Zwei Muslima Schönheiten in winterlicher Hijab-Mode. Und Nein, das sind nicht meine Liebste und Ich. |
Weihnachten mit Kopftuch
Ich wünsche all meinen Lesern und Leserinnen fröhliche Weihnachten und ein Frohes und besinnliches Weihnachtsfest - auch wenn das Wetter weder Weihnachtlich und noch nicht mal winterlich ist.
Einige haben sich sicher schon gefragt, ob ich auch Weihnachten feiere, wo ich doch ein Kopftuch trage.
Na klar, denn auch wenn ich ein Kopftuch trage und mich nach der Mode muslimischer Frauen kleide, so bin ich doch immer noch eine Christin und somit hat das Weihnachtsfest für mich wie auch für alle anderen Christen eine ganz besondere Bedeutung.
Ich trage mein Kopftuch ja nun schon seit vielen Jahren - ich damit ja schon als Teenager angefangen, als ich noch bei meiner Mutter gewohnt habe und ich muß zugeben, die ersten Weihnachten mit Kopftuch waren irgendwie komisch und merkwürdig und auch an Heiligabend damit in den Weihnachts-Gottesdienst zu gehen, war irgendwie ein merkwürdiges Gefühl. Allerdings hat auch nie jemand was deswegen gesagt, oder sich gar bei mir beschwert - im Gegenteil, die Leute schienen sich teilweise sogar darüber zu freuen, daß ein anscheinend muslimisches Mädchen den Gottesdienst an Heiligabend besucht.
Ich weiß noch, als meine Mutter und mich vor vielen Jahren mal eine ältere Dame angesprochen hat und mich gefragt hat, wie mir denn der Gottesdienst und das Krippenspiel gefallen hat. Ich meinte etwas irritiert, daß ich es toll fand und das es mir sehr gut gefallen hat. Sie meinte dann, daß sie es schön findet, daß ich mich immer noch dafür interessiere, obwohl ich ja anscheinend konvertiert bin... Ich über legte gerade ob ich sie aufklären sollte, da wandte sie sich schon an meine Mutter und meinte, daß sie es toll findet, daß meine Mutter zu mir hält, obwohl ich zum Islam konvertiert sei und das Kinder nun mal ab einem bestimmten Alter selbst entscheiden können woran sie glauben möchten und das die Eltern das halt akzeptieren müßten - selbst wenn es der Islam ist.
Da meine Mutter nun auch etwas unsicher und irritiert guckte, beschloß ich das ganze aufzuklären und meinte dann zu der älteren Dame, daß ich zwar ein Kopftuch trage und mich wie eine Muslima kleide, weil ich diese Mode mag und auch die Gründe warum eine Muslima sich verhüllen und ein Kopftuch tragen sollte nachvollziehbar und richtig finde, aber daß ich nach wie vor immer noch eine evangelische Christin bin und daran auch nichts ändern möchte. Da guckte sie dann irritiert und brummelte nur noch sowas wie 'na wenn das so ist', drehte sich um und stapfte von dannen, so als wäre sie beleidigt darüber, daß wir ihre Toleranz umsonst beansprucht haben. Mir war das ganze total peinlich und ich entschuldigte mich tausendmal bei meiner Mum deswegen, aber sie meinte nur das es nicht so schlimm wäre und ich weiterhin tun solle, was mir gefällt und was ich für richtig halte. Später konnten wir dann auch über diesen Vorfall lachen.
Um die Geschichte komplett zu machen: im neuen Jahr traf ich dann die ältere beim Einkaufen wieder und trug dabei natürlich wie immer auch ein Kopftuch. Sie sah mich, erkannte mich und kam auf mich zu und ich dachte nur, Wunder wer weiß was da jetzt kommt, aber sie sagte nur freundlich 'Hallo' und meinte, das sie sich bei mir entschuldigen wollte, weil sie mich und meine Mum so stehen lassen hat, aber sie konnte mit dem was ich ihr da gesagt habe in dem Moment nicht so wirklich was anzufangen, aber sie hätte darüber nachgedacht und wenn es mir gefällt ein Kopftuch zu tragen und mich so zu kleiden und wenn ich das selbst für richtig halte dann soll ich es ruhig tun, früher haben Christinnen ja auch ein Kopftuch getragen und dafür Sorge getragen, daß sie sich sittsam und anständig kleiden, warum sollte es also schlimm sein, wenn sich Mädchen oder junge Frauen auch heute wieder auf solche Werte besinnen?!
