Ich finde es doch immer wieder erstaunlich, wie viele solcher Berichte man im Internet finden kann, wenn man nur ein wenig danach sucht - wo das Kopftuch doch so umstritten ist. Aber wahrscheinlich weckt gerade die Diskussion darum bei vielen die Neugier darauf, mal zu sehen, wie das ist im Alltag bzw. auf der Straße so gekleidet zu sein und wie es sich so anfühlt. Und nicht jede Frau, die es mal ausprobiert, schreibt auch darüber und veröffentlicht es dann im Internet. So wird es dann sicher noch ein paar mehr geben, die es mal so just for fun irgendwann mal ganz für sich ausprobieren um die Erfahrungen mit in den Alltag zu nehmen und danach Frauen mit Kopftuch mit etwas anderen Augen zu sehen.
Und daran finde ich absolut nichts verkehrtes, denn es einfach mal für einen Tag auszuprobieren kann helfen Vorurteile abzubauen. Wenn man allerdings wissen möchte, wie sich eine Frau damit im Alltag so fühlt, wie der Alltag so aussieht und was sie für Probleme hat, reicht das allerdings nicht, denke ich, da sollte man es dann schon ein paar mal wiederholen oder sich gleich ein paar Tage dafür Zeit nehmen, denn erst wenn man sich ein wenig an das Kopftuch gewöhnt hat und es sich fast "normal" anfühlt damit draußen rumzulaufen, hat man auch den Kopf freier um alles was so um einen herum passiert ein wenig distanzierter zu sehen und so eben nicht gleich alles auf sich selbst und sein auftreten zu beziehen.
Meine Liebste hat mir nach dem Ausflug in die Stadt auch von einer anfänglichen Unsicherheit berichtet - genauso wie andere Frauen, die es mit mir zusammen schon einmal ausprobiert haben, wie z.b. meine Mutter, meine Schwester und ein paar gute Freundinnen.
Warum ich das alles erzähle? Weil die Schreiberin, denke ich mal, auch unter dieser anfänglichen Unsicherheit ein paar Begebenheiten, die sich zugetragen haben in den falschen Hals bekommen oder einfach nur überbewertet hat, denn so extrem wie sie es teilweise beschreibt kommt es mir gar nicht vor - aber lest selbst der Originaltext findet sich auf dieser Webseite: NEON: Einen Tag mit Kopftuch - Ein Selbstversuch
JesusJudas09.10.2006, 13:15 Uhr 27 7
Einen Tag mit Kopftuch- Ein Selbstversuch
Zehn Uhr und ich war immer noch zu Hause, ich hätte schon längst am Markt sein sollen, aber bis so ein Kopftuch richtig sitzt bedarf es seiner Zeit.
Ganz besonders wenn man es das erste Mal bindet. Wir hatten uns ohne Fahrrad verabredet, aber da ich nun so spät dran war hatte ich leider keine Wahl. Als ich dann durch eine Straße gefahren bin, die für ihren hohen Ausländeranteil, speziell muslimische, bekannt war war mir dann aber doch sehr mulmig zu Mute. Ich konnte mich nicht daran erinnern je eine Frau mit Kopftuch auf einem Fahrrad gesehen zu haben. Aber achtete ich da im Alltag tatsächlich so stark drauf? Vielleicht ist es mir einfach nicht aufgefallen, weil ich es nicht für ungewöhnlich gehalten habe. Wie auch immer, ich war froh als ich den Drahtesel angeschlossen hatte und mir diese Gedanken nicht mehr machen musste.
Die letzten Meter zu Fuß dann, kam mir ein junges Pärchen entgegen und als Sie mich sah drehte sie sich erschrocken zu Ihrem Freund um und meinte „ wie furchtbar!“.... Eine Bemerkung die wohl eher bei einem Unfall angemessen wäre. Anscheinend hatte sie gedacht, dass man mit dem Tuch über den Ohren nichts mehr hört, sonst hätte sie sich in Ihrer Lautstärkenregelung wohl etwas zusammengerissen.
