meine konkreten Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen davon ein Kopftuch zu tragen und hab meine ganz eigene Einstellung dazu. 
UND ich weiß auch immer ganz genau, WAS und WORÜBER ich schreiben will, aber wenn ich dann am Schreiben bin läuft es oft aus dem Ruder und wird konfus,... Ich hoffe man versteht trotzdem was ich sagen wollte und Kommentare sind gern gesehen und willkommen. Also was denkt ihr?


Jede Muslima sollte stolz darauf sein können, Muslima zu sein UND Kopftuch zu tragen.



Sonntag, 16. August 2015

Kopftuch und Diskriminierung durch Vorurteile



Das Bild oben hab ich schon vor ein paar Wochen im Internet gefunden und war so frei, den Text mal sinngemäß und sinnvoll zu übersetzen:

Ich ging ins Einkaufszentrum und ein kleines Mädchen bezeichnete mich als Terroristin.
Mein Name ist Ela, ich bin 17 Jahre alt. Ich bin keine Muslima, aber meine Freundin erzählte mir von ihrer Freundin, die diskriminiert wird, weil sie ein Kopftuch trägt. Also beschloss ich, die Diskriminierung am eigenen Leib zu erfahren, um ein besseres Verständnis von dem zu bekommen, was muslimische Frauen durchmachen müssen.
Meine Freundin und ich banden uns Kopftücher um den Kopf und steckten diese fest und dann gingen wir in das Einkaufszentrum. Normalerweise versuchen Verkäufer uns dazu zu bringen Sachen zu kaufen und bieten uns kleine Snacks zum probieren an. Angestellte fragen in der Regel, ob wir Hilfe benötigen, weisen uns auf Angebote hin und lächeln uns an.
Nicht heute. Menschen, darunter Lieferanten, Angestellten und andere Kunden würdigten uns keines Blickes. Sie wollten nicht mit uns sprechen. Sie taten gerade so, als ob wir nicht existieren. Sie wollten nicht dabei erwischt werden, wie sie uns anstarren, also schauten sie lieber gar nicht zu uns hin.
Und dann in einem Geschäft - ein Mädchen (die in etwa wie vier Jahre alt aussah) fragte ihre Mutter, ob meine Freundin und ich Terroristen wären. Sie wollte nicht gemein oder irgendetwas in der Richtung sein. Ich glaube nicht einmal, daß sie schon Begriff was Vorurteile sind, sie wußte es eben nicht besser.Wie auch immer, die Reaktion ihrer Mutter ist eine, die ich niemals verzeihen oder vergessen kann. Die Mutter brachte ihr Kind zum schweigen, starrte mich mit funkelnden Augen an und dann nahm sie ihre Tochter an die Hand und führte sie aus dem Laden hinaus.
Und das alles nur, weil ich ein Kopftuch trug. Eine Mutter brachte ihrem kleinen Mädchen einfach mal eben so bei, daß es schlimm ist ein Moslem zu sein. Es spielte dabei keine Rolle, dass ich eine nette Person bin. Alles, was zählte war, dass ich anders aussah. Das kleine Mädchen wird wohl erwachsen werden und bringt es ihren Kindern vielleicht mal genauso bei.
Dieses Experiment war ein riesiger Weckruf für mich.Es dauerte nur ein paar Stunden, also kann ich mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie sehr muslimische Mädchen jeden Tag Vorurteilen ausgesetzt sind.
Es erinnerte mich an etwas, das viele Menschen wissen, sich aber nur selten in Erinnerung rufen: Die Frauen mit Kopftuch (Hijab) sind genauso Menschen, wie all die anderen Frauen da draußen, die kein Kopftuch tragen und keine Muslimas sind.

Außerdem kann man nie wissen, wer sich unter dem Kopftuch und der Kleidung verbirgt und warum es getragen wird - wie man hier sieht. Ich spreche da ja auch aus eigener Erfahrung, da ich weder arabischer Abstammung noch Muslima bin - ich bin Deutsche und evangelische Christin und ich trage auch ein Kopftuch und lange bedeckende Kleidung, genauso wie eine Muslima. Ganz einfach, weil ich das so will und es für mich so entschieden habe - und weil ich es mag.

Ich finde die Reaktion der Mutter echt krass, sicher wird es ihr peinlich und unangenehm gewesen sein, das die Kleine sowas raushaut - aber da entschuldigt man sich doch wenigstens und erklärt es der Kleinen. Aber nein, da nimmt man lieber reisaus und guckt noch mal böse, nach dem Motto "du bist Schuld, daß meine Tochter sowas sagt". Und das Mädchen weiß zwar nicht was los ist, aber hat gelernt: "Frau mit Kopftuch" = böse, schlecht, lieber weggehen.
Sowas muß doch einfach nicht so sein.