Seitdem ich sichtbar ein Kreuz um den Hals trage kommen solche "Verwechslungen" kaum noch vor, allerdings werde ich jetzt auch öfter wegen dem Kreuz UND dem Kopftuch angesprochen. Allerdings habe ich auch kein Problem damit, wenn man mich für eine Muslima hält, denn es ist schließlich keine Schande eine Muslima zu sein - und mal abgesehen von Religionszugehörigkeit bin ich ja im Prinzip auch eine Muslima, was mein Denken, meine Kleidung, meine Einstellung usw. betrifft. Ich kläre solche Missverständnisse nur noch auf, wenn es unbedingt nötig ist, oder ich mit der Person noch öfter zu tun habe.
Aber zurück zu Weihnachten mit Kopftuch: mittlerweile ist es für mich normal, das Kopftuch auch an Weihnachten zu tragen und ich fühle mich insbesondere an diesen Tagen viel frommer und besinnlicher und kann mich auch mit meinen Tüchern und langen Kleidern (bzw. Abayas) festlicher und eleganter kleiden und zurecht machen. Die Feiertage mit Kopftuch und schön festlich gekleidet zu verbringen ist jedes Jahr aufs neue was besonderes für mich und das Kopftuch steht für mich auch nicht mehr im Widerspruch zum christlichen Weihnachtsfest, denn zum einen feiere ich Weihnachten nicht mit meiner Kleidung, sondern mit meinem Glauben und meinem Herzen und früher war es durchaus auch bei Christinnen üblich den Kopf zu bedecken und sittsame lange Kleidung zu tragen, die nichts vom Körper zeigte - insbesondere an so hohen Feiertagen.
Dieses Jahr hat mir meine Partnerin eine besondere Freude gemacht, sie meinte ein paar Tage vor Weihnachten zu mir, daß sie an Weihnachten auch gerne ein Kopftuch tragen und sich wie ich kleiden möchte und da wir zwischen den Feiertage frei haben, würde sie sich so auch gern die ganze nächste Woche kleiden und mit mir auch so ins neue Jahr gehen. Das würde sie toll finden, und da sie indirekt von mir verlangt, daß ich mich für sie so kleide (was solange ich es selber so will allerdings keine große Rolle spielt), sollte sie zumindest mal ein paar Tage in meinen Schuhen oder besser gesagt 'in meiner Kleidung' laufen, um zu sehen, wie das so ist.
Sie hat schon des öfteren selbst ein Kopftuch getragen, aber meistens beschränkte sich das eher auf einen Nachmittag oder einen Abend, manchmal auch ein ganzer Tag - ganz selten aber mal an zwei oder mehr Tagen nacheinander. Und nun wollte sie es gleich elf Tage am Stück tragen?
Natürlich hab ich ihr sofort bereitwillig Klamotten, wie lange Röcke, Kleider, Blusen und Tücher von mir rausgesucht und ihr Outfits zusammengestellt und diese dann für sie in den Kleiderschrank im Gästezimmer gehängt. Wir sind ja zum Glück gleich groß und haben dieselbe Größe.
Und Heiligabend hatte sie dann morgens als sie zum Frühstück runterkam auch schon einen langen Rock und ein langärmeliges Shirt an und dazu ein Kopftuch auf, was sie mittlerweile auch selbst binden kann.
Nach dem Frühstück fuhren wir ganz selbstverständlich zusammen so Einkaufen und gingen auch Abends zusammen so in die Kirche. Danach zogen wir uns beide eine festliche Abaya und ein dazu passendes Kopftuch an und machten Bescherung und aßen zu Abend und danach machten wir es uns auf dem Sofa bequem und sahen fern.
Gestern am 1.Weihnachtsfeiertag als meine Mum und meine Schwester zum Essen und zum Kaffee da waren trugen wir die festlichen Abaya-Kleider wieder. Natürlich wunderten sich meine Mum und meine Schwester schon ein wenig, daß Nicole auch Kopftuch trägt, aber nachdem wir ihnen erzählten was sie vor hat, fanden sie die Idee toll.
Heute sind wir etwas legerer gekleidet, lange Röcke, Blusen zum Rock passende Blazer und einfache Kopftücher. Wir fahren heute Nachmittag, am 2. Weihnachtsfeiertag noch zu Nicoles Eltern zum Kaffee. Sie hat sie am Telefon schon auf ihr Outfit vorbereitet - mich kennen sie ja nur so.