Um zehn nach Zehn hatte ich es dann endlich auch zum Kröpcke geschafft. Die Anderen waren schon angekommen. Heute sollten wir los ziehen. Emel und ich in muslimischer Kluft begleitet von unseren Mitpraktikantinnen, die versuchen wollten einen Teil des Ausflugs zu dokumentieren. Unsere erste Station war eine Bank in der Nähe vom Kröpcke wo wir schon mal ein paar Fotos machen wollten. Direkt hinter uns saßen auf einer anderen Bank ein Junge und zwei Mädchen von denen wohl eine seine Freundin war. Er war auf jeden Fall Türke, ob es die Mädchen waren konnte man nicht so genau sagen. Er wird uns wohl gesehen haben, denn auf einmal hörte ich wie er zu dem Mädchen hoffnungsvoll meinte: „ So will ich dich in ein paar Jahren auch mal sehen.“ „ wie jetzt?“ Sie hatte uns wohl noch nicht gesehen. „ Na mit Kopftuch!“ erläuterte er. „ Ist doch nicht schlimm.“ meinte sie und wollte noch etwas sagen aber da fuhr er ihr schon über den Mund „ Ach , das hältst du doch gar nicht aus!“ Unterhaltung beendet.
Das Wetter war schön und es wurde langsam wärmer. Unter dem Kopftuch, den Knöchel, Hals und Handgelenke bedeckenden Kleidern stiegen die Temperaturen und ich musste ständig am Tuch rumzippeln um sicher zu gehen, dass noch alles bedeckt war. Mein erstes Fazit war also:
Unpraktisch.
Der morgentliche Kaffeedurst führte uns in die Altstadt. Es waren schon recht viele Menschen an diesem Vormittag unterwegs. Normalerweise schaue ich entgegenkommenden Passanten gern ins Gesicht aber diesmal war es irgendwie anders. Sobald mich jemand ansah, insbesondere Männer, konnte ich keinem Blick standhalten und hatte sofort das Bedürfnis meinen Blick abzuwenden oder auf den Boden zu sehen. Als wenn mich das Kopftuch zu den, damit verbundenen Verhaltensregeln, ermahnen würde. Dass für Erinnerungen an den Codex nicht nur das Kopftuch zuständig ist sollte ich später noch feststellen .Im Café kam dann von Emel die ersehnte Aufklärung über die Kopftuch vs. Fahrrad – Geschichte. Es wäre wohl tatsächlich nicht erlaubt oder gern gesehen wenn Frauen Rad fahren , weil dabei das „Geschlecht gerieben wird“. Hab ich da irgendwas verpasst? Ich fahre seit Jahren mit dem Rad zu Arbeit und zur Schule aber kein einziges Mal davon würde ich als sexuelles Erlebnis durchgehen lassen. Das Fahrrad blieb trotzdem dort wo ich es zurück ließ, denn ich wollte versuchen mich meiner Rolle anzupassen und möglichst keine Gotteslästerung betreiben.
Nachdem wir uns gestärkt hatten sollte es dann weitergehen. Einkaufen, Eindrücke sammeln. Eingekauft habe ich nichts , denn was hätte das sein sollen?! Die bunte Spitzenunterwäsche hab ich mich nicht einmal getraut anzusehen, die Bluse die mir gefallen hat, hatte halblange Ärmel, die Röcke waren zu kurz und, und , und.
Letztendlich habe ich mich in eine Buchhandlung verzogen und habe ein wenig gestöbert. Nichts interessantes, was mich interessierte hatte ich schon. Aber an einem Buch konnte ich dann doch nicht vorbei. Als ich den Koran bezahle schaut mich die Kassiererin an als würde sie denken: „ man sollte immer zuerst das klein Gedruckte lesen.“ Denn an meinem Kopftuch sah man ja , dass ich diesen Vertrag längst unterschrieben hatte.
Am häufigsten kam es vor , dass mich junge Türkinnen oder Araberinnen ohne Kopftuch mit einem Ausdruck von Unverständnis ansahen. Dies lässt viele Deutungen zu, aber keine davon ist zur Niederschrift geeignet. Ansonsten hab ich auf meiner Shopping-tour keine erwähnenswerten Reaktionen bemerkt. Das meiste war doch immer nur in meinem Kopf. Ich war zurückhaltender, habe Augenkontakt vermieden und hab meine Alles verhüllende Strickjacke zugezogen sobald ich gemerkt hab , dass mich jemand ansieht. Zweites Fazit: Kopftuch = Kopfsache !
Zum Mittagessen hatten wir verabredet Zeit versetzt in die Mensa zu gehen. Für mich gab es leider kein Schnitzel, denn Schweinefleisch sollte ja heute zu meinen Tabus gehören. Bis auf ein paar Seitenblicke , die ich wohl auch mit einer auffälligen Jacke oder Frisur erregt hätte, verlief alles ganz normal. Kein Unterschied zu sonst. Nicht einmal als ich auf der Terrasse den Koran durchstöbert habe. Hier scheint man tolerant zu sein, hier ist alles bekannt.