Ich trage mein Kopftuch jetzt schon so lange - solche Dinge kriege ich zum Glück schon gar nicht mehr so mit und wenn dann ist es mir auch egal was andere über mich reden oder denken - und ansonsten läßt man mich glücklicherweise in Ruhe. Die Leute gucken zwar blöd, misstrauisch oder skeptisch oder stecken die Köpfe zusammen, aber mich direkt ansprechen, das trauen sich die wenigsten.
Das wird dann schon deutlicher, wenn man direkten Kontakt mit Menschen hat, in Kaufhäusern, Läden oder so, da wird man dann gern mal so angesprochen, als wenn doof wäre und kein deutsch könnte. Oder es kommen Kommentare wie "oh sie können aber gut deutsch" oder "Sind sie Deutsche? Haben die sie auch gekriegt (bekehrt)? Ein jammer ist das?" Oder es wird angenommen, mein Mann zwingt mich dazu mich so zu kleiden (wenn die wüßten😉) - wenn ich dann sage, daß dem nicht so ist und ich mich so kleide, weil ICH das gerne so möchte und das ganz alleine für mich entschieden habe, dann gucken viele nur ungläubig und schütteln den Kopf - aber ich will das dann auch nicht so stehen lassen.
Es ist mir ein Rätsel, warum viele Leute immer glauben, daß man dumm ist oder kein deutsch kann nur weil man ein Kopftuch trägt. Und das man eines trägt heißt auch nicht gleich, daß man unterdrückt und dazu gezwungen wird - nur daß man es freiwillig trägt / tragen möchte wollen viele immer nicht glauben. Dabei wissen die wenigsten, was es überhaupt bedeutet und warum es eigentlich getragen wird. Würden sich die Leute ein wenig mehr dafür interessieren und sich nur etwas darüber informieren, statt immer nur dumme Vorurteile ungeprüft zu übernehmen, hätten es alle ein wenig leichter. Dabei macht ein Kopftuch keine Frau schlechter oder besser, als andere - unter dem Kopftuch ist sie eine ganz normale Frau, nur mit dem Unterschied, daß sie das was dass Kopftuch bedeckt nicht aller Welt zeigen möchte, sondern selbst die Wahl haben möchte, wer sie ohne Kopftuch sehen darf. Wenn eine Frau lieber lange Röcke als kurze Röcke trägt, weil sie ihre Beine nicht zeigen möchte ist das doch auch okay.

Einer Freundin hatte ich letzte Woche diesen Text gezeigt und sie konnte das gar nicht fassen - sie wollte selbst mal sehen wie das ist.
Also verabredeten wir uns und sie kam Samstag morgen zu mir und ich hab ihr einen langen Rock und ein Shirt gegeben und hab ihr dann ein Kopftuch umgebunden. Und dann ist sie in die Stadt gegangen und hat ihre Besorgungen gemacht und wir haben uns dann später in der Stadt getroffen, damit sie nicht die ganze Zeit alleine unterwegs ist und sich auch nicht alleine auf den Rückweg machen muß.
Sie hatte vorher schon ein paar mal ein Kopftuch bei mir zuhause getragen, wenn sie bei mir zu Besuch war - einfach nur interessehalber, weil sie halt neugierig war, wie sich das so anfühlt und an ihr aussieht, aber sie war damit noch nie draußen unterwegs, in der Öffentlichkeit, unter Leuten. Also, absolute Premiere für sie. 😊 Natürlich ist das nichts besonderes oder schlimmes, aber wenn man es nicht gewohnt ist und man weiß, das einige Menschen komisch reagieren könnten, weil man anders ist, dann ist es sicher schon ein komisches Gefühl so gekleidet unter Leute zu gehen.