Es ist schon ein wenig komisch meine Liebste so zu sehen - ich meine daß sie immer nur Röcke und Kleider trägt, bin ich ja schon gewohnt, sie hat vor anderthalb Jahren mir zuliebe aufgehört Jeans und Hosen anzuziehen und angefangen nur noch Röcke und Kleider zu tragen. Da sie im Job eh nur Röcke trägt und Jeans und Hosen eh nur in der Freizeit in Frage kamen, war das keine große Umstellung für sie.
Aber sie jetzt auch noch jeden Tag mit Kopftuch zu sehen und das noch bis nächste Woche Sonntag, ist schon etwas komisch für mich. Denn bisher war ich in unserer Beziehung das Kopftuchmädchen bzw die Kopftuchträgerin, während sie "normal" gekleidet war und eben kein Kopftuch trug, weil sie keines tragen brauchte, mußte oder wollte, je nachdem wie man es sieht. Das Kopftuch unterschied uns, jetzt wo wir im Moment beide eins tragen, stellt uns das auf dieselbe Stufe und macht uns gleich obwohl wir es nicht sind. Meine Partnerin hat bei uns in der Beziehung das Sagen, sie bestimmt alles was es zu bestimmen gibt, sie leitet, dirigiert und regiert, wenn man das so sagen kann und das ist auch vollkommen okay so, denn in einer Beziehung muß einer das Sagen haben, wenn beide gleichviel zu sagen haben, dann funktioniert es nicht. In der Beziehung symbolisiert das Kopftuch (wie ich finde) Unterwürfigkeit, Unterordnung und Gehorsam dem Partner gegenüber, was für mich selbst und für unsere Beziehung auf jeden Fall zutrifft. Jetzt, wo sie momentan auch ein Kopftuch trägt ist die Rollenverteilung zwar dieselbe geblieben und mit Kopftuch achte und respektiere ich sie genauso wie ohne Kopftuch. Es ist halt nur komisch, weil es nach außen hin nicht mehr erkennbar ist, wer das Sagen bei uns hat.
Da wir uns aber in der Öffentlichkeit eigentlich nie als lesbisches Paar zu erkennen geben, da ich zum einen muslimische Schwestern nicht in Misskredit bringen möchte, indem ich als, nach muslimischer Mode gekleidete Frau, meine lesbischen Neigungen offen bzw. öffentlich auslebe und ich zum anderen finde, das der Austausch von Zärtlichkeiten und anderen Intimitäten nichts in der Öffentlichkeit verloren hat und nur zu Hause in der eigenen vier Wänden stattfinden sollte.
Aber wenn wir z.B. in einem Geschäft, Restaurant oder Café sind, wenn sie einen knielangen Rock und kein Kopftuch trägt, dann ist grundsätzlich sie diejenige, an die das Wort gerichtet, mich lässt man als Kopftuchträgerin erstmal außen vor, was mir zum einen ganz Recht ist und mir zum anderen auch wieder das Gefühl gibt, daß meine Partnerin über mir steht. Wie das ist, wenn wir beide ein Kopftuch tragen weiß ich nicht, aber wäre mal spannend das rauszufinden.
Meine Partnerin könnte das Kopftuch nicht wie ich ständig tragen, schon allein wegen ihrer Arbeit nicht, weil es in ihrem Job sicher nicht akzeptiert werden würde, wenn sie ein Kopftuch trägt. Außerdem paßt ein Kopftuch nicht so wirklich zu Buisness-Kostümen, selbst wenn es eins mit langem Rock ist, wovon Nicole auch ein paar besitzt. Allerdings hat sie schon mal die Option geäußert, daß sie es ja immer in der Freizeit und an den Wochenenden tragen könnte. Aber ob mir das so recht wäre? Eigentlich möchte ich in der Beziehung für Kopftuchträgerin sein, während sie tragen kann was sie will und auch die Freiheit hat zu tragen was sie will.
Naja, aber ich finde es auf jeden Fall ganz toll, daß sie es mal über einen etwas längeren Zeitraum tragen will und es wird bestimmt schön. Danach sehen beide klarer, Sie, ob es was für sie wäre ständig ein Kopftuch zu tragen und ich ob es was für mich wäre, wenn meine Ehefrau auch Kopftuch und muslimischen Damen Hijab-Mode trägt.
Ich bin ja mal gespannt wie es wird und ob sie es die nächste Woche durch hält. Ich werde dann berichten.
Liebe Grüße
Amirah (Diana)