Das Gleiche galt für den Park. Die Blicke die hier kamen waren ohne Wertung. Man schaut eben.
Den Abschluss des Tages sollte ein gemeinsamer Besuch im Reisebüro bilden. Wir wollten uns über eine Pilgerfahrt nach Mekka erkundigen. Das schien der jungen Fachkraft zwar neu aber keinesfalls abwegig zu sein. Kollegin gefragt, Atlas geholt und es konnte los gehen. Auch dass wir das letzte Stück nach Mekka zu Fuß zurücklegen wollten stieß bei ihr nicht auf Unverständnis. Nur von einem 500 Kilometermarsch durch die Wüste hatte sie uns abgeraten. Verständlich.
Das wir dort lieber in einem einfachen Gästehaus statt in einem 5 Sterne Hotel nächtigen würden war ihr auch schon klar. Das Hilton gibt es zwar auch in Mekka, aber das wäre ja Blasphemie, lachte sie. Drittes Fazit: Neckermann- Malle oder Mekka.. whatever you want!
Damit war das Experiment für uns beendet, uns stand zwar noch der Heimweg bevor, aber was war da noch groß zu erwarten? Am Steintor traf ich einen Bekannten der mich gut 20 Stunden zuvor noch gut angetrunken im Kulturpalast erlebt hatte. Nun stand ich ihm in Kopftuch gegenüber, das bedurfte natürlich einer Erklärung. Mit jeder Sekunde die dieses Gespräch dauerte wurde mir jedoch mulmiger, denn etwas 10 Augenpaare türkischer älterer Männer musterten mich strafend. Ich beschloß mich rasch zu verabschieden um mich von dieser unangenehmen Lage zu befreien. Außerdem war ich noch mit Steffen verabredet. Das Kopftuch hatte ich eigentlich nur noch auf, weil sich darunter eine zerstörte Frisur befand und um Steffen eine Lacher zu bescheren.
Also Kaffee bei Balzac geholt und vor die Tür gesetzt. Es hätte so schön sein können, wenn Steffen nicht zehn Minuten später und fünf grimmig guckende Moslems später die Angst überfallen hätte, heute noch Ärger zu kriegen. Viertes Fazit: Big Brother`s watching you.
Für mich ging es nach Hause. Strickjacke, lange Hose und Kopftuch gegen luftiges Sommeroutfit getauscht und endlich konnte ich mein Fahrrad abholen.
Die letzten Meter zu Fuß dann, kam mir ein junges Pärchen entgegen und als Sie mich sah drehte sie sich erschrocken zu Ihrem Freund um und meinte „ wie furchtbar!“.... Eine Bemerkung die wohl eher bei einem Unfall angemessen wäre. Anscheinend hatte sie gedacht, dass man mit dem Tuch über den Ohren nichts mehr hört, sonst hätte sie sich in Ihrer Lautstärkenregelung wohl etwas zusammengerissen.
Um zehn nach Zehn hatte ich es dann endlich auch zum Kröpcke geschafft. Die Anderen waren schon angekommen. Heute sollten wir los ziehen. Emel und ich in muslimischer Kluft begleitet von unseren Mitpraktikantinnen, die versuchen wollten einen Teil des Ausflugs zu dokumentieren. Unsere erste Station war eine Bank in der Nähe vom Kröpcke wo wir schon mal ein paar Fotos machen wollten. Direkt hinter uns saßen auf einer anderen Bank ein Junge und zwei Mädchen von denen wohl eine seine Freundin war. Er war auf jeden Fall Türke, ob es die Mädchen waren konnte man nicht so genau sagen. Er wird uns wohl gesehen haben, denn auf einmal hörte ich wie er zu dem Mädchen hoffnungsvoll meinte: „ So will ich dich in ein paar Jahren auch mal sehen.“ „ wie jetzt?“ Sie hatte uns wohl noch nicht gesehen. „ Na mit Kopftuch!“ erläuterte er. „ Ist doch nicht schlimm.“ meinte sie und wollte noch etwas sagen aber da fuhr er ihr schon über den Mund „ Ach , das hältst du doch gar nicht aus!“ Unterhaltung beendet.
Das Wetter war schön und es wurde langsam wärmer. Unter dem Kopftuch, den Knöchel, Hals und Handgelenke bedeckenden Kleidern stiegen die Temperaturen und ich musste ständig am Tuch rumzippeln um sicher zu gehen, dass noch alles bedeckt war. Mein erstes Fazit war also:
Unpraktisch.