Ich hätte ja gerne gehabt, daß sie hier als Gastschreiberin über ihren Kopftuch-Ausflug berichtet, allerdings ist sie bisher noch nicht dazu gekommen ihren Aufsatz dazu zu schreiben, und so recht möchte sie das, glaube ich, auch nicht.
Allerdings hat sie festgestellt, daß es gar nicht so schlimm ist ein Kopftuch zu tragen und damit unterwegs zu sein. Die Leute waren ihr gegenüber eher gleichgültig oder gar freundlich. Aber sie hat es auch oft erlebt, daß Leute unfreundlich oder zumindest unhöflich zu ihr waren und ihr absichtlich die Tür vor der Nase zu gemacht haben oder sie gar nicht erst aufgehalten haben, wenn sie gesehen haben, daß sie ein Kopftuch trägt. Und sie meinte, daś sie noch nie so viele unfreundliche, skeptische und argwöhnische Blicke wie an diesem Tag gekommenen hat. Aber die Leute gucken hält, wenn man als ein Kopftuch trägt und da es für sie etwas ganz neues war, hat sie natürlich auch mehr auf die Leute geachtet als sonst und die Reaktionen oder Blicke der Leute sind ihr bestimmt auch schlimmer und intensiver vorgekommen, als sie eigentlich waren.
Aber ihr ist auch aufgefallen, daß die Leute nicht mehr so geguckt haben, als wir dann zusammen unterwegs waren - da waren wir den meisten dann eher egal. Vermutlich ist Frau mit Kopftuch, die alleine unterwegs ist ein leichteres Opfer für solche Anfeindungen, während sich die Leute das nicht so trauen, wenn man nicht allein ist.
Aber sie meinte auch, daß sie es gern mal wiederholen würde oder es auch gerne mal länger, für ein paar Tage oder eine Woche tragen würde, denn es nur für einen Tag zu tragen reicht bei weitem nicht, um zu ermessen, wie es ist, das Kopftuch immer zu tragen und immer so gekleidet zu sein - insbesondere, wenn alles neu und ungewohnt ist. Sicher kann man sich so ein erstes Bild machen und sieht wie es so ist und wie es sich anfühlt ein Kopftuch zu tragen, aber wasd eigentlich normaler Alltag ist wird durch das neue ungewohnte zum Abenteuer, daß es eigentlich nicht ist.
Aber gegen solche Wiederholungen habe ich ja nichts einzuwenden 😊 vielleicht schreibt sie dann ja auch mal was dazu.
Meine Frau hat es ja jetzt auch schon ein paar mal ausprobiert und ist mit mir zusammen mit Kopftuch und länger bedeckender Kleidung (Muslima-Style) unterwegs gewesen und sie meinte auch, wenn man es ein paar mal gemacht hat und das neue und ungewohnte weg ist, dann nimmt man seine Umwelt und die Blicke der Leute ganz anders wahr. Also schlimm ist es nicht mit Kopftuch rauszugehen, auch hier in Deutschland nicht, man muss sich hält nur trauen. Aber gibt halt immer wieder dumme Leute, von denen blöde Reaktionen kommen - diese Blicke -egal ob nun böse, mißtrauisch, argwöhnisch, skeptisch, abfällig oder demonstrativ belustigt - sind dabei noch die harmloseren Reaktionen, die man leicht ignorieren kann und irgendwann gar nicht mehr mitbekommt. Wobei ich dazu sagen muß, daß ja auch nicht alle so gucken: vielen bin ich mit meinem Kopftuch einfach nur egal und gleichgültig, was mir auch ganz recht so ist und andere lächeln einfach freundlich oder nicken nur. Natürlich ist es mir lieber, wenn mich jemand nett an lächelt, nachdem er/sie mich von oben bis unten gemustert hat, als diese anderen Blicke.
Das man allerdings im direkten Kontakt mit anderen Leuten als dumm behandelt wird nur weil man ein Kopftuch trägt oder angenommen wird das man deswegen kein deutsch kann ist dann meist nicht so leicht wegzustecken, da man ja eh schon im direkten Kontakt steht.
Und naja, manchmal hört man auf der Straße im vorbeigehen halt auch mal irgendwelche Schimpfwörter, wie "Kopftuchschlampe" oder ein Kumpel sagt demonstrativ zum anderen, "guck mal schon wieder so ein Schweißkopftuch" dabei hab ich es am morgen, genauso wie das Untertuch frisch um gemacht. Aber sie wissen es eben nicht besser, diskutieren Zwecklos also auch einfach ignorieren.
Aber wir leben ja in einem freien Land, wo jeder seine Meinung sagen darf – und wo jede/r sich sich so kleiden kann wie er es gerne möchte und wie es ihm gefällt.
Und ich möchte nun mal gerne ein Kopftuch tragen und mir gefällt es so. Und die einzige, die mich unterdrückt und mich dazu zwingt es zu tragen, das bin ich selber, da ich es freiwillig trage und es meine freie Entscheidung ist, es zu tragen.