Der morgentliche Kaffeedurst führte uns in die Altstadt. Es waren schon recht viele Menschen an diesem Vormittag unterwegs. Normalerweise schaue ich entgegenkommenden Passanten gern ins Gesicht aber diesmal war es irgendwie anders. Sobald mich jemand ansah, insbesondere Männer, konnte ich keinem Blick standhalten und hatte sofort das Bedürfnis meinen Blick abzuwenden oder auf den Boden zu sehen. Als wenn mich das Kopftuch zu den, damit verbundenen Verhaltensregeln, ermahnen würde. Dass für Erinnerungen an den Codex nicht nur das Kopftuch zuständig ist sollte ich später noch feststellen .Im Café kam dann von Emel die ersehnte Aufklärung über die Kopftuch vs. Fahrrad – Geschichte. Es wäre wohl tatsächlich nicht erlaubt oder gern gesehen wenn Frauen Rad fahren , weil dabei das „Geschlecht gerieben wird“. Hab ich da irgendwas verpasst? Ich fahre seit Jahren mit dem Rad zu Arbeit und zur Schule aber kein einziges Mal davon würde ich als sexuelles Erlebnis durchgehen lassen. Das Fahrrad blieb trotzdem dort wo ich es zurück ließ, denn ich wollte versuchen mich meiner Rolle anzupassen und möglichst keine Gotteslästerung betreiben.
Nachdem wir uns gestärkt hatten sollte es dann weitergehen. Einkaufen, Eindrücke sammeln. Eingekauft habe ich nichts , denn was hätte das sein sollen?! Die bunte Spitzenunterwäsche hab ich mich nicht einmal getraut anzusehen, die Bluse die mir gefallen hat, hatte halblange Ärmel, die Röcke waren zu kurz und, und , und.
Letztendlich habe ich mich in eine Buchhandlung verzogen und habe ein wenig gestöbert. Nichts interessantes, was mich interessierte hatte ich schon. Aber an einem Buch konnte ich dann doch nicht vorbei. Als ich den Koran bezahle schaut mich die Kassiererin an als würde sie denken: „ man sollte immer zuerst das klein Gedruckte lesen.“ Denn an meinem Kopftuch sah man ja , dass ich diesen Vertrag längst unterschrieben hatte.
Am häufigsten kam es vor , dass mich junge Türkinnen oder Araberinnen ohne Kopftuch mit einem Ausdruck von Unverständnis ansahen. Dies lässt viele Deutungen zu, aber keine davon ist zur Niederschrift geeignet. Ansonsten hab ich auf meiner Shopping-tour keine erwähnenswerten Reaktionen bemerkt. Das meiste war doch immer nur in meinem Kopf. Ich war zurückhaltender, habe Augenkontakt vermieden und hab meine Alles verhüllende Strickjacke zugezogen sobald ich gemerkt hab , dass mich jemand ansieht. Zweites Fazit: Kopftuch = Kopfsache !
Zum Mittagessen hatten wir verabredet Zeit versetzt in die Mensa zu gehen. Für mich gab es leider kein Schnitzel, denn Schweinefleisch sollte ja heute zu meinen Tabus gehören. Bis auf ein paar Seitenblicke , die ich wohl auch mit einer auffälligen Jacke oder Frisur erregt hätte, verlief alles ganz normal. Kein Unterschied zu sonst. Nicht einmal als ich auf der Terrasse den Koran durchstöbert habe. Hier scheint man tolerant zu sein, hier ist alles bekannt.
Das Gleiche galt für den Park. Die Blicke die hier kamen waren ohne Wertung. Man schaut eben.
Den Abschluss des Tages sollte ein gemeinsamer Besuch im Reisebüro bilden. Wir wollten uns über eine Pilgerfahrt nach Mekka erkundigen. Das schien der jungen Fachkraft zwar neu aber keinesfalls abwegig zu sein. Kollegin gefragt, Atlas geholt und es konnte los gehen. Auch dass wir das letzte Stück nach Mekka zu Fuß zurücklegen wollten stieß bei ihr nicht auf Unverständnis. Nur von einem 500 Kilometermarsch durch die Wüste hatte sie uns abgeraten. Verständlich.
Das wir dort lieber in einem einfachen Gästehaus statt in einem 5 Sterne Hotel nächtigen würden war ihr auch schon klar. Das Hilton gibt es zwar auch in Mekka, aber das wäre ja Blasphemie, lachte sie. Drittes Fazit: Neckermann- Malle oder Mekka.. whatever you want!
Damit war das Experiment für uns beendet, uns stand zwar noch der Heimweg bevor, aber was war da noch groß zu erwarten? Am Steintor traf ich einen Bekannten der mich gut 20 Stunden zuvor noch gut angetrunken im Kulturpalast erlebt hatte. Nun stand ich ihm in Kopftuch gegenüber, das bedurfte natürlich einer Erklärung. Mit jeder Sekunde die dieses Gespräch dauerte wurde mir jedoch mulmiger, denn etwas 10 Augenpaare türkischer älterer Männer musterten mich strafend. Ich beschloß mich rasch zu verabschieden um mich von dieser unangenehmen Lage zu befreien. Außerdem war ich noch mit Steffen verabredet. Das Kopftuch hatte ich eigentlich nur noch auf, weil sich darunter eine zerstörte Frisur befand und um Steffen eine Lacher zu bescheren.
Also Kaffee bei Balzac geholt und vor die Tür gesetzt. Es hätte so schön sein können, wenn Steffen nicht zehn Minuten später und fünf grimmig guckende Moslems später die Angst überfallen hätte, heute noch Ärger zu kriegen. Viertes Fazit: Big Brother`s watching you.
Für mich ging es nach Hause. Strickjacke, lange Hose und Kopftuch gegen luftiges Sommeroutfit getauscht und endlich konnte ich mein Fahrrad abholen.
Ich fand diesen Bericht sehr amüsant geschrieben ;) Und zum Teil auch sehr authentisch - in den meisten Fällen ist man den Leuten mit Kopftuch tatsächlich ziemlich gleichgültig, sie schauen zwar, aber doch eher neutral, so wie man wahrscheinlich auch ohne Kopftuch angesehen würde. Und man wird mit Kopftuch auch oft nicht viel anders behandelt als wenn man keins tragen würde. Aber natürlich achtet man auf die Reaktionen der Leute viel eher und viel mehr, wenn man es nicht gewohnt ist es zu tragen. Von daher kann ich ihrem Fazit: Kopftuch = Kopfsache eigentlich nur zustimmen.
Am meisten mußte ich bei der Sache mit dem Fahrrad schmunzeln :D Denn das war mir wirklich neu - ich fahre auch oft und viel Fahrrad und sehe auch des öfteren mal Frauen und Mädchen mit Kopftuch Fahrrad fahren, wo ist also das besondere daran? Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass es vielleicht damit zu tun hat, das man als Frau mit der Scham nun mal direkt auf dem schmalen Teil des Sattels sitzt und sich das ... nun ja, auch mal reiben könnte *grins* aber ich kann mich nicht daran erinnern jemals beim Fahhrrad fahren erotische Gefühle gehabt zu haben *lach* Sollte es aber jemals einen Sattel geben, der das verspricht,... wäre ich nicht abgeneigt, den mal auszuprobieren... *grins*
Ich habe mal gegoogelt und dabei herausgefunden, das es in Islamischen Ländern zwar nicht unbedingt verboten ist das Frauen Fahrrad fahren, aber es ist zumindest verpönt. Eine andere Erklärung, die ich dabei gefunden habe war, daß beim Fahrradfahren die Klamotten evtl. doch mal verrutschen können und so mehr preisgeben könnten, als sie eigentlich sollten und das durch den Fahrtwind die Kleidung enger anliegt als sie sollte und man so mehr zeigt als evtl. gewünscht und das es halt deswegen vermieden werden sollte. Diese Erklärung erscheint mir dann doch plausibler als die mit den erotischen Gefühlen - wobei ich letzteres immer noch sehr interessant finden würde... *grins*
Was ich zudem noch etwas übertrieben fand, war das mit dem Koran und der Reise nach Mekka - finde ich so ein bißchen klischeehaft, aber da es wohl um ein Studienprojekt, bei dem es zum einen um das eigene befinden und die Reaktionen der Leute ging, ist das wohl schon okay.
Das die Klamotten, insbesondere das Kopftuch ständig verrutschen und man immer dran rumzuppeln muß, kann ich so auch nicht bestätigen. Bei mir sitzt immer alles bombenfest. Aber das ist wohl mehr eine Gewohnheitssache - sie hat es zum ersten mal umgebunden und da zu erwarten, daß es gleich 100%ig sitzt, erst recht, wenn man nicht so recht weiß wie es richtig gebunden wird ist doch etwas viel verlangt.
Und das einem mit den langen Klamotten nun sehr warm ist, naja, das ist zum einen wohl Auslegungs- und Gewohnheitssache. Und es kommt auch sehr darauf an, aus welchen Stoffen die Kleidung ist - sicher wäre es in kurzen Sachen imme noch kühler, aber man gewöhnt sich mit der Zeit dran und wenn man zudem auch noch die Stoffe richtig zum Wetter auswählt, dann läßt es sich schon aushalten. Und so unpraktisch ist es auch nicht, von daher also Kopftuch = Gwohnheitssache.
Das man von türkischen bzw. arabischen Männer grimmig angeschaut wird ist mir so noch nicht direkt aufgefallen, allerdings hab ich da so auch noch nicht drauf geachtet.
Aber von aufgestylten türkischen bzw. arabisch aussehenden jungen Frauen, die kein Kopftuch tragen werde ich auch des öfteren verächtlich angeschaut - als wenn sie sagen wollten "Verräterin, schau wie wir rumlaufen und sieh Dich mal an." Vielleicht liegt es wohl auch eher daran, das sie mir ansehen, dass ich deutsche bin und mich mit dem Kopftuch für eine Konvertierte halten. Aber es hat mich (zum Glück) auch noch keine drauf angesprochen oder blöd angemacht.
Blöde Sprüche in meine Richtung oder getuschel hinter vorgehaltener Hand kommt natürlich auch hin und wieder vor, aber eher selten und ich achte da eigentlich kaum noch drauf - sollen sie doch denken was sie wollen. Würde ich im Mini und ärmellosen Top rumlaufen, würden wahrscheinlich andere tuscheln und lästern, also geb ich da nichts drauf.
Nerviger sind da schon die mitleidigen Blicke, die mir manche zuwerfen, weil sie wohl immer noch glauben, das ie meisten Frauen dazu gezwungen werden, Kopftuch zu tragen und sich nicht vorstellen können, dass es welche gibt, die es freiwillig tragen und tragen wollen.
Das einen das Kopftuch, wie sie es beschreibt, dazu mahnt sich an die damit verbundenen Verhaltensregeln zu halten, kann ich so tatsächlich bestätigen.
(Sobald mich jemand ansah, insbesondere Männer, konnte ich keinem Blick standhalten und hatte sofort das Bedürfnis meinen Blick abzuwenden oder auf den Boden zu sehen. Als wenn mich das Kopftuch zu den, damit verbundenen Verhaltensregeln, ermahnen würde.)Allerdings ist das auch wieder so eine Kopfsache, man muß diese Regeln natürlich kennen und sich auch daran halten wollen. Ich halte mich auch mehr oder weniger an die mit dem tragen des Kopftuchs verbundenen Verhaltensregeln, zum einen, weil ich einige durchaus nicht schlecht finde, zum anderen aber wohl auch um nicht aufzufallen ;). So habe ich die letzten Tage mal ein wenig drauf geachtet - und ich wende tatsächlich meinen Blick ab, oder senke ihn zu Boden, sobald mich ein Mann ansieht - das geschieht sogar mittlerweile fast schon ganz automatisch. Aber ich mache das wohl auch eher, weil ich das so möchte - ich versuche normalerweise sowieso den Kontakt zu Männern zu vermeiden und so vermeide ich es auch ihnen direkt ins Gesicht zu sehen - klingt etwas verrückt ich weiß. Aber zum einen steh ich eher auf Frauen und zum anderen bin ich in festen Händen - und zwar in denen einer Frau, von daher interessieren mich die Männer nicht besonders, so daß ich auch nicht mit ihnen flirten will und wenn man sie ansieht wirft man ihnen doch schnell mal ein unbedachtes lächeln zu und sie sehen sich gleich genötigt einen anzusprechen und diesen Grund dazu will ich ihnen halt nicht geben oder ihnen sonstige Hoffnungen machen - und wer hat schon mal eine Muslima gesehen, also eine Frau mit Kopftuch, die mit Männern flirtet?! das wäre doch schon etwas auffällig ;) Und das will ich ja auch gar nicht.
Aber sie hat schon recht, man ist mit Kopftuch im allgemeinen tatsächlich stiller, schüchterner und zurückhaltender, was ich aber nicht wirklich als Nachteil sehe - meine Liebste mag diese Eigenschaften.
Naja, das war's dann auch schon, was ich dazu noch aus eigener Sicht sagen wollte, falls mich da irgendjemand korrigieren oder ergänzen möchte - nur zu,... ;)
4 Kommentare:
Ich finde es gut, dass Du dich so kleidest, wie Du dich wohlfühlst, egal wie. :)
Ich hatte mal selbst aus Spaß ausprobiert ein Kopftuch zu tragen, aber mir fehlt sofort das Gefühl, dass ich mit meinen Haaren dann nicht so viel machen kann. Zwar kann man sie auch stylen, aber ich finde es schön, wenn man es auch sieht.
Aber recht hast Du: Man kann mit der Kleidung bestimmen, wie viel andere von einem sehen. Ich selbst mag es nicht, wenn ich oder auch andere Frauen so rumlaufen, als würden sie nach Freiern suchen. Man kann sich zwar kurz kleiden, gar kein Problem, aber viele junge Frauen haben einfach keinen Sinn für Stil mehr.
Sich halbnackt zu kleiden ist nicht schwer, Stil zu haben dagegen jedoch sehr, habe ich mal gehört. :D
Außerdem ist auch dann das Geheimnis der Frau weg, wenn man schon fast alles sieht. Finde es daher gut, mal hier von einer jungen Frau zu lesen, die Stil hat und weiß sich gut zu kleiden. :)
Liebe Grüße und einen schönen Wochenstart.
@Lily: Hallo Lily, danke für Deinen lieben Kommentar - hab ich ich mich wirklich sehr drüber gefreut und er hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Schön, daß es Dir gefällt, dass ich mich so kleide wie ich mich wohlfühle - und das ganz egal wie. Und ich muß sagen, SO gekleidet, wie eine Muslima - sprich mit langen Röcken und Kopftuch fühle ich mich tatsächlich am wohlsten - ich mag wie ich damit aussehe und wie es sich anfühlt so gekleidet zu sein. Und es gefällt mir, das niemand etwas von mir sieht, was er nicht sehen soll - zumindest nichts, was ihn nichts angeht.
Ich finde es toll, dass Du aus Spaß selber schon einmal ausprobiert hast ein Kopftuch zu tragen, aber es ist halt nicht jedermanns Sache eins zu tragen und Dein Argument, das man dann mit den Haaren nicht allzuviel machen kann verstehe ich voll ganz. Dafür liebe ich die unzähligen Styling-Möglichkeiten, die mir das Kopftuch bietet, denn es gibt so viele Farben, Muster und Binde-/Wickeltechniken, daß ich wenn ich will jeden Tag anders aussehen und was anderes machen kann - zusätzlich bieten die Klamotten noch jede Menge Kombinationsmöglichkeiten. Und was meine Haare angeht, so kann ich damit machen, was ich will, ohne dass sie jeder sieht - so habe ich sie zum Beispiel für meine Freundin rot gefärbt - noch intensiver als Deins - denn sie steht drauf. Mir gefällt es zwar, aber ich würde so nicht unbedingt draußen rumlaufen - aber da ich ja Kopftuch trage, sieht es außer ihr und einigen guten Freundinnen ja keiner ;)
Das ist halt das schöne daran, daß man mit dieser Kleidung bestimmen kann, wer was und wieviel von einem sehen kann - es ist nun mal mein Körper und auf der Straße geht es keinen was an, wie meine Beine, Po oder Brüste aussehen - oder eben, wie ich mit Haaren aussehe - ist ja auch für die meisten Leute oder den Umgang mit Ihnen gar nicht wichtig - sie können froh sein, daß sie überhaupt mein Gesicht sehen dürfen *Lach* (nein einen Gesichtsschleier würde ich nie tragen, ich habe es zwar schon ein paar mal probiert, aber das wäre nichts für mich,... das Gesicht muß schon zu sehen sein)
Ja, Du hast recht, man kann sich zwar kurz kleiden - das mache ich zu Hause ja auch, aber alles hat seine Grenzen und muß dem Anlass entsprechen - wenn ich einige junge Frauen sehe, die mit Tops und Röcken rumlaufen, die ich als Gürtel tragen würde, dann frage ich mich echt was das soll - muß man sich so Bestätigung holen?! Und schauen dürfen die Kerle ja, aber wehe es quatscht sie einer an, dann beschweren sich diese Zicken am lautesten darüber, das sie die Kerle immer blöd anmachen und sie auch nur von Idioten angebaggert werden - kein Wunder, Männer mit Niveau gucken zwar auch, lassen sowas aber wohl eher links liegen.
Minirock ist ja sicher für viele ganz okay, aber bei einer bestimmten länge sollte man sich schon sagen, bis hierher und nicht weiter...
Naja, aber wenn sich junge Frauen die Freiheit nehmen dürfen sich so freizügig und frivol zu kleiden, dann soll sich doch bitte auch niemand beschweren, wenn ich mir die Freiheit nehme, mich bedeckt und züchtig zu kleiden, selbst wenn ich der Religion in der dieser Modestil hauptsächlich getragen wird nicht angehöre oder man mich wegen der Kleidung dieser zuordnet.
Und ja Du hast recht, es reizt mich irgendwie auch um mein Aussehen oder zumindest einen Teil davon ein Geheimnis zu machen, das hat irgendwie was mystisches und geheimnisvolles. ;)
Schön, daß Du diese Art von Kleidung mit Stil haben und gut gekleidet sein in Verbindung bringst und tausend Dank für das nette Kompliment :)
Dir auch einen schönen Wochenstart
LG Diana
Ich habe als zukünftige transsexuelle Frau diese Seite vor einem Jahr mit Befremden gesehen. Ich zog bei meinen Tests nur kurze Röcke und kurzärmlige Oberteile an und trug eine Perücke. Mit Perücke fühlte ich mich aber nicht richtig wohl aber ich brauche etwas auf dem Kopf, da ich Haarausfall habe..Beim Kauf eines Tuches als Schal bei einem türkischen Stand wurde ich von der Verkäuferin angesprochen, ob ich das Tuch zur Probe als Kopftuch anstatt Perücke trage. Ich ging darauf ein und probierte es über einem Untertuch und steckte es mit Nadeln fest. Außerdem wurde ich auf Schals als Kopfbedeckung aufmerksam gemacht. Gleich nach der Anprobe fühlte ich mich richtig wohl und ich empfand mich weiblicher als mit Perücke. Außerdem stellte ich wider Erwarten fest, dass man mit Kopftücher bei weitem im Sommer nicht so schwitzt als mit Perücke. Ich stellte daraufhin meinen Kleidungsstiel auf lange Röcke und langärmlige Oberteile um und ich muss sagen, dass ich mich in dieser Kleidung ausgesprochen wohl fühle. Ich hätte nie gedacht, dass Sie Recht haben. Gestern bei meiner Sitzung bei der Psychologin trug ich einen langen Rock und einen hochgeschlossenen Blazer und ein dazu passendes Kopftuch sowie einen langen türkischen Mantel. Ich fühlte mich sehr wohl und meine Psychologin sagte mir, dass es mir sehr gut steht. Als zukünftige Frau werde ich mich auch orientalisch kleiden und ein Kopftuch tragen, auch wenn mir evtl. Widerstand entgegen schlägt.
Vielen Dank für Ihre Seite
Ursula Barbara
Ich habe als zukünftige transsexuelle Frau diese Seite vor einem Jahr mit Befremden gesehen. Ich zog bei meinen Tests nur kurze Röcke und kurzärmlige Oberteile an und trug eine Perücke. Mit Perücke fühlte ich mich aber nicht richtig wohl aber ich brauche etwas auf dem Kopf, da ich Haarausfall habe..Beim Kauf eines Tuches als Schal bei einem türkischen Stand wurde ich von der Verkäuferin angesprochen, ob ich das Tuch zur Probe als Kopftuch anstatt Perücke trage. Ich ging darauf ein und probierte es über einem Untertuch und steckte es mit Nadeln fest. Außerdem wurde ich auf Schals als Kopfbedeckung aufmerksam gemacht. Gleich nach der Anprobe fühlte ich mich richtig wohl und ich empfand mich weiblicher als mit Perücke. Außerdem stellte ich wider Erwarten fest, dass man mit Kopftücher bei weitem im Sommer nicht so schwitzt als mit Perücke. Ich stellte daraufhin meinen Kleidungsstiel auf lange Röcke und langärmlige Oberteile um und ich muss sagen, dass ich mich in dieser Kleidung ausgesprochen wohl fühle. Ich hätte nie gedacht, dass Sie Recht haben. Gestern bei meiner Sitzung bei der Psychologin trug ich einen langen Rock und einen hochgeschlossenen Blazer und ein dazu passendes Kopftuch sowie einen langen türkischen Mantel. Ich fühlte mich sehr wohl und meine Psychologin sagte mir, dass es mir sehr gut steht. Als zukünftige Frau werde ich mich auch orientalisch kleiden und ein Kopftuch tragen, auch wenn mir evtl. Widerstand entgegen schlägt.
Vielen Dank für Ihre Seite
Ursula Barbara
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